Bundesliga-Saisonvorschau (7): FC Augsburg: Durchstarten mit DJ Ötzi
Die bayrischen Schwaben könnten wieder alle überraschen – und peilen insgeheim viel mehr an als den Ligaverbleib.
Am 24. August startet die Fußball-Bundesliga in die neue Saison. In unserer Serie testen wir die Vereine. Heute Teil 7: FC Augsburg.
Was hat sich verbessert?
Die Konkurrenzsituation im Tor. Nachdem Marwin Hitz in diesem Sommer dann wirklich den Verein verließ, nachdem sich in den letzten Jahren immer alle möglichen Gerüchte um ihn rankten, ist der Kampf um die Nummer eins eröffnet. Andreas Luthe gegen Fabian Giefer, 1,95 gegen 1,96 Meter, ehemaliger Zweitliga-Stammtorwart gegen ewigen Ersatzmann. Das Rennen sei „total offen“, sagte Trainer Manuel Baum. Davon mal abgesehen, ist schwer zu sagen, was sich verbessert hat. Wenn nicht noch Leistungsträger wie Philipp Max oder Alfred Finnbogason den Klub verlassen, hat Baum aber eine gute Basis, auf der er aufbauen kann. Dementsprechend hat in Augsburg ein leichtes Umdenken eingesetzt. Nicht nur der Klassenerhalt soll her, wenngleich er oberste Priorität habe, wie Baum betont. „Aber wir wollen auch für eine Überraschung sorgen.“
Wer sind die Neuen?
Der FCA hat auf dem Transfermarkt nicht unbedingt die Muskeln spielen lassen. André Hahn ist zurück in Augsburg, wo er einst den Durchbruch schaffte. Von Twente Enschede kam der 20-jährige Spielmacher Fredrik Jensen, der bislang wohl nur Holland-Experten ein Begriff war. Ansonsten holte Augsburg Julian Schieber von Hertha BSC, der sich mal wieder direkt einer Knie-OP unterziehen musste und den Saisonbeginn verpassen wird, sowie Außenverteidiger Felix Götze vom FC Bayern, den 20-jährigen Bruder von Mario. Der vielversprechendste Neuzugang, zumindest namenstechnisch, kam allerdings aus der eigenen U19, spielt im offensiven Mittelfeld und heißt: Romario Rösch.
Wer hat das Sagen?
Ex-Lehrer Manuel Baum, der ziemlich unspektakulär daherkommt. Einerseits ist das gar nichts Schlechtes, kann der FCA doch so ganz in Ruhe arbeiten. Führt andererseits aber auch dazu, dass der Verein selbst einer der unspektakuläreren der Liga ist. Baum wird es egal sein, das Ziel heißt: sich heimlich, still und leise in die einstelligen Tabellenplätze vorarbeiten. Wenn die anderen dann fragen: „Wo kamen die denn her?“, hat er alles richtig gemacht.Auf dem Platz ist die Leitwolf-Debatte geklärt: Der 34-jährige Kapitän Daniel Baier ist der älteste und dienstälteste Spieler und für Baum enorm wichtig als Dirigent, der das Augsburger Ensemble auf dem Feld anleitet
Was erwarten die Fans?
Die Vorbereitung brachten gemäßigte Euphorie. Lediglich der letzte Härtetest ging für den FCA verloren, in den vorigen sechs Spielen blieb die Mannschaft ungeschlagen (fünf Siege, ein Remis). Langsam kristallisiert sich eine erste Elf heraus, die den Fans zu gefallen scheint. Tatsächlich spekulieren einige bereits auf 30 Punkte zur Winterpause, was dann vielleicht doch etwas zu viel durch die rot-weiß-grüne Fanbrille betrachtet ist. Insgesamt haben die Anhänger die Vorgabe der Verantwortlichen übernommen: Der Klassenerhalt ist Pflicht und eigentlich will man gerne höher hinaus, mindestens einstellig soll die Endplatzierung sein. Aber Vorsicht: Hochmut kommt ja bekanntlich vor dem Abstieg.
Was ist in dieser Saison möglich?
Dass der Rest der Fußball-Republik das Team nicht als Absteiger Nummer eins handelt, ist in Augsburg eine neue Situation, heißt aber nicht, dass Augsburg am Ende nicht doch runtergeht. Hat ja umgekehrt in den letzten Jahren auch nicht funktioniert. Eigentlich dürfte dem Klassenerhalt aber nichts im Wege stehen und Augsburg wird irgendwo rund um Platz zwölf einlaufen. Oder geht vielleicht doch mehr? Die Extraportion Motivation hat kein geringerer als der legendäre, der unvergleichliche DJ Ötzi gebracht, der zur Feier des Geburtstags von Augsburgs Zeugwart Zdenek Vidrman im Trainingslager vorbeischaute und mit den Spielern eine Wette abschloss: Kommt der FCA auf Platz sieben, spielt Ötzi ein Privatkonzert in Augsburg. Und „wenn sie Sechster werden, komme ich mit ein paar Freunden vorbei“. Ganz ehrlich: Klingt eher wie eine Drohung.
Und sonst?
Caiuby hat Stress. Erst verpasste der Stürmer wegen eigenmächtig verlängerten Urlaubs ein Trainingslager – 25 000 Euro Vereinsstrafe. Jetzt droht ihm Ärger mit der Justiz. Wegen Schwarzfahrens muss sich der 30-Jährige vor Gericht verantworten. Der Brasilianer wurde im Oktober 2017 kontrolliert, hatte keinen Fahrschein und sollte danach angeblich 30 000 Euro blechen, wogegen er jetzt Einspruch erhob. Dann ist da auch noch die Sache mit der Kopfnuss, die Caiuby nach dem letzten Heimspiel der vergangenen Saison in der Augsburger Innenstadt verteilt haben soll. Da hat es wieder zugeschlagen, das berühmte Kopfnuss-Ungeheuer.
Bisher erschienen: 1. FC Nürnberg, Fortuna Düsseldorf, VfL Wolfsburg, SC Freiburg, FSV Mainz 05, Hannover 96
Nächste Folge: Werder Bremen.
Tobias Finger