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Die Seitenflügel der Grundschule in der Friedrich-Wolf-Straße erfüllen nicht mehr die heutigen Ansprüche. 
© Ottmar Winter

Potsdamer Gestaltungsrat: Schule für Waldstadt, Wachstum in Golm

Das Expertengremium beschäftigte sich in einer öffentlichen Diskussion mit einer Grundschule in der Waldstadt und Plänen für Golm. Dabei gab es mehr Fragen als Antworten.

Potsdam - Hätte, wäre, könnte - bei Ratschlägen spielt es eine wichtige Rolle, wann man sie bekommt. Ist eigentlich schon alles entschieden, können die Ratgeber nicht mehr viel beeinflussen. Ist hingegen noch nicht klar, worum es eigentlich geht, fehlen die Ansatzpunkte. In diesem Spannungsfeld bewegten sich am Freitag zwei Themen, die im Potsdamer Gestaltungsrat diskutiert wurden: Die Erweiterung der Grundschule in der Waldstadt und die Entwicklung von Golm.

Das sechsköpfige Gremium gibt es seit 2010 und ist mit hochkarätigen Experten aus den Bereichen Stadtplanung, Architektur und Landschaftsplanung besetzt. Bauherren - egal ob privat oder öffentlich - können sich für ihre Vorhaben Ratschläge einholen. Pflicht ist das aber nicht. 2016 beschlossen die Stadtverordneten, dass das Gremium nicht mehr öffentlich tagen soll. Immer mehr Investoren fühlten sich unwohl dabei, dass ihre Ideen öffentlich debattiert wurden, hieß es. Es sei schwieriger, Investoren zu finden, die sich dem Urteil stellen.

Öffentliche Diskussion - per Videochat

Potsdams Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) wünscht sich, dass sich das ändert. Nun gab es nach längerer Pause mal wieder eine öffentliche Diskussion - per Videochat. „Wir haben uns entschieden, die Sitzungen des Gestaltungsrates wieder regelmäßig für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, um eine breitere Diskussion über städtebauliche Entwicklungen und architektonische Qualität zu ermöglichen", so Rubelt vorab. Die beiden Themen wurden öffentlichen Vorhabenträgern vorgestellt: der Stadtverwaltung selbst und dem stadteigenen Kommunalen Immobilienservice (KIS).

Potsdams Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos).
Potsdams Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos).
© Andreas Klaer

Zunächst ging es um die Erweiterung und Sanierung der Grundschule in der Friedrich-Wolf-Straße. Das dreistöckige Hauptgebäude ist einer der ersten Typenbauten aus den späten 1950er-Jahren. In zwei Seitenflügeln befinden sich eine Turnhalle sowie eine Mensa und Horträume. Sie erfüllen nicht mehr die heutigen Anforderungen an Größe und Barrierefreiheit. Aus Platzmangel wurde vor ein paar Jahren nebenan ein Containerbau für den Hort errichtet, der allerdings nicht dauerhaft dort bleiben kann. Die Schule soll außerdem wegen des großen Bedarfs im Stadtteil künftig drei- statt zweizügig sein.

Entsprechend viel Raumbedarf soll auf dem 16.000 Quadratmeter großen Grundstück untergebracht werden, ohne allzu viele Bäume zu fällen. 2017 sei dazu eine Machbarkeitsstudie beauftragt worden, wie Sven Wollbrügge vom KIS erklärte. Ergebnis: Die Seitenflügel sollen beide abgerissen werden und ein Erweiterungsbau auf dem bisherigen Schulhof entstehen. Der Haupteingang soll an die Straße verlegt werden. 

Neubau soll bis 2025 fertig sein

Der Neubau soll drei Obergeschosse und ein Untergeschoss besitzen und eine Zweifeldsporthalle, die neue Mensa und Unterrichtsräume. Im sanierten Hauptgebäude sollen vorrangig Fachunterrichtsräume eingerichtet werden. In einem Verbindungsbau sollen die Eingangshalle, eine Garderobe und die Bibliothek unterkommen. Ein Termin für den Baustart wurde nicht genannt. Lange kann es aber nicht mehr dauern, denn 2025 soll der Neubau fertig sein. Anschließend folgt die Sanierung des Altbaus bis 2027.

