Bundesliga-Vorschau (16): Der BVB will den Bayern Druck machen
Borussia Dortmund glaubt in Trainer Lucien Favre und Mittelfeldstar Axel Witsel zwei wichtige Treffer gelandet zu haben
Am 24. August startet die Fußball-Bundesliga in die neue Saison. In unserer Serie testen wir die Vereine. Heute Teil 16: Borussia Dortmund.
Was hat sich verbessert?
Dass es nicht gut lief für den BVB nach dem überragenden Start in die vergangene Saison, hatte weniger sportliche Gründe. Durch den Streik von Ousmane Dembélé und lustlose Auftritte von Pierre-Emerick Aubameyang war das Binnenklima im Team stark belastet. Und genau da setzt der BVB in dieser Saison an. Der Königstransfer des Sommers ist daher kein Spieler, sondern der Leiter der Lizenzspielerabteilung: Ex-Kapitän Sebastian Kehl. Er soll die Kluft zwischen Team und Anhängern schließen, die seit Ende 2017 entstanden war. Sportdirektor Michael Zorc spricht von einem „leichten Auseinanderdriften der BVB-Familie“, da „das Gefühl des totalen Zusammenhalts ein Stück weit verloren“ gegangen war. Die ersten Wochen zeigen: Die Fans haben ihre Borussia wieder lieb.
Wer sind die Neuen?
In Lucien Favre hat der BVB seinen Wunschtrainer bekommen. Doch das bestimmende Thema war ein anderes: Axel Witsel. Seit seiner Verpflichtung ist der Belgier das meistgesuchte Motiv auf dem Trainingsplatz – und seit seinem Last-minute-Tor im Pokal am Montagabend auch nicht mehr nur da. Witsel wird sich das Mittelfeld mit einem weiteren Neuzugang teilen: Thomas Delaneys Transfer aus Bremen ins Ruhrgebiet stand schon früh fest – ebenso wie der von Marwin Hitz aus Augsburg. Der Schweizer lieferte sich in der Vorbereitung einen harten Kampf um die Nummer eins mit seinem Landsmann Roman Bürki, der momentan die Nase vorn hat und der einzige Dortmunder war, der in Fürth überzeugen konnte. Auch Innenverteidiger Abdou Diallo, der aus Mainz kam, wird zum Stamm gehören. Achraf Hakimi, der von Real Madrid entliehen ist, hingegen muss sich auf der rechten Abwehrseite hinter Vizekapitän Lukasz Piszczek einreihen. Frankfurts Pokalsieger Marius Wolf, der auf der rechten offensiven Außenbahn überraschend hinter Jacob Bruun Larsen festhängt, ist nur gesetzt, weil sich der Youngster im Training verletzte. Fehlen wird zum Auftakt auch ein neuer Angreifer. In Alexander Isak hat der BVB nur einen Stoßstürmer im Kader – der steht aber bei Trainer Favre nicht hoch im Kurs. So läuft es darauf hinaus, dass Marco Reus zu Saisonbeginn, wie auch im Pokal, den Neuner gibt, sein Back-up Maximilian Philipp ist ebenfalls eigentlich auf dem Flügel zu Hause. Es sei denn, Sportdirektor Zorc zaubert noch ein Ass aus dem Ärmel.
Wer hat das Sagen?
Lucien Favre heißt der Mann, unter dem alles besser werden soll. Endlich ist er da, werden die Verantwortlichen sagen, nachdem er schon vor der vergangenen Saison aus Nizza kommen sollte, aber nicht durfte. An seinen letzten Saisonstart in der Bundesliga wird sich Favre nicht so gern erinnern: Zu Beginn der Saison 2015/16 setzte es für den Schweizer als Trainer von Borussia Mönchengladbach fünf Niederlagen in Serie. Daraufhin nahm er seinen Hut, alle Umstimmungsversuche der Fohlen blieben erfolglos. Der Schweizer gilt als großer Taktiker, mitunter kauzig, aber überaus beliebt bei seinen früheren Stationen. Und auch in Dortmund ist er eingeschlagen.
Was erwarten die Fans?
Es gibt sie, die Fraktion, die sich den Meistertitel ersehnt. Allerdings ist sie deutlich kleiner als noch im Jahr zuvor. Die vergangene Saison hat die Fans gelehrt, dass der BVB den Bayern unter normalen Umständen nicht gefährlich werden kann. Die Fans haben sich eine wohltuende Bescheidenheit auferlegt. Aber wer die BVB-Anhänger kennt, weiß: Sollte das Team wieder gut in die Saison starten, werden die Papp-Meisterschalen sehr schnell rausgekramt.
Was ist in dieser Saison möglich?
Mit dem Kader ist die direkte Qualifikation für die Champions League Pflicht. Kommt noch ein Torjäger, darf geträumt werden. Noch mal werden die Dortmunder den Schalkern sicherlich nicht den Vortritt lassen wollen – und realistisch gesehen wird es so weit auch nicht kommen. Platz zwei dürfte es werden, wie zuletzt 2016.
Und sonst?
Das ehemalige Westfalenstadion an der Strobelallee ist das größte Stadion Deutschlands. So weit nichts Neues. Doch fasst es nach den neuesten Umbaumaßnahmen mit 81.365 Zuschauern seit dieser Saison noch mal mehr. Zuvor waren es 81.360. Ganze fünf Plätze sind also dazugekommen. Frei nach dem Motto: Klotzen, nicht kleckern.
Bisher erschienen: 1. FC Nürnberg, Fortuna Düsseldorf, VfL Wolfsburg, SC Freiburg, FSV Mainz 05, Hannover 96, FC Augsburg, Werder Bremen. Hertha BSC, Borussia Mönchengladbach, Eintracht Frankfurt, VfB Stuttgart, RB Leipzig, Bayer Leverkusen. Nächste Folge: FC Schalke 04