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Viel Hoffnung setzen Experten auf großflächig eingesetzte Tests, die nach einer Erkrankung Immunität zuverlässig nachweisen können sollen.
© Axel Schmidt/REUTERS

Nachweis über das Coronavirus: Welche Tests helfen – und welche nicht?

Wie die Tests das Virus SARS-CoV-2 nachweisen sollen, ist unterschiedlich. Und nicht alle Methoden sind zuverlässig.

Testen, testen, testen: Um die Auswirkungen von Covid-19 möglichst stark zu begrenzen, ist es von zentraler Bedeutung, herauszufinden, wer mit dem Virus SARS-CoV-2 infiziert ist. Denn dann können die Personen in Quarantäne gestellt, notfalls behandelt und weitere Ansteckungen möglichst verhindert werden. Gesundheitsämter in ganz Deutschland arbeiten gerade mit Hochdruck daran, die Personen zu identifizieren, die mit infizierten Menschen Kontakt hatten: Wenn der Kontakt eng war und eine Ansteckung wahrscheinlich ist, sollten auch diese vorsichtshalber isoliert werden, um den Ausbruch weitestgehend zu stoppen.

Während es in den vergangenen Wochen zunächst viel Kritik an den Testkapazitäten in Deutschland gab, wurden diese zuletzt offenbar deutlich ausgebaut: Bislang sind offenbar deutlich über eine halbe Million Proben untersucht worden. Allein von Arztpraxen sind nach Auskunft der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vergangene Woche rund 266.000 Proben untersucht worden, hinzu kämen Kliniken und Gesundheitsämter.

Obwohl das Robert Koch-Institut aufgrund der weiten Verbreitung des Virus in Deutschland nun für praktisch jede Person mit Symptomen – dazu zählen neben Fieber und Husten auch Halskratzen oder Kopfschmerzen – Labortests empfiehlt, können aber dennoch viele Menschen immer noch nicht untersucht werden. Ihnen wird empfohlen, zuhause zu bleiben und nicht etwa einkaufen zu gehen. Doch viele hätten gerne Gewissheit.

Während die Labortests einige Stunden benötigen und die Ergebnisse oft erst ein bis drei Tage nach Probenahme mitgeteilt werden, bieten Firmen derzeit Schnelltests an. Auch der Konzern Bosch hat einen derartigen Test entwickelt – spezielle Maschinen sollen eine Probe innerhalb von 2,5 Stunden analysieren können. 95 Prozent der Proben mit SARS-CoV-2 würden korrekt erkannt, erklärte das Unternehmen.

„Das ist ein sehr guter Wert für diese Art von Test“, erklärte eine Sprecherin dem Tagesspiegel. Zur Frage, bei wie vielen Proben von Personen ohne Infektion ein falsch-positives Ergebnis gemeldet wird, „können wir aktuell keine Info mitteilen“, sagt sie. „Wir bitten um Verständnis.“

Geräte würden fünfstelligen Betrag kosten

Dabei kann man ohne diese Angabe die Qualität des Tests gar nicht einschätzen: Ein angeblicher Bluttest auf Brustkrebs, den die Uniklinik Heidelberg vor einem Jahr als Durchbruch vermarktet hat, führt bei teils jeder zweiten gesunden Frau zu einem falsch-positiven Befund. Außerdem kosten die Geräte einen fünfstelligen Betrag, wie Bosch auf Nachfrage mitteilte – selbst bei maximaler Auslastung auch nachts und am Wochenende lassen sich hiermit nur knapp 70 Tests pro Woche durchführen.

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Die Kosten für die für einen einzelnen Test benötigten Materialien liegen „im höheren zweistelligen Eurobereich“, erklärt die Sprecherin. Der Test ist bislang noch nicht zugelassen – bislang sind laut Bosch wenige dutzend der für die Tests benötigten Geräte im Einsatz. Auch andere Firmen arbeiten an ähnlichen Verfahren.

