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Eine lange Schlange bildete sich vor der Notaufnahme des Bergmann-Klinikums, wo künftige Patienten auf das Coronavirus getestet wurden. 
© Andreas Klaer

Neue Maßnahmen am Potsdamer Bergmann-Klinikum: Systematische Tests für Patienten und Mitarbeiter

Ob Geburt oder Operation: Bergmann-Klinikum führt generalisierte Coronaabstriche für neue Patienten ein. Am ersten Tag führte das zu Schlangen vor der Notaufnahme. 

Potsdam - Alle Patienten, die im kommunalen Bergmann-Klinikum aufgenommen werden, sollen auf das Coronavirus getestet werden. Auch soll nach und nach bei allen Klinikmitarbeitern systematisch ein Abstrich genommen werden. Diese neue Maßnahme hat der Krisenstab des Klinikums am Samstag beschlossen. Damit geht das Haus über die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts hinaus. Das teilte das Klinikum mit. „Dazu haben wir für heute alle Patienten, die in den kommenden Tagen eine dringend notwendige Operation oder stationäre Aufnahme benötigen, für einen Corona-Test einbestellt“, schrieb Kliniksprecherin Damaris Hunsmann am Sonntag. Rund 60 Patienten seien persönlich benachrichtigt worden. 

Dutzende standen im Regen

Das allerdings hatte offenbar gänzlich ungeplante Folgen: Am Sonntagvormittag und um die Mittagszeit bildete sich eine lange Schlange vor der Notaufnahme. Dutzende Personen standen bei regnerischem Wetter an, in gebotenem Abstand, bis weit die Straße entlang. 

Auch Mareike Seger gehört zu jenen, die am Samstag einen Anruf erhielten. Die 33-jährige Potsdamerin ist in der 38. Woche schwanger, in rund zwei Wochen soll ihr zweites Kind im Bergmann-Klinikum zur Welt kommen. Zwischen 10 und 18 Uhr solle sie kommen, sagte die Hebamme am Telefon. „Als ich gegen 12 Uhr ankam, standen dort mindestens 40 Leute draußen an, darunter viele hochschwanger“, berichtet sie. Vorne in der Schlange entdeckte sie eine ebenfalls schwangere Bekannte. „Sie hatte dort schon zwei Stunden gewartet und war noch lange nicht an der Reihe.“ 

Seger kann es nicht fassen: Nicht nur, dass sie mit Babybauch so lange dort herumstehen sollte, sondern vor allem, mit möglicherweise anderen Erkrankten in Kontakt zu kommen. „Ich finde das unverantwortlich und inkonsequent. Dass die Partner nicht mit in den Kreißsaal dürfen, verlangt uns schon viel ab, aber das passt nun überhaupt nicht dazu“, sagt sie. 

Mundschutz soll künftig gesammelt, gereinigt und wiederverwendet werden.
Mundschutz soll künftig gesammelt, gereinigt und wiederverwendet werden.
© Andreas Klaer

Eine "Durchmischung" vermeiden

Kliniksprecherin Hunsmann kann sich den Ansturm selbst nicht recht erklären. „Es kamen wesentlich mehr Menschen, als wir kontaktiert haben“, sagt sie. Möglicherweise hätte sich das herumgesprochen oder sei irgendwo verbreitet worden, mutmaßt sie. Deshalb stellt sie klar: „Wir haben keine neue Abstrichstelle eröffnet.“ Es handle sich ausschließlich um prophylaktische Tests der vorher benachrichtigten Personen, die in den kommenden Tagen für Operationen oder Geburten in die Klinik aufgenommen werden sollen. 

„Unser Ziel ist es, eine Durchmischung von Covid-Patienten und anderen Patienten zu verhindern“, so Hunsmann. Die neuen Tests böten eine doppelte Sicherheit. So könnten positiv getestete Personen von den anderen getrennt werden. Notfallpatienten etwa nach einem Autounfall würden nach der Einlieferung ins Krankenhaus getestet. 

Die Situation am Sonntagmittag solle in der Stabssitzung am heutigen Montag noch einmal besprochen werden. Möglicherweise werde man über ein anderes Verfahren etwa durch die Vergabe von Terminen nachdenken.  Das andere Potsdamer Klinikum, das St. Josefs Krankenhaus, verfährt so nicht, wie Sprecher Benjamin Stengl am Sonntag auf PNN-Anfrage sagte: „Solche Pro-Forma-Tests gibt es bei uns aktuell nicht – ohne eine Corona-Symptomatik nach den Kriterien des Robert-Koch-Instituts klingt das eher nicht zielführend.“ Wie das Klinikum hat das Josefs-Krankenhaus allerdings auch die umstrittene Regelung verfügt, dass Partner nicht mehr bei der Entbindung dabei sein dürfen. 

1200 Unterschriften für Väter im Kreißsaal

Eine Onlinepetition gegen diese Potsdamer Linie, Väter aus dem Kreißsaal auszuschließen, hatten von Freitag bis Sonntagnachmittag bereits 1200 Personen unterschrieben. 

Auch an anderer Stellen gehen die Vorbereitungen des Klinikums auf einen möglichen Ansturm von Covid-19-Erkrankten weiter. Nach PNN-Informationen soll am heutigen Montag eine neue und eigens eingerichtete Corona-Station offiziell ihre Arbeit aufnehmen, zur Eröffnung wird auch Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) erwartet. 

Zudem versucht das Klinikum laut der Mitteilung vom Sonntag, künftig sparsamer mit Schutzausrüstung zu haushalten. Zwar sei aktuell noch ausreichend davon vorhanden. Doch da das Material weltweit knapper werde, habe man begonnen „neue Wege zu gehen, um für den etwaigen Notfall oder zur Überbrückung kurzfristiger Lieferengpässe gerüstet zu sein“. 

Wie berichtet hatte das Klinikum bereits zum Nähen von Stoffmasken aufgerufen. In der Mitteilung geht ein Appell an die Mitarbeiter jedoch noch weiter: So sollen Einwegmasken gesammelt und wieder aufbereitet werden. Dabei handle es sich um ein Verfahren nach aktuellen Hygienerichtlinien der Charité. Mund-Nasenschutz und filternde Gesichtsmasken sollen künftig mit einem Dampfsterilisationsverfahren gereinigt und im Bedarfsfall wiederverwendet werden. 

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