Potsdamer Gestaltungsrat neu formiert: Appell des Baudezernenten für mehr Mut bei Bauherren
Das Sachverständigengremium wünscht sich mehr Zusammenarbeit mit Investoren und Öffentlichkeit. Der Gestaltungsrat sei keine "Schönheitspolizei".
Potsdam - Wie viel Macht kann ein sechsköpfiges Gremium haben, das mit Professoren und anderen renommierten Experten hochkarätig besetzt ist – aber eigentlich keine Macht hat? Der Potsdamer Gestaltungsrat soll seit 2010 einen Dialog zwischen Kommunalpolitik, Verwaltung, aber auch zwischen Architekten und Bauherren etablieren. Der Dialog findet statt – aber längst nicht alle Bauherren schätzen ihn. Allzu oft sperrten sich Bauherren gegen eine öffentliche Debatte ihrer Vorhaben.
Bei der jüngsten Tagung des Rats am Montag in der Biosphäre appellierte Baubeigeordneter Bernd Rubelt (parteilos) an die Verweigerer: Er wünsche sich, „dass noch mehr private Bauherren ihre Projekte dem Gestaltungsrat vorlegen und für einen offenen Meinungsaustausch zur Verfügung stehen“. Öffentliche Sitzungen sollten „Regelfall, nicht Einzelfall“ werden.
Gremium sucht Dialog mit Bauherren und Architekten
Klar wurde auch, dass das Sachverständigengremium tatsächlich den Dialog mit Bauherren und Architekten sucht und sie nicht mit Belehrungen quälen will. Er verstehe den Gestaltungsrat „nicht als Schönheitspolizei“, niemandem dürfe „ein bestimmter Geschmack aufgezwungen werden“, sagte denn auch der niederländische Professor und Ingenieur Hans van der Heijden den PNN.
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Er war von den Stadtverordneten gemeinsam mit dem Kölner Professor Stephan Lenzen, einem namhaften Landschaftsarchitekten, gerade neu in den Rat gewählt worden. Sie rücken nach, weil der preisgekrönte Landschaftsarchitekt und Diplom-Ingenieur Axel Lohrer sowie der ebenfalls hochdekorierte Architekt Helmut Riemann nach zwei Arbeitsperioden turnusmäßig verabschiedet wurden.
Fruchtbare Zusammenarbeit
Dass die Zusammenarbeit mit Bauherren und Architekten auch fruchtbar sein kann, wurde am Beispiel des Hotel-Neubaus Am Kanal 15 deutlich, wo Holiday Inn Express & Suites neben der Post am 22. November erstmals Gäste begrüßen will. Professorin Sophie Wolfrum, seit drei Jahren Ratsvorsitzende, berichtete von der Debatte um das zunächst geplante flache Dach des Hotelkomplexes: „Wir konnten dem Architekten das zum Glück ausreden.“ Das Ergebnis: ein formschönes Walmdach. Die Kollegen, freute sich Wolfrum, „sind immer mehr zugänglich“.
Bei Exkursionen lernen die Mitglieder des Rats die Objekte kennen, deren Baupläne ihnen mitunter bekannt sind. Es ging ins Bornstedter Feld zur Roten Kaserne, wo der gültige Bebauungsplan nur kleine Spielräume für Alternativen etwa bei der Farbe der Sockel ließ. Es ging zum Babelsberger Havelbus- Areal und zum Zentrum-Ost in die Edison-Allee, wohin die städtische Bauabteilung ziehen soll und ins Kirchsteigfeld.
Baubeigeordneter Rubelt kündigte in einem Ausblick künftige Themen an: So stünde demnächst die Entscheidung darüber an, ob die Fähre zwischen Kiewitt und Hermannswerder bleiben soll oder ein Brückenneubau kommt. Der Bau des geplanten neuen Stadtteils Krampnitz gehört ebenso zu den künftigen Themen wie die Zukunft des Stadtteils Schlaatz – und die Frage, wie die Plattenbauten in den Quartieren so aufgewertet werden können, „dass sie nicht nur durch billige Mieten locken”. Voranbringen könnte dies ein Masterplan für den Schlaatz, der als Wettbewerb durchgeführt werde.