FC Schalke 04: Entlassung von Jens Keller: Ist Image wirklich alles?
Jens Keller konnte beim FC Schalke 04 machen, was er wollte: Die Diskussionen um seine Person sind nie verstummt. Dabei ist seine Bilanz als Trainer beim FC Schalke 04 respektabel. Ein Kommentar.
Am Wochenende ist Horst Heldt von einem Fernsehreporter gefragt worden, ob denn nun, nach der Niederlage in Hoffenheim, die Diskussion um Trainer Jens Keller wieder losgehe. Horst Heldt, der Manager vom FC Schalke 04, ist dabei erstaunlich ruhig geblieben. Er hätte nämlich auch zurückfragen können, wer diese Diskussion um Jens Keller eigentlich ständig neu anfache; ob nicht gerade die Frage des Reporters der scheinheilige Versuch sei, die Dauerdebatte wieder in Gang zu setzen. Die Medien – so viel pauschale Selbstkritik muss sein – haben ja ganz gut gelebt von diesem ewigen Hin und Her.
Rein fachlich ist Jens Keller wenig vorzuhalten: Er hat mit Schalke zwei Mal die Champions League erreicht, er hat in der vergangenen Saison die beste Rückrunde der Vereinsgeschichte verantwortet, er hat auch die entscheidenden Spiele eigentlich immer gewonnen – und trotzdem sind die Debatten um ihn nie verstummt. Dass Schalke dieser Diskussion nur mit Kellers Entlassung die Grundlage würde entziehen können, das war seit langem klar. Dass der Klub dies nun tatsächlich getan hat, kann man ihm nur schwer vorwerfen. Irgendwann muss auch mal wieder Ruhe einkehren.
Wenn der FC Schalke 04 unter Jens Keller verloren hat, war das gleich eine Krise
„Er kann machen, was er will – für die Medien macht er es nie recht“, hat Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies einmal über Keller gesagt. Das stimmt wohl. Vor zehn Tagen noch wurde der Derbysieg gegen Dortmund als „Kellers blaues Wunder“ gefeiert; ein Unentschieden und eine Niederlage später war alles wieder vergessen. Wenn andere Vereine ein Spiel verlieren, ist das einfach eine Niederlage; wenn Schalke unter dem "ewigen Stehaufmännchen" Jens Keller verloren hat, war das gleich eine Krise.
Entlassung von Jens Keller beim FC Schalke 04: Ist Image wirklich alles?
Natürlich hat Keller im Theater der großen Selbstdarsteller oft wie eine graue Maus gewirkt, und gerade seine Versuche, sich an der Seitenlinie als Vertreter der exzentrischen Jürgen-Klopp-Schule zu inszenieren, hatten immer etwas Gekünsteltes. Aber ist Image wirklich alles? Sollte nicht das zählen, was am Ende herauskommt? Dass Schalke aktuell mit nur acht Punkten aus sieben Spielen auf Platz 11 liegt, spricht auf den ersten Blick nicht unbedingt für Jens Keller. Aber in der vergangenen Saison lag die Mannschaft nach sieben Spielen mit acht Punkten sogar nur auf Platz 14 – und wurde am Ende Dritter.
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