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Predrag Uzelac trainierte drei Teams in der Regionalliga Nord. Zuletzt war er für verschiedene Vereine als Scout tätig.
© Ingo Wagner/dpa

Der neue Mann in der höchsten Not: Predrag Uzelac wird Cheftrainer des SV Babelsberg 03

Der Kroate Predrag Uzelac soll den SVB vor dem Abstieg aus der Fußball-Regionalliga Nordost retten. Unterdessen ist der erste Schlichtungsversuch zwischen dem Babelsberger Verein und Ex-Coach Marco Vorbeck gescheitert.

Vielleicht ist es ein gutes Omen. Potsdams Top-Teams waren am Montag in der Spielbank der Brandenburger Landeshauptstadt zu Gast und zockten. Am erfolgreichsten an den Pokertischen präsentierte sich ausgerechnet die während der aktuellen Saison erfolgsärmste Mannschaft: Fußball-Regionalligist SV Babelsberg 03. 6000 Euro erspielten die Nulldrei-Kicker für ihren Klub.

Nun hoffen sie beim SVB, auch in einer wichtigen Personalie ein glückliches Händchen bewiesen zu haben. Wie der Verein am Dienstag bekanntgab, wurde ein neuer Cheftrainer gefunden: Predrag Uzelac übernimmt den Tabellenvorletzten der Nordoststaffel und soll ihn mit seiner Arbeit vor einem existenzgefährdenden Abstieg bewahren. „Es ist eine schwierige Situation – darüber brauchen wir nicht viel zu sprechen. Aber ich bin komplett überzeugt, dass die Mannschaft das Potenzial hat, den Klassenerhalt zu schaffen“, sagt der 53 Jahre alte Kroate.

Sein Sohn Franko spielte vorige Saison beim SVB

Der Name Uzelac ist in Babelsberg nicht unbekannt. Franko Uzelac, Sohn von Predrag, spielte vorige Saison beim SVB, gehörte als Innenverteidiger zu den Leistungsträgern, ehe er im Sommer zu Drittliga-Absteiger Fortuna Köln wechselte. Einige Male war der neue Nulldrei-Coach im Spieljahr 2018/19 bei Partien der Filmstädter und erhielt darüber hinaus viel Einblick in den Kiezklub dank „Informationen von Franko“, wie er sagt. „Der SV Babelsberg ist ein besonderer Verein. Mit klasse Fans und gutem Klima.“ Was für ihn besonders wichtig sei: „Hier spulen die Leute nicht einfach nur Aufgaben ab. Sie leben für den Verein, arbeiten sehr hart.“

Franko Uzelac gehörte vorige Saison zu den Leistungsträgern des SVB und berichtete seinem Vater viel Positives vom Kiezklub.
Franko Uzelac gehörte vorige Saison zu den Leistungsträgern des SVB und berichtete seinem Vater viel Positives vom Kiezklub.
© Manfred Thomas

Predrag Uzelac kam 1993 für den Fußball aus Kroatien nach Deutschland. Nachdem er in seiner Heimat in der ersten Liga gespielt hatte, lief er hierzulande drittklassig für den FC Gütersloh auf. Später schlug er die Trainerlaufbahn ein. Der A-Lizenzcoach fand vor allem seinen Platz in der Regionalliga Nord, wo er den SV Wilhelmshaven, BSV Rehden und VfB Oldenburg rund 100 Partien an der Seitenlinie betreute. Von 2016 bis 2018 war Uzelac dann als Chefscout der Würzburger Kickers in der 2. Bundesliga und Dritten Liga tätig. Zuletzt übernahm er in verschiedenen Ligen, auch im Ausland, Scouting-Aufgaben.

Im Sommer hatte der SVB noch Uzelac abgesagt

Und nun kehrt er in die Coaching-Zone zurück. Beim SV Babelsberg 03. Dort war Uzelac bereits im Sommer unter den „finalen drei Kandidaten“ für die Nachfolge von Almedin Civa, sagt SVB-Präsident Archibald Horlitz. „Damals hatten wir uns für jemanden entschieden, der eher ein Jugendtrainer war und hier bei uns mitwachsen sollte“, so Horlitz.

Dieser jemand war Marco Vorbeck. Nach nur einem Sieg aus 15 Spielen und laut Vereinsführung vor allem wegen Gründen, die jenseits der sportlich alarmierenden Situation lagen, wurde dem 38-Jährigen im November fristlos gekündigt. Am Montag landete der Fall des Fußballlehrers vor einer Schiedsstelle des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). „Wir haben ihm ein vernünftiges, gutes Angebot gemacht, um das außergerichtlich zu klären. Das hat er nicht angenommen“, sagt Horlitz. Im neuen Jahr wird die Sache dann sehr wahrscheinlich beim Arbeitsgericht verhandelt.

Enrico Große unterstützt Uzelac als Assistent

Der Vorstandsvorsitzende des Babelsberger Vereins freut sich, dass jetzt Uzelac trotz der Absage in der ersten Runde die Herausforderung beim SVB annimmt. Sein Vertrag läuft bis Saisonende. „Er ist genau der richtige Mann für unsere Lage“, sagt Horlitz. „Er bringt geballte Lebens- und Sporterfahrung mit. Er ist kein Aufbaukandidat, sondern einer, der ab der ersten Stunde die Dinge in die Hand nimmt und das Team führt.“

Im Jahr 1993 kam Predrag Uzelac für den Fußball aus Kroatien nach Deutschland. 
Im Jahr 1993 kam Predrag Uzelac für den Fußball aus Kroatien nach Deutschland. 
© Ingo Wagner/dpa

Unterstützt wird Uzelac dabei von einem, der das Innenleben des Vereins und der Mannschaft genau kennt: Enrico Große. Der Nachwuchsleiter des SVB hat bereits an der Seite von Cem Efe zwei Spielzeiten lang bis zum Sommer 2017 als Co-Trainer des Männer-Regionalligisten gearbeitet und sich nun bereit erklärt, dem neuen Cheftrainer zu helfen. Weiterhin zum Trainerteam wird Torwartcoach Matthias Boron gehören, der zuletzt gemeinsam mit dem verletzten Kapitän Philip Saalbach interimsmäßig die Mannschaft betreut hatte. Saalbach wird nach überwundenen Knieproblemen im Januar wieder ins Training einsteigen. 

"Es müssen sich Hunderte Dinge verbessern"

In einem Artikel auf der DFB-Internetseite wurde Predrag Uzelac mal als „Disziplinfanatiker“ bezeichnet. Damit kann er selbst nicht viel anfangen. „Disziplin ist für mich einfach Normalität, eine zwingende Voraussetzung und nichts Besonderes“, sagt er. „Das erwarte ich auch von allen Spielern, dass sie jetzt alles für den SVB tun – immer und überall.“ Mit dem Start der Rückrundenvorbereitung am 3. Januar werde „von Null begonnen“, betont Uzelac. „Nach hinten zu schauen, bringt nichts. Wir müssen, die Zukunft gestalten.“ Spielerisch müssten sich dabei „Hunderte Dinge verbessern“, sagt er. „Es sind diese vielen Kleinigkeiten, die am Ende große Sachen ausmachen.“

An den nötigen Verbesserungen gearbeitet wird bei den Nulldreiern zum ersten Mal seit vielen Jahren auch in einem Winter-Trainingslager. Vom 6. bis 9. Januar findet es im sächsischen Rabenberg statt und wird durch zusätzliche Sponsorenleistungen gestemmt. Auf Glück allein wie in der Spielbank kann man sich schließlich beim Fußball nicht verlassen. Tüchtig muss man auch sein. 

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