Potsdamer Rudersport: Von Down Under an den Seekrug
Dieses Jahr wird im Rudersport um die Startplätze für Olympia 2020 gekämpft. Auch Potsdamer Athleten wollen Deutschland gut vertreten. Die Riemen-Frauen des Bundesstützpunktes werden inzwischen auch von Tom Morris trainiert, einem Australier.
Potsdam - Die ersten Vortests sind absolviert. Nun wird es richtig ernst für Deutschlands Ruderer im vorolympischen Jahr. Von Freitag bis Sonntag findet auf dem Fühlinger See in Köln die Deutsche Kleinboot-Meisterschaft statt, die wesentliche Bedeutung für die Nominierung zur diesjährigen Nationalmannschaft haben wird. Saisonhöhepunkt ist die Weltmeisterschaft im österreichischen Linz (25. August bis 1. September). Dabei kämpfen die Nationen dann darum, Bootsklassen für Olympia 2020 in Tokio zu qualifizieren.
Auch zahlreiche Aktive des RC Potsdam wollen diesen Kampf aufnehmen. Unlängst präsentierten sich einige schon beim Frühtest in guter Form. In den Einer-Rennen wurde Europameisterin Daniela Schultze Sechste, während Olympiasieger und Weltmeister Hans Gruhne auf Rang zwölf fuhr. Bei den Frauen-Zweiern belegte Isabelle Hübener mit ihrer Berliner Partnerin Alyssa Meyer den zweiten Platz und das Potsdam-Duo Annabel Oertel/Anna Härtl wurde Vierter.
Wetter-Herausforderung für den sommerverwöhnten Mann aus Perth
Letztere Disziplingruppe – die Riemen-Damen – haben mittlerweile in Potsdam ihren Bundesstützpunkt. Nach Jahren der internationalen Erfolglosigkeit soll vom Seekrug aus an der Rückkehr Richtung Weltspitze gearbeitet werden. Dem verantwortlichen Cheftrainer Sven Ueck wurde dafür vor Kurzem ein weiterer Coach zur Seite gestellt: Tom Morris, ein Australier. „Ich erhoffe mir durch ihn neuen Input. Seine Hilfe erleichtert auch die Organisation der täglichen Trainingsprozesse hier“, sagt Ueck. Für den australischen und kanadischen Ruderverband war Tom Morris mehrere Jahre tätig, holte mit seinen Schützlingen 21 internationale Medaillen. In seiner Zeit als kanadischer Trainer habe er vor ähnlichen sportlichen Problemen gestanden, wie er sie nun in Deutschland vorfindet, sagt Morris in einem Interview auf der Webseite des Deutschen Ruderverbands. Am Ende habe er bei den Kanadiern für eine erfolgreiche Entwicklung gesorgt – das möchte er jetzt auch bei seiner neuen Tätigkeit.
Diese sei für ihn zunächst einmal eine Wetter-Herausforderung. „Dort, wo ich herkomme, in Perth, ist es nie kühler als 18 Grad“, erzählt er. An die hiesigen Verhältnisse müsse er sich daher noch gewöhnen. Allerdings fühlt sich Morris, der bereits intensiv Deutsch lernt, gut in Potsdam aufgenommen. Vorerst wohnt er im Haus der Athleten auf dem Gelände des Luftschiffhafens. „Wenn meine Frau im Sommer nachkommt, suchen wir uns gemeinsam eine Wohnung.“
Tokio ist 2019 und 2020 ein Zielort für Ruderer
Auf seinen Job blickt der 34-Jährige zuversichtlich. „Die Mädels haben großes Potential, ihre Einstellung stimmt“, sagt er über die deutschen Riemen-Ruderinnen. „Es liegt aber auf jeden Fall noch einiges an Arbeit vor uns.“ Dabei möchte der Mann aus Down Under die Athletinnen nicht nur körperlich, sondern ebenso mental stärker machen. Er verfügt über eine pädagogisch-psychologische Ausbildung. „Im Sport ist vieles auch Kopfsache“, meint Morris. „Als Trainer versuche ich immer, ganzheitliche Ansätze bei der Athletenentwicklung und Führungsarbeit zu entwickeln, um die menschliche Performance auf dem Wasser und an Land zu optimieren.“ Allerdings, betont er, solle man bei der Aufgabe in Potsdam realistisch bleiben. „Wir müssen in kleinen Schritten denken“, sagt er. Zunächst wäre es schön, wenn wenigstens ein bis zwei Boote überhaupt für die Olympischen Spiele in Tokio 2020 qualifiziert werden könnten.
Tokio ist derweil auch für Potsdams Junioren-Ruderer ein Zielort – aber bereits 2019. Traditionell wird die U19-Weltmeisterschaft im vorolympischen Jahr als Testlauf auf dem Olympiagewässer ausgetragen. Mit guten Leistungen bei der Überprüfung am Wochenende in Köln kann der RCP-Nachwuchs einen ersten Schritt dorthin machen.
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