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Um dieses Wäldchen neben der Humboldtbrücke geht es.
© Lutz Hannemann

Beratungen im Potsdamer Bauausschuss: Wäldchen am Zentrum-Ost wird gerodet

Für neue Wohnungen muss nun ein Wäldchen am Humboldtring weichen. Das wurde im Bauausschuss bekannt gegeben. Es ging auch um andere Streitthemen

Potsdam - Ein vor der Abholzung stehendes Wäldchen am Zentrum-Ost, das drohende Scheitern eines Bauprojekts in Fahrland und das Einzelhandelskonzept für Potsdam waren einige der Themen, mit denen sich der Bauausschuss am Dienstagabend befasste – und zwar im Saal des Treffpunkts Freizeit. Die PNN geben einen Überblick, was beraten wurde.

Wald fällt für Wohnungen

Das Wäldchen am Humboldtring muss kurzfristig für 270 Wohnungen weichen. Das hat die Bauverwaltung im Ausschuss bekannt gegeben. Der Investor habe beim Landesbetrieb Forst erfolgreich eine Waldumwandlung beantragt, sagte Stadtplanungschef Andreas Goetzmann. Nun wolle der Investor das Baufeld noch vor Beginn der Vegetations- und Brutperiode freimachen, danach soll eine Suche nach Sprengkörpern aus dem Zweiten Weltkrieg folgen. Der nötige Bebauungsplan ist noch in der Erarbeitung, im Mai soll die erfolgte Beteiligung der Öffentlichkeit ausgewertet sein, kündigte Goetzmann an. Dann müssen die Stadtverordneten entscheiden. Das Projekt – angesiedelt in der engeren Pufferzone am Welterbepark Babelsberg mit dadurch strengeren Bauvorschriften – hat eine lange Vorgeschichte: So bestand lange die Gefahr, dass Potsdam auf die Rote Liste bedrohter Unesco-Welterbestätten gesetzt wird, weil die ursprünglichen Pläne aus Sicht von Schlösserstiftung und Landesdenkmalamt eine zu dichte Bebauung in Ufernähe vorsahen. Die Nachricht vom Fällen des Wäldchens nahmen die Stadtverordneten zur Kenntnis, Kritik gab es nicht.

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Streit um Semmelhaack-Siedlung

Ein von den Stadtverordneten vor drei Monaten gekippter Bebauungsplan für eine Eigenheim-Siedlung des Investors Semmelhaack in der Ketziner Straße im Ortsteil Fahrland hat erneut für Streit gesorgt. Stadtplaner Goetzmann stellte im Ausschuss einen möglichen Kompromiss vor, den sich auch der Investor vorstellen könne – damit wäre zum Beispiel ein Mindestabstand zwischen den Häusern von mindestens acht Metern möglich. Mehr wäre laut Götzmann nicht möglich, weil sonst der Erschließungsplan nicht mehr umsetzbar wäre. Allerdings wäre diese Variante eben keine wortwörtliche Umsetzung des Beschlusses, der einen zwölf Meter breiten Grünstreifen um die Siedlung und zehn Wohnungen weniger vorsah – von ursprünglich mehr als 30. Doch diese Variante stieß bei den Kritikern des Projekts auf wenig Gegenliebe. Es handele sich nur um minimale Änderungen, mokierte sich der Ausschussvorsitzende Wieland Niekisch (CDU), der die Überarbeitung der Pläne initiiert hatte. Auch Saskia Hüneke von den Grünen befand, die überarbeiteten Pläne seien „weit vom eigentlichen Anliegen entfernt“. Stadtplaner Goetzmann machte deutlich, wenn man den Beschluss so umsetze, werde das zu einem Rechtsstreit mit dem Investor führen. Alternativ könne man auch die Planungen in der Priorität herabstufen – also auf die lange Bank schieben. Nach PNN-Informationen droht der Stadt bei einem Scheitern des Projekts eine Schadensersatzforderung durch das Bauunternehmen.

Einzelhandelkonzept nimmt wichtige Hürde

Trotz Kritik hat das neue Einzelhandelskonzept der Stadt eine wichtige Hürde genommen. Der Bauausschuss, der auch für Wirtschaft zuständig ist, votierte für das Planwerk. Zuvor hatten unter anderem die Ortsbeiräte in Neu Fahrland und Fahrland das Konzept abgelehnt, weil dort zu wenig Handels- und Gewerbeflächen vorgesehen seien, wie es hieß. Stadtplaner Goetzmann warnte allerdings vor zu großen Änderungen, um keine neuen Widersprüche zu erzeugen. Das Konzept soll auch eine Untersuchung zur grundsätzlichen künftigen Funktionalität und zu Entwicklungsszenarien für die gerade pandemiebedingt besonders betroffene Potsdamer Innenstadt ermöglichen. Auch in Babelsberg soll so vorgegangen werden.

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Infektionsschutz?

Trotz der immer noch ernsten Corona-Situation und der Gefahr hochinfektiöser Mutanten-Viren fand die Sitzung im Theatersaal des Treffpunkts Freizeit ohne jegliche digitale Zuschaltmöglichkeit statt und dauerte – ohne Lüftungspausen – fast vier Stunden lang. Einige Teilnehmer trugen in der Zeit eine Maske, andere auch nicht. Ausschussvorsitzender Wieland Niekisch (CDU) hatte bereits auf PNN-Anfrage deutlich gemacht, dass im Bauausschuss mit vielen komplizierten Vorlagen eigentlich nur eine analoge Sitzung möglich sei. Andere Ausschüsse finden hingegen inzwischen durchgängig digital statt, was sich zum Beispiel bei Abstimmungen, die nun namentlich stattfinden, stets etwas langwierig gestaltet. Der besonders wichtige Hauptausschuss findet, um einen nicht-öffentlichen Teil einmal im Monat möglich zu machen, alle 14 Tage abwechselnd digital und in Präsenz statt. Verantwortlich für die Ausgestaltung der Sitzungen sind jeweils die Ausschussvorsitzenden.

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