1. FC Union will Negativserie beenden: Christopher Trimmel geht cool voran
Der Kapitän des 1. FC Union sieht sein Team auch nach fünf sieglosen Spielen nicht in der Krise. Hoffnung für das Spiel in Freiburg macht die Personalsituation.
Christopher Trimmel zeichnet stets eine gewisse Coolness aus. Der Kapitän des 1. FC Union tätowiert in seiner Freizeit, interessiert sich für Kunst, Kultur und Mode, ist eloquent. Diese Lässigkeit bewahrt er sich auch in seinem Beruf als Fußballprofi, weniger auf dem Platz, aber umso mehr bei der Einschätzung des Geschäfts.
Trimmels Vertrag bei Union läuft im Sommer aus und in der Branche hat er durch die Pandemie durchaus Veränderungen ausgemacht. Es sei nicht mehr „easy-peasy“ möglich, einen neuen Verein zu finden, da das Geld bei den Klubs nicht so locker sitze wie früher. Große Sorgen um seine Zukunft macht er sich dennoch nicht. Der Österreicher spielt seit 2014 in Berlin – er und Union wissen, was sie aneinander haben. „Fußballerisch ist das meine beste Zeit“, sagt Trimmel.
Über sein Team kann man das aktuell nicht sagen. Seit fünf Spielen haben die Berliner nicht mehr gewonnen und dabei nur zwei Tore erzielt. Für den Kapitän ist das dennoch kein Grund für Panik. „Wir rufen intern keine Krise aus und bei uns schaut auch keiner auf die Tabelle“, sagt er vor dem Auswärtsspiel beim SC Freiburg am Samstag (15.30 Uhr, Sky).
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In den vergangenen Tagen und Wochen ist viel über Unions Schwächephase diskutiert worden. Nach einer Hinrunde mit nur drei Niederlagen hakte es zuletzt bei der Mannschaft von Trainer Urs Fischer. Die Leistungen waren meist ordentlich, der Einsatz stimmte, nur der Ertrag nicht. „Das Wichtigste ist, dass wir uns trotzdem Torchancen herausspielen“, sagt Trimmel und ist damit auf einer Linie mit seinem Trainer, der außer der Effizienz im Abschluss zuletzt nicht viel bemängeln wollte.
Dass es mal nicht so läuft, kennen die Berliner auch aus der vergangenen Saison, als sie in der Rückrunde sogar sieben Spiele in Folge sieglos blieben und die Abstiegsränge langsam näher rückten. Diese Erfahrung kann gerade einer auf diesem Niveau noch nicht allzu erfahrenen Mannschaft durchaus helfen, die Ruhe zu behalten. „Wir haben uns letzte Saison keinen Druck gemacht und das werden wir auch jetzt nicht tun“, sagt Trimmel.
Die Situation hat sich innerhalb eines Jahres aber verändert. In der ersten Saison nach dem Aufstieg galt Union als einer der klaren Abstiegskandidaten, eine längere Durststrecke hat niemanden überrascht. Nun sind die Erwartungen, zumindest jene der Öffentlichkeit, nach der guten ersten Spielzeit und der überragenden Hinserie deutlich gestiegen.
Max Kruse ist bereit für sein Comeback
Dass nicht alles so glatt weiterlaufen würde wie in den vergangenen Monaten, war aber zu erwarten. Trimmel will die aktuelle Situation daher gar nicht allzu hoch hängen. Dass Union nun ein paar Spiele am Stück nicht gewinnen konnte, sei normal und gehöre dazu. „Nur absolute Spitzenmannschaften marschieren konstant durch die Saison und davon gibt es nicht viele“, sagt Trimmel.
Zwölf Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz und sogar 16 auf die direkte Abstiegszone helfen natürlich dabei, auch in sportlich weniger erfolgreichen Zeiten locker zu bleiben. Doch Trimmel sieht in der komfortablen Tabellensituation auch ein Risiko. „Natürlich tun die Punkte gut. Es ist aber auch gefährlich, wenn du sagst: Uns kann nichts passieren und wir kicken einfach ein bisschen.“ Bisher ist von solch einer Einstellung in der Mannschaft nichts zu merken. „Das ist von keinem bei uns der Anspruch“, sagt Trimmel.
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In Freiburg wartet auf die Berliner jedoch eine schwierige Aufgabe. Die Mannschaft von Christian Streich hat Union in der Tabelle unlängst überholt und ist seit sieben Heimspielen ungeschlagen. Hoffnung macht allerdings die personelle Situation. Bis auf Anthony Ujah und Sheraldo Becker sind alle Spieler einsatzfähig, also auch der zuletzt angeschlagene Christopher Lenz und der seit Anfang Dezember verletzte Max Kruse.
Für das Offensivspiel sind das exzellente Nachrichten, auch wenn Kruse nach der langen Pause noch Wochen brauchen wird, um in Topform zu kommen. Ohnehin geben sie sich bei Union in letzter Zeit große Mühe, die Erwartungen an ihren besten Torschützen ein bisschen zu dämpfen und die übrigen Stürmer stark zu reden – allen voran den zuletzt vor dem Tor unglücklich agierenden Taiwo Awoniyi.
„Als sich Max verletzt hat, haben viele erwartet, dass wir offensiv einbrechen. Wir haben es trotzdem gut gemacht“, sagt Trimmel, der bei seinen Kollegen aus der Offensive eine Reaktion auf die vergebenen Chancen erkannt hat. „Die wollen am liebsten den ganzen Tag Torschussübungen machen, da muss man sie fast ein bisschen bremsen.“ Denn auch wenn er nun wahrlich kein Torjäger ist, weiß der Kapitän: Manchmal hilft ein bisschen Lockerheit.