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Marvin Friedrich hat sich bei Union zu einem begehrten Bundesliga-Verteidiger entwickelt.
© imago images/Contrast

1. FC Union kann für die Bundesliga planen: Auf Manager Oliver Ruhnert wartet viel Arbeit

Den Klassenerhalt hat der 1. FC Union so gut wie sicher und die Planungen laufen. Spieler wie Marvin Friedrich sind begehrt und viele Verträge enden im Sommer.

Es ist momentan eine der spannendsten Fragen rund um den 1. FC Union: Wann machen die Berliner hinter das Saisonziel Klassenerhalt offiziell einen Haken. Das 0:0 bei Arminia Bielefeld am Sonntag reichte noch nicht. Platz sieben mit 35 Punkten ist zwar eine sehr komfortable Position, davon lässt sich Urs Fischer aber nicht aus der Reserve locken.

Die Internetseite „FiveThirtyEight“, die statistikbasierte Prognosen für die Bundesliga aufstellt, beziffert die Abstiegswahrscheinlichkeit von Union auf weniger als ein Prozent. Mit solchen Daten braucht man dem Schweizer Trainer aber ebenfalls nicht kommen. „Entscheidend ist, dass du mathematisch nicht mehr eingeholt werden kannst“, sagte Fischer bereits vor einiger Zeit. Zehn Spieltage vor Schluss kann Union theoretisch sogar noch Letzter werden. Aber das ist ungefähr so wahrscheinlich wie die mathematisch auch noch mögliche Meisterschaft.

Letztlich ist das allerdings vor allem ein Thema für die Öffentlichkeit. Denn hinter den Kulissen laufen bereits die Planungen für die kommende Saison – und das Szenario Zweite Liga spielt dabei eher keine Rolle mehr. Diese frühe Sicherheit ist gerade für einen Verein mit beschränkten finanziellen Möglichkeiten wie Union ein wichtiger Faktor – und auf Unions Manager Oliver Ruhnert kommt in jedem Fall viel Arbeit zu.

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Am Montag berichtete der „Kicker“ von einem Interesse Bayer Leverkusens an Marvin Friedrich. Dass der Innenverteidiger mit seinen starken Leistungen nicht nur Bundestrainer Joachim Löw, sondern auch größere Vereine auf sich aufmerksam gemacht hat, ist keine Überraschung. Sein Vertrag läuft noch bis 2022 und ein Abschied nach dieser Saison ist nicht unwahrscheinlich. „Was im Sommer passiert, wird man sehen. Aber ich möchte aus meiner Karriere das Maximale herausholen“, sagte Friedrich kürzlich in einem Interview mit der „Welt“.

Sein Trainer will sich über einen möglichen Transfer des Abwehrchefs aktuell keine Gedanken machen. „Das liegt nicht in meinen Händen“, sagt Fischer. „Die Jungs wissen, was sie an Union haben, aber am Schluss hast du eine wirtschaftliche Seite und du hast die Seite des Spielers – so ist Fußball.“ Für Union dürfte es im Sommer angesichts der geringen Vertragslaufzeit und eines Marktwertes von neun Millionen Euro zwei Optionen geben: Entweder Friedrich verlängert oder er wird verkauft. Denn ein ablösefreier Wechsel 2022 wäre gerade aus wirtschaftlicher Sicht extrem ärgerlich.

So ruhig wie am Rande des Trainingsplatzes geht es bei Unions Manager Oliver Ruhnert in der Transferphase nur selten zu.
So ruhig wie am Rande des Trainingsplatzes geht es bei Unions Manager Oliver Ruhnert in der Transferphase nur selten zu.
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Für Ruhnert gibt es neben der Personalie aber noch viele weitere Baustellen. Die Verträge von elf Spielern enden im Sommer. Bei Kapitän Christopher Trimmel ist eine Verlängerung gut vorstellbar, das gilt auch für Christian Gentner und eventuell Florian Hübner. Akaki Gogia spielt seit geraumer Zeit kaum eine Rolle und dürfte den Verein verlassen. Der ablösefreie Wechsel von Christopher Lenz zu Eintracht Frankfurt ist seit Ende Januar perfekt.

Noch komplizierter ist die Situation der Leihspieler. Loris Karius, Nico Schlotterbeck, Keita Endo, Taiwo Awoniyi, Joel Pohjanpalo und Petar Musa sind alle nur bis zum Sommer an Union gebunden. Bei Pohjanpalo und Endo hat der Verein die Möglichkeit, die Spieler für eine zuvor vereinbarte Ablösesumme zu verpflichten. „Bei den Kaufoptionen haben wir zeitlich viel Luft nach hinten“, hat Ruhnert im Dezember in einer Medienrunde erklärt.

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Besonderes Interesse an einer Weiterverpflichtung dürfte zudem beim aus Liverpool ausgeliehenen Awoniyi bestehen. Der aktuell verletzte Stürmer hat in dieser Saison trotz der weiter ausbaufähigen Chancenverwertung einen großen Schritt nach vorne gemacht. „Mit dem Ausfall von Taiwo und Sheraldo Becker ist uns Wucht, Dynamik und Schnelligkeit weggefallen, die du im Moment einfach nicht hast“, sagt Fischer zu den Gründen für die zuletzt schwache Torausbeute – nur Schalke hat in der Rückrunde weniger Treffer erzielt als Union. Ob eine feste Verpflichtung Awoniyis allerdings finanziell machbar ist, bleibt abzuwarten.

Die kommenden Monate dürften in Köpenick in jedem Fall arbeitsintensiv und ereignisreich werden. Wie schon nach dem Aufstieg und vor dieser Saison wird es zumindest einen kleinen Umbruch geben. Die frühe Planungssicherheit dürfte Oliver Ruhnerts Aufgabe aber zumindest ein bisschen erleichtern – ganz unabhängig davon, wann Urs Fischer das Saisonziel offiziell für erreicht erklärt.

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