zum Hauptinhalt
Funkelnde Figur. Roberto Di Matteo erfüllt die Sehnsucht der Schalker nach großen Namen. Mit Chelsea hat der Italiener 2012 die Champions League gewonnen.
© AFP
Update

Roberto Di Matteo: Ein bisschen mehr Glanz für den FC Schalke 04

Der frühere Champions-League-Sieger Roberto Di Matteo löst Jens Keller als Trainer bei Schalke 04 ab. Seinen Einstand feiert der 44-Jährige am Samstag kommender Woche im Heimspiel gegen Hertha BSC.

Eigentlich sollte es in dieser Woche endlich mal wieder ruhig zugehen beim FC Schalke 04. Die verletzten Spieler sollten sich in der Länderspielpause langsam wieder ins Training einfinden, die einsatzfähigen Profis an ihrer Form arbeiten. Aber bei Schalke überschlugen sich mal wieder die Ereignisse. Der Klub verkündete am Dienstagmorgen die Beurlaubung von Trainer Jens Keller und gleichzeitig die Verpflichtung von Roberto Di Matteo. Damit ist die Amtszeit von Jens Keller nach 22 Monaten bereits wieder beendet.

„Die Leistungen der Mannschaft in den vergangenen Wochen sind immer wieder starken Schwankungen unterlegen gewesen“, teilte Manager Horst Held mit. „Auch positive Ansätze wie die sieben Punkte aus der englischen Woche mit dem i-Tüpfelchen des Derbysieges haben leider keine Wirkung gezeigt.“ Die eigentliche Entlassung von Jens Keller hatte bereits nach dem 1:4-Debakel bei Borussia Mönchengladbach Mitte September begonnen. Als Angreifer Klaas-Jan Huntelaar öffentlich davon sprach, dass seine Mannschaft einen Plan benötige, um wieder erfolgreich sein zu können, war dies ein deutlicher Hinweis darauf, dass die kurze Ära des Jens Keller nicht mehr lange anhalten würde. Das Signal war eindeutig: Sogar im Mannschaftskreis schien der Rückhalt für den Trainer zu schwinden.

Jens Keller hat sich beim FC Schalke 04 beinahe zwei Jahre durch sein Amt gekämpft

Die Schalker Verantwortlichen hatten es seit Wochen versäumt, ihrem Trainer die nötige Rückendeckung zu gewähren. Zu einer vorzeitigen Verlängerung des am Saisonende auslaufenden Vertrags ließ Manager Heldt stets wissen: „Damit werden wir uns zum gegebenen Zeitpunkt auseinandersetzen.“ Nun, rund drei Wochen und einige Spiele später, hat der Klub gehandelt. Di Matteo, der einen Vertrag bis Sommer 2017 erhält, wird am Mittwoch offiziell von den Schalkern vorgestellt.

Beinahe zwei Jahre hatte sich Jens Keller, der von Heldt aus der Jugendabteilung zu den Profis befördert worden war, durch sein Amt gekämpft. Und selten war ein Bundesligatrainer vom ersten Tag seiner Tätigkeit an so umstritten wie er. Das hatte allerdings weniger damit zu tun, dass Keller keinerlei Erfolge auf höchster Ebene nachweisen konnte. Der Sprung aus dem Nachwuchs war in der Vergangenheit auch schon anderen Trainern gelungen, Thomas Tuchel beim FSV Mainz 05 zum Beispiel. Keller aber hatte sich nach seinem persönlichen Aufstieg offenbar allein auf die sportlichen Aspekte seines Jobs vorbereitet. Für die ebenso bedeutende „Bühne Bundesliga“, die immer auch ein bisschen Show und Unterhaltung von den Protagonisten abfordert, hat Keller nie den den nötigen Enthusiasmus aufgebracht.

Di Matteo, in der Schweiz geborener Italiener, verfügt über deutlich mehr Strahlkraft. Mit dem FC Chelsea hat er 2012 als Interimstrainer die Champions League, die wichtigste Trophäe des Klubfußballs, gewonnen. Wenige Monate nach dem Triumph gegen die Bayern wurde er allerdings entlassen. Seinen Einstand als neuer Schalke-Trainer wird der 44-Jährige am Samstag kommender Woche im Heimspiel gegen Hertha BSC feiern.

Schalke-Manager Horst Heldt hat auch mit Stefan Effenberg und Thomas Tuchel Gespräche geführt

Keller hat es stets abgelehnt, seine Idee vom Fußball zu beschreiben. Und da seine Mannschaft weder bei Erfolgen noch bei Niederlagen kaum einmal einheitliche taktische Grundzüge auf dem Platz erkennen ließ, geriet er nach jeder Niederlage sofort wieder in die Kritik – weil er sich stets dem Verdacht aussetzte, keinerlei konkrete (Spiel-)Pläne zu besitzen. Eine taktische Weiterentwicklung der Mannschaft war nie zu erkennen. Selbst, als Keller in der vergangenen Saison mit seinem Team die beste Rückrunde der Vereinsgeschichte zustande brachte (36 Punkte) und sich die Schalker doch noch für die Champions League qualifizierten, erschien dies vor allem als ein Erfolg der Spieler. Keller galt vielmehr als das ewige Stehaufmännchen, das wieder einmal eine Krise überlebt hatte. Als eine Katze mit neun Leben, die bereits einige davon aufgebraucht hatte.

Eine klare Linie in der Trainerfrage ließ allerdings auch das Management vermissen. Wie gering das Vertrauen in Keller von Seiten des Klubs durchgängig war, zeigten auch immer die plötzlich im Umfeld des Vereins herumgeisternden Trainer mit denen Horst Heldt zwischenzeitlich Kontakt aufgenommen hatte. Neben Di Matteo hat Heldt, der nun selbst in die Kritik gerät, auch mit Stefan Effenberg, Armin Veh, Thomas Schaaf und Thomas Tuchel im Laufe der Amtszeit Kellers Gespräche geführt. Höchstwahrscheinlich sind beide Seiten froh, dass das Misstrauensverhältnis nun beendet ist.

Folgen Sie der Tagesspiegel-Sportredaktion auf Twitter:

Zur Startseite