Bundesliga-Saisonvorschau (8): Werder Bremen hält den Ball flach
Der SV Werder Bremen hat seit Jahren mit schwankenden Leistungen zu kämpfen. Deswegen setzen die Hanseaten in dieser Saison auf bekannte Gesichter.
Am 24. August startet die Fußball-Bundesliga in die neue Saison. In unserer Serie testen wir die Vereine. Heute Teil 8: SV Werder Bremen.
Was hat sich verbessert?
Die Katerstimmung ist in Optimismus umgeschlagen. Werders Strategie in dieser Saison lautet, mit altbewährtem Personal eine bessere Zukunft aufzubauen. Dazu gehört mit Florian Kohfeldt ein Trainer, der als ehemaliger Co-Trainer und Trainer der zweiten Mannschaft maximalen Stallgeruch hat. Außerdem kehren gleich zwei Legenden zurück: Für Aufsehen sorgte vor allem die Verpflichtung des mittlerweile 39-jährigen Claudio Pizarro, der als erfolgreichster ausländischer Torschütze der Bundesliga seine Karriere in Bremen beenden möchte. Einen ganz neuen Berufsweg will dagegen Thomas Schaaf einschlagen. Die Trainerlegende soll sich in Zukunft um die Ausbildung der Trainer und die Talententwicklung in den U-Mannschaften kümmern. „Wir wollen auch in fünf bis zehn Jahren in der Bundesliga bestehen“, erklärt Sportchef Frank Baumann die Entscheidung. Traditionell ist der Klub finanziell nicht so gut ausgestattet, dass er sich große Stars leisten könnte. Stattdessen kamen oft Spieler, die an der Weser zu Stars wurden und dann wechselten – zum Beispiel Miroslav Klose, Mesut Özil oder Torsten Frings.
Wer sind die Neuen?
Der berühmteste Neue ist eigentlich ein Alter: Claudio Pizarro. Neunzehn Jahre sind vergangen, seit Werder den Peruaner direkt aus Lima verpflichtete. Danach holte der Verein den Mittelstürmer immer wieder zurück, nun schon zum vierten Mal. „Drei Mal ist Bremer Recht“, sagt man in der Hansestadt. Oder eben auch öfter. Pizarro soll vor allem den jungen Spielern mit seiner Erfahrung dienen. Werder hatte außerdem nach dem Weggang von Thomas Delaney zu Borussia Dortmund gleich 20 Millionen Euro mehr in der Kasse und tätigte den teuersten Einkauf der Vereinsgeschichte. Davy Klaassen heißt der Spieler, der zuletzt in England beim FC Everton unter Vertrag stand. Dort hatte es für den offensiven Mittelfeldspieler nicht so recht gepasst. Für mehr Durchschlagskraft im Angriff soll außerdem der Japaner Yuya Asako sorgen, der vom Absteiger Köln an die Weser kommt.
Wer hat das Sagen?
Das ist eine gute Frage bei all den starken Persönlichkeiten, die sich bald an der Weserkurve tummeln werden. Schaaf jedenfalls wird nicht bei der ersten Mannschaft dazwischenfunken, dazu wäre er auch viel zu besonnen. Wahrscheinlicher ist, dass Kohfeldt und der neue Kapitän Max Kruse ein produktives Zweiergespann bilden. Auch Kruse ist bei Werder groß geworden und sich seiner Vorbildfunktion für die jüngeren Spieler bewusst. „Das eine oder andere Einzelgespräch werde ich führen“, kündigte der 30-Jährige im Interview mit der Vereinshomepage an. Denkbar wäre auch, dass sich Kohfeldt Rat bei dem fünf Jahre älteren Pizarro Rat holt.
Was erwarten die Fans?
Werder-Fans sind geprägt von norddeutscher Demut und einem Gemüt so konstant kühl wie die Brise am Osterdeich, vielleicht auch gespickt mit einem Fünkchen Zynismus. Die Devise: Lieber tief- als hochstapeln. Denn mehrmals musste man kurz vor Saisonende um den Klassenerhalt zittern. Oder der Verein blieb die ersten elf Spieltage sieglos, so wie in der letzten Saison geschehen. Der Erwartungspegel dürfte also so flach sein wie das Marschland um Bremen.
Was ist in dieser Saison möglich?
Diese Saison ist auf Aufbau ausgelegt. Andererseits hat Werder mit seinen Neuzugängen auch das Fundament für eine angriffslustige Offensive gelegt – gute Vorzeichen für spannende Spiele. Kapitän Kruse hofft auf einen Platz im vorderen Drittel. Sollten die Bremer ihre Defensive so gut im Griff haben wie in der vergangenen Saison, sieht es gut aus für Kruses Plan. Dafür spricht auch, dass es kaum Abgänge bei den Verteidigern gab, sodass die Bremer gleich gegen Hannover 96 vorlegen könnten.
Und sonst?
Bald wird es wieder rosa zwischen den Torpfosten: Die zum Wrestler umgeschulte Stilikone Tim Wiese steht im September beim Spiel der Werder-Traditionsmannschaft im Tor und wird versuchen, die Angriffe des Rotenburger SV abzuwehren. Der 36-Jährige steigt nicht mehr für den Wrestlingverband WWE in den Ring, hat durch umgestellte Ernährung und Krafttraining aber ordentlich zugelegt: 129 Kilo wiegt der 1,92-Meter-Mann, in der WWE trat er unter dem Namen „The Machine“ an. Elegant in die Ecke hechten wird er bei dieser Statur wohl kaum. Dafür werden die Bälle es schwer haben, an ihm vorbeizukommen.
Bisher erschienen: 1. FC Nürnberg, Fortuna Düsseldorf, VfL Wolfsburg, SC Freiburg, FSV Mainz 05, Hannover 96, FC Augsburg
Nächste Folge: Hertha BSC
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