Anders als vermarktet sollen sie nicht 80 Prozent aller Infektionen korrekt erkennen, sondern nur 30 Prozent

Andere Tests weisen nicht das Erbgut des Virus über Laboruntersuchungen nach, sondern einige seiner molekularen Bestandteile – so genannte Antigene. So auch Tests aus China, auf die die spanische Regierung gesetzt hatte: Nach Medienberichten hat sie 340.000 Kits eines Schnelltests der in der südchinesischen Stadt Shenzhen ansässigen Firma Bioeasy eingekauft, bei denen Abstriche im hinteren Nasenbereich genommen werden.

Doch anders als vermarktet sollen sie nicht 80 Prozent aller Infektionen korrekt erkennen, sondern nur 30 Prozent, schreibt die spanische Zeitung „El País“. „Sie detektieren positive Fälle nicht so gut, wie wir erwartet hätten“, zitiert sie einen anonymen Experten. Nach Auskunft der chinesischen Botschaft in Spanien waren die Tests jedoch auch in China nicht zugelassen.

Andere Firmen setzen auf Nachweis der Immunreaktion des Körpers

Andere Firmen wie der Berliner Hersteller PharmACT setzen auf den Nachweis der Immunreaktion des Körpers: Das menschliche Abwehrsystem bildet einige Tage nach Infektion so genannte Antikörper, die sich im Blut nachweisen lassen. Innerhalb von 20 Minuten soll der Test eine sichere Diagnose erlauben, erklärte die Firma. Proben von Personen, die nicht infiziert waren, sollen fast nie fälschlicherweise als positiv erkannt werden – und Infektionen soll der Test mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 bis 95 Prozent erkennen, erklärt sie.

Berufsverbände von Ärzten für Mikrobiologie sowie von medizinischen Laboren warnen hingegen vor dem Test, wie die Deutsche Apotheker-Zeitung berichtet. „Antikörper sind bei Virusinfektionen wie mit dem SARS-CoV-2 meist frühestens eine Woche nach Erkrankungsbeginn nachweisbar, in der Regel sogar erst nach 14 Tagen“, heißt es. „Für SARS-CoV-2 liegen noch gar keine gesicherten Erkenntnisse hierzu vor.“ So könnten Patienten in falscher Sicherheit gewogen werden. Auch könne ein positiver Test auch durch eine frühere Infektion mit einem anderen Coronavirus verursacht sein.

Er könne wenig zu den Schnelltests sagen, die bislang angeboten werden, sagte der Charité-Virologe Christian Drosten am Donnerstag auf einer Pressekonferenz. „Die sind noch gar nicht validiert“, erklärte er. Dies solle aber nicht heißen, dass sie keine Chance haben oder schlecht sind. „Wir wissen es einfach nicht.“

Hoffnung für großflächig angelegte Tests, die Immunität nach Erkrankung zuverlässig nachweisen sollen

Viel Hoffnung setzen Experten hingegen auf großflächig eingesetzte Tests, die nach einer Erkrankung Immunität zuverlässig nachweisen können sollen – diese werden derzeit noch entwickelt. Von Forschern des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung wird derzeit eine Studie an Blutproben von mehr als 100.000 Personen aus Deutschland vorbereitet, wie der „Spiegel“ berichtete. Es soll vielleicht schon im April losgehen.

Die Analyse soll im Nachhinein einen Aufschluss darüber geben, wie viele Personen unerkannt infiziert waren und nun immun sind. Die Forschung an diesen Tests läuft allerdings noch. „Leider können wir zur Sensitivität und Spezifität der Tests keine Aussagen treffen“, erklärte eine Sprecherin des Helmholtz-Zentrums dem Tagesspiegel – damit lässt sich bislang nicht bewerten, wie zuverlässig sie sind.

Die Gesundheitsämter sind inzwischen teils dazu über gegangen, nicht mehr bei allen Personen mit verdächtigen Symptomen Laboruntersuchungen durchführen zu lassen: Wenn eine enge Kontaktperson – etwa ein Familienangehöriger oder ein Mitbewohner in einer Pflegeeinrichtung – typische Symptome entwickelt und es in Bezug auf die Inkubationszeit zu einer labordiagnostisch bestätigten Infektion im direkten Umfeld passt, kann diese Person auch als bestätigter Fall angesehen werden. Diese Änderung hatte das Robert Koch-Institut diese Woche vorgenommen.

Hinnerk Feldwisch-Dentrup

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