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Bebauung am Humboldtring: Potsdams Welterbestatus nicht mehr in Gefahr

Ein umstrittenes Bauvorhaben am Havelufer hatte zu einem erheblichen Streit geführt. Potsdam drohte gar der Platz auf der Roten Liste der Unesco. Jetzt wurde ein Kompromiss gefunden.

Potsdam - Die Gefahr, dass Potsdam wegen eines Wohnungsbauvorhabens am Humboldtring auf die Rote Liste bedrohter Unesco-Welterbestätten gesetzt wird, ist gebannt. Die Stadt Potsdam, der Investor und die Denkmalpflegebehörden haben sich auf einen Kompromiss geeinigt, wonach ein besonders umstrittenes Baufeld am Havelufer von jeglicher Bebauung frei bleibt. Das teilten die Stadt, das Landesdenkmalamt und die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) am Dienstag in einer gemeinsamen Presseerklärung mit.

Um die Bebauung des insgesamt etwa 30.000 Quadratmeter großen Areals zwischen Nuthestraße, Humboldtring und Havelufer hatten sich Stadt, Schlösserstiftung und Denkmalamt fünf Jahre lang gestritten. Weil das Gebiet an den Park Babelsberg grenzt und damit in der engeren Pufferzone um das Welterbe liegt, gelten dort strenge Bauvorschriften. Ein Berliner Investor möchte insgesamt rund 270 Wohnungen errichten. Strittig war dabei nur der westliche Teil der geplanten Bebauung, im Bebauungsplan als WA1 bezeichnet (siehe Grafik), der etwa 80 Wohnungen ausmacht. Diese sind dem Wasser zugewandt und daher auch die lukrativsten.

Am Babelsberger Park, direkt am Humboldtring gelegen (Waldstück hinter den Hochäusern, oben recht sim Bild), sind Wohnhäuser geplant.
Am Babelsberger Park, direkt am Humboldtring gelegen (Waldstück hinter den Hochäusern, oben recht sim Bild), sind Wohnhäuser geplant.
© Lutz Hannemann

Schlösserstiftung und Landesdenkmalamt hatten dort jegliche Bebauung abgelehnt. Gewichtige Unterstützung erhielten die Behörden wie berichtet im vergangenen Jahr vom Internationalen Rat für Denkmalpflege (Icomos), der die Unesco in Welterbebelangen berät. Sollte die Fläche WA1 bebaut werden, sei der Schaden für das Welterbe „irreparabel“, hatte der Vizechef von Icomos Deutschland, Christoph Machat, in einem Brandbrief an das Potsdamer Rathaus geschrieben. Es handele sich um die „letzte freie Landschaftsbrücke zwischen dem Park Babelsberg, der Havel und der Potsdamer Stadtmitte“. Sollte die Stadt den B-Plan in dieser Form beschließen, würde der Fall an die Unesco-Kommission in Paris gemeldet werden müssen. Dieses Gremium müsste dann entscheiden, ob Potsdam auf die Liste gefährdeter Welterbestätten gesetzt wird. Zuletzt hatte sich auch Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch (SPD) in den Streit eingeschaltet und im Interesse des Welterbeschutzes eine Verringerung der Baumassen gefordert.

Kompromiss wird begrüßt

Bernd Rubelt, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Umwelt der Landeshauptstadt Potsdam dankte allen Beteiligten für die gute Zusammenarbeit: „Manchmal muss um sachgerechte Lösungen intensiv gerungen werden. Bei Planungen im Spannungsfeld zwischen den Bedürfnissen einer wachsenden Stadt und dem sensiblen Umgang mit dem wertvollen Weltkulturerbe ist eine hohe Abstimmungs- und Kommunikationsbereitschaft aller Beteiligten gefragt. Da jetzt eine machbare Lösung gefunden wurde, kann der Planungsprozess wieder aufgenommen und zielgerichtet weitergeführt werden.“

Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch begrüßt die Einigung zwischen den drei Akteuren: „Die jetzt gefundene Lösung ist ein guter Kompromiss zwischen dem unstrittigen Bedarf an zusätzlichem Wohnraum in der Landeshauptstadt und den Erfordernissen des Denkmalschutzes. Das Weltkulturerbe der preußischen Schlösser und Gärten prägt nicht nur maßgeblich die Stadt – es ist auch von unschätzbarem Wert und trägt maßgeblich zur weltweiten Attraktivität Potsdams bei.“

Positive Reaktionen gab es auch seitens der Landesdenkmalpflege und der SPSG. Thomas Drachenberg, brandenburgischer Landeskonservator, sieht die Belange der Landesdenkmalpflege durch den gefundenen Kompromiss gewahrt: „Damit ist ein jahrelang schwelender Konflikt beendet, der bereits in Paris gemeldet werden musste. Die Qualität der Kommunikation aller Beteiligten in den letzten zwölf Monaten unterschied sich deutlich von der Zeit davor. Es entstand Vertrauen, das für zukünftige Planungsvorhaben im Weltkulturerbe Grundlage für erfolgreiche Lösungen sein muss.“

Ähnlich äußerte sich auch der Generaldirektor der SPSG, Christoph Martin Vogtherr, fügt hinzu: „Nach langen und intensiven Verhandlungen konnte ein für alle Beteiligten tragfähiger Kompromiss gefunden werden. Entscheidend ist für uns, dass die Sicht vom Park Babelsberg zur Potsdamer Stadtmitte nun frei von Bebauung bleibt. Der Schutz der komplexen Sichtgefüge innerhalb der Potsdam-Berliner Kulturlandschaft ist für unsere Stiftung von zentraler Bedeutung, da gerade sie ein wesentlicher Grund für den UNESCO-Welterbestatus der ,Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin‘ sind.“

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