Coronavirus: Saison für SCP-Volleyballerinnen beendet, keine Fußballspiele in Brandenburg
Im Volleyball ist vorzeitig Schluss, es gibt keine Deutschen Meister. Der Fußball-Landesverband Brandenburg stellt vorerst den Spielbetrieb ein, auch andere Sportarten setzen in der Mark aus. In Potsdam und Umland sind Sportevents abgesagt.
Potsdam - Der Sportbetrieb in Deutschland kommt durch die Coronavirus-Krise zum Erliegen - auch in Brandenburg und der Landeshauptstadt Potsdam. Am Donnerstagabend teilte die Volleyball-Bundesliga (VBL) mit, dass die Saison vorzeitig beendet wird. Das betrifft die Frauen des SC Potsdam, die auf Tabellenrang drei lagen. Zudem gab der Fußball-Landesverband Brandenburg (FLB) mit, dass auf Landes- und Kreisebene bis einschließlich 22. März zunächst keine Spiele stattfinden werden. Der FLB hat fast 82.000 Mitglieder und ist mit Abstand der größte märkische Sportverband. Unter anderem auch im Handball, Volleyball, Judo und Turnen haben Brandenburger Verbände den Betrieb vorerst eingestellt. Im Basketball wurde die laufende Landessaison für beendet erklärt. Über Auf- und Abstiegsregelungen soll noch beraten werden - die Red Hawks Potsdam hätten am Samstag im Duell mit dem USV Potsdam II die Oberliga-Meisterschaft perfekt machen können.
Zahlreiche Sportveranstaltungen, die am Wochenende in Potsdam und Umland stattfinden sollten, wurden abgesagt. Handball-Drittligist VfL Potsdam spielt am Freitagabend nicht in der MBS-Arena gegen den SC Magdeburg II. Zwei für Samstag im Schlaatz geplante Nachwuchsturniere des Ringerclubs Germania Potsdam sind gestrichen. Rund 180 Athleten aus mehreren Bundesländern waren angemeldet. Eingestellt wurde auch der Betrieb in der 3. Volleyball-Liga, wo die Männer des SC Potsdam und Frauen des USV Potsdam aufschlagen. Der Footballclub Potsdam Royals lässt sogar sein Trainingsbetrieb bis Ende nächster Woche ruhen. Für den Basketball-Zweitligisten TKS 49ers wurde die erste Playdown-Partie am Sonntag gegen die Düsseldorf Giants in Kleinmachnow abgesagt.
"Gesundheit und Sicherheit stehen vor sportlichen oder wirtschaftlichen Interessen"
Wie zuvor schon die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) entschied sich nun auch die Volleyball-Bundesliga für ein vorzeitiges Saisonende. Zunächst hatte die VBL geplant, wenigstens noch den letzten Hauptrunden-Spieltag am Wochenende stattfinden zu lassen. Alle Partien sollten als Geisterspiele vor leeren Rängen ausgetragen werden - darunter das Match der SCP-Frauen beim USC Münster. Ohne komplette Hauptrunde und Playoffs gebe es diese Saison keine Deutschen Volleyballmeister bei den Frauen und Männern, teilte die VBL mit.
Für den SC Potsdam endet die eigentlich beste Spielzeit der Vereinsgeschichte jäh. Der Brandenburger Club hatte sich erstmalig in elf Jahren Erstligazugehörigkeit den dritten Tabellenplatz gesichert und zudem einen neuen Punkterekord aufgestellt. Das letzte Spiel gewannen die Potsdamerinnen mit 3:2 gegen Schwerin - in der mit rund 2000 Zuschauern ausverkauften MBS-Arena. "Der SC Potsdam begrüßt die Entscheidung der VBL", schrieb der Verein in einer Stellungnahme aud Facebook. "Gesundheit und Sicherheit stehen vor sportlichen oder wirtschaftlichen Interessen." Informationen für Dauerkartenbesitzer und Personen, die schon Tickets für das erste Playoff-Viertelfinalspiel am 21. März gekauft hatten, sollen folgen.
