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Neue Saison, neue Herausforderung. Im Jahr 2017 werden Annabel Oertel (l.) und Friederike Müller mit anderen Zweierpartnerinnen um die Plätze in der Nationalmannschaft kämpfen.
© Tobias Gutsche

Potsdamer Talente: Ruderinnen Annabel Oertel und Friederike Müller: Teil eines außergewöhnlichen Triumphs

Ein reiner Potsdamer Vierer ruderte dieses Jahr zu Gold bei der Junioren-WM. Zwei Crew-Mitglieder dabei waren Annabel Oertel und Friederike Müller, die davon träumen, auch nächste Saison trotz Neubesetzung wieder ein Potsdam-Quartett an den Start bringen zu können.

Sie wollten ihren Ohren nicht trauen. Das, was die Ruderinnen Annabel Oertel und Friederike Müller vor etwa einem Jahr von ihrer Trainerin Uta Salomon erklärt bekamen, erschien ihnen zunächst unwirklich. „Ich dachte erst, wir hätten uns verhört“, erinnert sich Müller an den Moment, als ihr und Oertel klar gemacht wurde, dass sie im Jahr 2016 die Qualifikation für das Junioren-Nationalteam über die Zweierboote mit Isabelle Hübener sowie Janina Arndt in Angriff nehmen sollen. Also mit jenen Athletinnen des RC Potsdam, die unmittelbar zuvor als Mitglieder des Deutschland-Achters Gold bei der U19-Weltmeisterschaft gewonnen hatten. Kurzes Abwarten, ob das Ganze tatsächlich ernst gemeint sei. War es. „Und da“, erzählt Oertel, „dachte ich nur noch: Krass, welch eine Ehre. Wir werden jeweils mit amtierenden Weltmeisterinnen zusammen fahren.“ Was sie und Müller zu diesem Zeitpunkt nicht ahnten: Einige Monate später sollten sie selbst zu Weltmeisterinnen werden.

Ende August geschah dies. Bei den Titelkämpfen des Nachwuchses in Rotterdam. Nachdem die beiden vor Saisonbeginn gebildeten Potsdamer Zweier im nationalen Vergleich derart überzeugten, wurden sie zu einem gemeinsamen Vierer formiert, der im Jahresverlauf bei internationalen Regatten auftrumpfte, dabei schon Junioren-Europameisterschaftsgold holte und letztlich auch beim Jahreshöhepunkt in der niederländischen Metropole zum Sieg flog. Ein außergewöhnlicher Triumph. „Dass ein vereinseigener Vierer die JWM gewinnt, gibt es ganz, ganz selten. Uns Potsdamern ist das zuletzt vor 25 Jahren gelungen“, blättert Uta Salomon in den Geschichtsbüchern weit zurück. Der Trainerin war mit ihrer Arbeit somit ein wahrer Coup gelungen, den sie bereits im Vorfeld für möglich gehalten hatte: „Ich habe schon das Potenzial für so etwas Großes gesehen.“

Annabel Oertel kam als Schwimmerin aus Berlin zum Rudern

Das Erfolgsrezept erläutern die beiden 17-jährigen Salomon-Schützlinge Friederike Müller und Annabel Oertel an einem trüben Samstagvormittag, während sie mit dem leuchtend roten Dress der deutschen Nationalmannschaft bekleidet im Ruder-Domizil „Seekrug“ sitzen. „Einerseits hat uns ausgezeichnet, dass wir trotz der vielen Top-Ergebnisse nie locker gelassen haben, sondern uns immer weiter angetrieben und uns so über das gesamte Jahr stetig verbessert haben“, sagt Müller. Und Oertel fügt hinzu: „Außerdem haben sich die Zweier optimal ergänzt.“ Sie habe mit Isabelle Hübener ein technisch versiertes Duo gebildet, die physisch starken Oertel und Janina Arndt brachten wiederum herausragende Athletik mit ein.

Arndt/Oertel – das ist eine Kombination zweier ehemaliger Schwimmerinnen. Letztere ist gebürtige Berlinerin, war in der Bundeshauptstadt an der Sportschule aktiv, ehe ihr im Schwimmen keine Perspektive mehr attestiert worden war. Daraufhin probierte sie sich zunächst beim Triathlon in Potsdam, wurde von dort jedoch zu den Ruderern an den „Seekrug“ weiterempfohlen, weil man ihr angesichts ihrer Körperhöhe von 1,79 Meter in dieser Sportart bessere Entwicklungschancen einräumte. „Gut, dass das so seinen Lauf nahm“, sagt Annabel Oertel, die seit 2014 an der hiesigen Sportschule lernt und trainiert.

Rudern war der erste Sport, der Friederike Müller so richtig begeisterte

Bereits zwei Jahre zuvor kam die aus Wandlitz stammende Friederike Müller an die Eliteeinrichtung. In der Grundschule wurde sie gesichtet – wegen ihres hoch aufgeschossenen Körpers, der nunmehr 1,74 Meter misst. Ausgesprochen sportlich aktiv war Müller bis dato nicht. „Es gab irgendwie nichts, was mich wirklich begeistert hat“, begründet sie. Das änderte sich beim Ruder-Probetraining. „Ich fand es beeindruckend, wie schnell man sich auf diese Weise über das Wasser bewegen kann. Da war mir dann auch sofort klar: Das wird mein Sport.“

Den betreibt sie derzeit in Vorbereitung auf die Saison 2017, in der für Friederike Müller und Annabel Oertel ein Neuanfang erfolgt. Schließlich sind ihre bisherigen Zweierpartnerinnen dem Juniorinnenalter entwachsen, sodass sie jemand anderes ins Boot bekommen. „Bei mir wird es wohl Katarina Tkachenko“, berichtet Müller, „und bei mir Antonia Hoffmann“, so Oertel. Ein Traum sei es, bei der Junioren-WM im nächsten Jahr wieder zusammen als vereinseigener Vierer zu starten. „Das ist einfach was Besonderes. Der Zusammenhalt ist riesig und irgendwie verleiht das auch noch zusätzlich Motivation“, findet Oertel.

Nächste Saison sind sie beide die weltmeisterlichen Vorbilder an Bord

Sowohl sie als auch Müller sind sich darüber bewusst, dass ihnen jetzt mehr Verantwortung zuteil wird als noch in der zurückliegenden Saison. „Da waren wir es“, erklärt Müller, „die zu den anderen beiden aufgeschaut haben und uns an ihnen super orientieren konnten.“ Nun möchten sie die Vorbildrolle an Bord übernehmen. Als amtierende Weltmeisterinnen.

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