Bei den Mitgliedern des Gestaltungsrats lösten die Pläne etwas Stirnrunzeln aus. "Das ist eigentlich schon fertig", sagte die Vorsitzende Sophie Wolfrum. Sie wolle anerkennen, dass der Bauherr den Wald schonen wolle. Das Gelände sei "zauberhaft, wunderschön". Auch Angela Mensing-de Jong, die derzeit an der Technischen Universität Dresden Städtebau lehrt, monierte die späte Einbindung des Gremiums. Sie kenne den Schultyp aus vielen ostdeutschen Städten, allerdings kein Beispiel mit einer Erweiterung in der Mitte. "Wir haben uns gewundert." Lob gab es für die Verlegung des Eingangs zur Straße. Für die bisher unklare Fassadengestaltung empfahl das Gremium eine Orientierung am Bestandsgebäude.

Sophie Wolfrum, Vorsitzende des Gestaltungsrats.
Sophie Wolfrum, Vorsitzende des Gestaltungsrats.
© Sebastian Gabsch

Ganz anders ist die Lage in Golm. Dort soll untersucht werden, ob ein 66 Hektar großes Areal zwischen dem Großen Herzberg und der Golmer Chaussee ein Entwicklungsgebiet werden könnte, um Erweiterungsmöglichkeiten für den Wissenschaftspark Golm zu schaffen, aber auch für Wohnungen und soziale Infrastruktur. Derzeit wird an einem Rahmenplan gearbeitet. Der Zwischenstand wurde am Freitag von den damit beauftragten Planern vorgestellt. 

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Bahnhof in Golm wird seiner zentralen Lage nicht gerecht

Die brachten einige spannende Ideen, aber noch mehr offene Fragen mit. So könnte Regenwasser, das im bebauten Bereich nicht versickert, genutzt werden, um die früheren Moorflächen nordwestlich von Golm wieder zu vernässen. Ein Rundweg soll den bebauten Bereich mit dem Ufer des Zernsees verbinden. Ein bestehender Stichkanal könnte bis ins Zentrum verlängert und von Paddlern genutzt werden. Ein hoher Grünanteil soll erhalten werden. Neubauten für Wohnen und Gewerbe seien im Norden denkbar. Entwickelt werden müsse der Bereich um den Bahnhof, der seiner zentralen Position bisher nicht gerecht werde.

Der Bereich um den Bahnhof in Golm wird bislang kaum genutzt.
Der Bereich um den Bahnhof in Golm wird bislang kaum genutzt.
© Andreas Klaer

Bei dem Gremium kamen die Überlegungen gut an. "Großartig, dass Sie sich damit beschäftigen", so Wolfrum. Vor allem die Einbeziehung der Landschaft in die Planung stieß auf Zustimmung. Landschaftsarchitekt Stefan Lenzen meldete jedoch Bedenken gegen eine Bebauung der nördlichen Flächen an. Wolfrum regte an, stattdessen eine dichtere Bebauung in Inneren des Gebiets zu prüfen. Ein Knackpunkt sei der Bereich um den Bahnhof. Dort fehle es derzeit einfach an Aufenthaltsqualität.

Potsdams Stadtplanungschef Erik Wolfram sagte, dass es keine Vorfestlegung auf mehr Bauflächen gebe, aber für eine Entwicklung sei "eine gewisse Schwungmasse" nötig. "Das finanziert sich nicht von allein." Mehr Wohnungen und mehr Arbeitsplätze würden auch die Ansiedlung von Handel und Dienstleistungen rechtfertigen. Den Planungsprozess wolle man grundsätzlich öffentlich fortführen, so Wolfram. Wahrscheinlich wird sich also auch der Gestaltungsrat damit beschäftigen.

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