Allenfalls hätte die Partie nur eingeschränkt stattfinden dürfen. Das Land Brandenburg verhängte am Donnerstag nämlich seine Allgemeinverfügung, dass Großveranstaltungen vorerst nicht mit mehr als 1000 Personen durchgeführt werden dürfen. Events mit einer Teilnehmerzahl zwischen 100 und 999 müssen vorab schriftlich angezeigt werden und könnten auch in Einzelfallprüfungen untersagt werden. Damit wären theoretisch selbst Sportveranstaltungen aus unteren Ligen betroffen. Zum Beispiel Fußballspiele der sechst- und siebtklassigen Potsdamer Teams auf Landesebene, an denen zuweilen mehr als 100 Personen teilnehmen. Der FLB hatte am Mittwoch zunächst mitgeteilt, den Spielbetrieb auf Landes- und Kreisebene fortsetzen zu wollen. Letztlich folgten die Brandenburger dem Vorbild anderer Bundesländer wie Berlin, wo der Fußballbetrieb schon vorher in den Ruhezustand versetzt worden war.
NOFV will Spielverlegungen "wohlwollend" prüfen
Für Regionalligist SV Babelsberg 03 steht das nächste Heimspiel am Freitag kommender Woche auf dem Plan. Zur einzigen Flutlichtpartie der Rückrunde gegen Hertha BSC II würde der Kiezklub unter normalen Umständen etwa 1800 Fans erwarten. Nach der Anordnung des Landes steht der Verein nun vor der Aufgabe, zu klären, ob er überhaupt Zuschauer zulässt oder wie er das limitierte Kartenkontingent aufteilt. Rund 580 Dauerkarteninhaber gibt es in dieser Saison, zudem hat der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) verfügt, dass zehn Prozent des Kontingents dem Gast bereitgestellt werden müssen.
Anträge der Heimvereine auf Spielverlegungen, um wirtschaftlichen Schaden zu minimieren, wolle der NOFV „wohlwollend“ prüfen. Diese Option zog Nulldrei-Regionalligakontrahent Energie Cottbus für sein Samstagsspiel gegen den Berliner AK. Wie der Club bekanntgab, folgte der NOFV dem Antrag. Im Schnitt kommen rund 6200 Zuschauer – Liga-Spitzenwert – zu den Partien ins Cottbuser Stadion. Etwa 70.000 Euro nehme der Verein an einem Heimspieltag ein, sagt Energie-Präsident Matthias Auth. Er könne sich „ganz persönlich vorstellen“, dass die Regionalligasaison nicht zu Ende gespielt wird.
Olympia-Qualifikation stark beeinträchtigt
Frauen-Bundesligist Turbine Potsdam soll am 22. März gegen die SGS Essen sein DFB-Pokal-Viertelfinale bestreiten. Nach aktuellem Stand hält der Deutsche Fußball-Bund an der Austragung der Pokalpartien fest. Aber die Vorfreude ist schon getrübt. „Da haben wir endlich seit 2015 mal wieder ein Pokal-Heimspiel und können dann vielleicht vor nur weniger als 1000 Zuschauern spielen“, sagt Turbine-Geschäftsführer Stephan Schmidt.
Umsatzeinbußen durch weniger Zuschauer oder gar Geisterspiele drohen. Die betroffenen Vereine hoffen hierbei auf Unterstützung der Politik.
In vielen Sportarten ist durch die Corona-Pandemie auch die Olympia-Qualifikation stark beeinträchtigt. Beispielsweise wurde das Wasserball-Qualiturnier in Rotterdam, bei dem der Potsdamer OSC-Spieler Hannes Schulz mit dem deutschen Team antreten sollte, von Ende März um zwei Monate nach hinten verschoben. „Keiner weiß gerade, wie es weitergeht“, sagt Schulz. Für den Kampf um das Tokio-Ticket war die Bundesligasaison mit mehrfachen Pausen zerstückelt worden. Immer fraglicher ist aber ohnehin, ob die Sommerspiele 2020 in Tokio überhaupt stattfinden werden.