Potsdamer Talente: Ruderinnen Isabelle Hübener und Janina Arndt: Auf dem zweiten Weg weltmeisterlich
In der Leichtathletik und beim Schwimmen gab es für die Potsdamer Sportschülerinnen Isabelle Hübener und Janina Arndt keine Perspektive mehr. Sie wechselten daraufhin zum Rudern und starteten dort voll durch.
Mit großen Träumen ist der Wechsel auf eine Sportschule verbunden. Hoffnungsfroh blicken die jungen Athleten zunächst in die Zukunft. Sie wünschen sich, besser zu werden. Stetig. Sie wollen Erfolg. Immer. Doch eine rundum positive Leistungsentwicklung erleben nur die wenigsten, während viele andere alsbald mit Stagnation zu kämpfen haben. So wie Isabelle Hübener und Janina Arndt, die 2010 an der Potsdamer Eliteschule aufgenommen wurden. Hübener als Leichtathletin, Arndt als Schwimmerin. Drei Jahre später bekamen die beiden allerdings von ihren Trainern erklärt, dass sie kaum noch die erwünschten Fortschritte machen und daher in ihren jeweiligen Sportarten keine Perspektive mehr haben. „Das zu hören, ist ein unschönes Gefühl“, erzählt Janina Arndt.
Allerdings wurde sowohl ihr als auch Isabelle Hübener im selben Atemzug eine andere sportliche Perspektive eröffnet: Rudern, ein Sport, für den die beiden über 1,80 Meter großen Mädchen mit den langen Armen und Beinen gute körperliche Voraussetzungen mitbringen. Sie wagten den Sprung ins neue Metier. Dem Querein- folgte anschließend der Aufstieg. Dieser verlief rasant und erreichte im vergangenen August seinen bisherigen Höhepunkt, als das Duo vom RC Potsdam mit dem Deutschland-Achter Gold bei der Junioren-WM in Rio gewann. Auf dem zweiten Weg weltmeisterlich.
Beide profitieren von ihrem vorherigen Sport
Für Uta Salomon kommt dieser Erfolg nicht von ungefähr. Einerseits, sagt die Potsdamer Rudertrainerin, seien die beiden von Beginn an mit großem Willen und Ehrgeiz im Boot unterwegs gewesen. „Außerdem profitieren sie von ihrer guten vorhergehenden sportlichen Ausbildung“, meint Salomon und erläutert: „Janina hat beim Schwimmen gelernt, hart zu trainieren. Sie hat keine Probleme mit hohen Umfängen und verfügt natürlich auch über ein gutes Wassergefühl. Generell sind Schwimmer prädestiniert für das Rudern. Und Isabelle ist durch das vielfältige Leichtathletiktraining koordinativ stark.“
Konditionell war sie hingegen eher schwach. „Ich hatte vorher Hochsprung gemacht und deshalb nicht wirklich viel mit Ausdauer am Hut. Die ersten Wochen beim Rudern waren daher nicht nur sehr nass für mich, weil ich noch oft ins Wasser gefallen bin, sondern auch sehr hart. Ich war körperlich total am Ende, habe mich aber sehr schnell an die Belastung gewöhnt.“ Und so fand die Ludwigsfelderin auch schon bald den Genuss an ihrer neuen Sportart: „Wenn das Boot gut läuft, ist das einfach unbeschreiblich schön“, sagt sie. Mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen ergänzt die aus Brandenburg an der Havel stammende Janina Arndt: „Noch schöner wird ein solcher Moment, wenn es um einen herum auch noch ruhig ist, also die Trainerin im Begleitboot mal nichts ansagt.“
Neue Zweier-Besetzungen in dieser Saison
Diese über einen Lautsprecher hinausgetragenen Hinweise zur Technik oder Schlagfrequenz erhalten die beiden – demnächst 18 Jahre alt werdenden – Talente seit der aktuellen Saison von Uta Salomon. Vergangenes Jahr wurden sie noch von Ruder-Ikone Kathrin Boron-Kölm gecoacht, die inzwischen aber bei der Stiftung Deutsche Sporthilfe in Frankfurt am Main arbeitet. Und noch etwas anderes ist für Isabelle Hübener und Janina Arndt in diesem Jahr neu: Die Spezialistinnen der Disziplin Riemen, in der die Bootsmitglieder jeweils nur einseitig das Ruderblatt durch das Wasser ziehen, sitzen nicht mehr zusammen in einem Zweier. „Wir haben die Partner gewechselt, weil wir glauben, dass es aus sportlicher Sicht so jeweils noch besser zusammenpasst“, erklärt Isabelle Hübener.
Sie bildet nunmehr ein Gespann mit Friederike Müller, Janina Arndt tritt mit Annabel Oertel an. „Das Größte wäre es natürlich, wenn wir Potsdamer bei der diesjährigen Junioren-EM oder Junioren-WM den gesamten deutschen Vierer stellen würden“, nennt Janina Arndt einen Traum, den sie und Isabelle Hübener bei der Aufnahme an die Sportschule ganz gewiss noch nicht auf dem Zettel hatten. Den von einer Olympia-Teilnahme derweil schon. Ihn hegen die beiden auch weiterhin. Inzwischen aber eben als Ruderinnen.
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