SV Babelsberg 03 wirft Marco Vorbeck raus: "Was da läuft, ist ziemlich komisch"
Was steckt hinter dem Rauswurf von Marco Vorbeck? Die Verantwortlichen beim SV Babelsberg äußern sich nur in knappen Worten, Vorbeck ist irritiert von dem Vorgehen.
Potsdam - Nach nicht einmal fünf Monaten im Amt ist die Zeit von Marco Vorbeck als Cheftrainer des SV Babelsberg 03 bereits wieder vorbei. Wie der Fußball-Regionalligist am Freitagvormittag bekanntgab, erfolge die Trennung von dem 38-Jährigen mit sofortiger Wirkung. Gründe dazu wurden in der lediglich drei Zeilen langen Vereinsmitteilung nicht genannt. Erklärt wurde nur, dass Vorbecks bisheriger Assistenzcoach Philip Saalbach und Torwarttrainer Matthias Boron bis auf Weiteres die Betreuung der Mannschaft übernehmen. Der SVB-Vorstandsvorsitzende Archibald Horlitz kündigte gegenüber den PNN an, dass es vorerst keine weiteren Stellungnahmen zu der Thematik geben werde.
Das Aus für Vorbeck in Babelsberg kommt zumindest für den jetzigen Zeitpunkt überraschend. Nach zuvor 14 Liga-Saisonspielen ohne Sieg war vor einer Woche mit dem 3:2 im Heimspiel gegen Optik Rathenow der erste Erfolg gelungen. Während der Negativphase, die es so in der SVB-Vereinsgeschichte noch nicht gab, hatte die Vereinsführung dem ehemaligen Profifußballer immer wieder demonstrativ das Vertrauen ausgesprochen und ihm den Rücken gestärkt. Und nun die Trennung ausgerechnet nach dem ersten großen Positiverlebnis? Es scheint, dass der Auslöser dafür nicht im sportlichen Bereich zu finden ist, sondern ein persönlicher Vorfall dahintersteckt. Auf Nachfrage sagte Horlitz dazu: „Wenn man eins und eins zusammenzählt, könnte man darauf kommen. Aber es ist ein laufendes Verfahren – daher können wir nicht in die Tiefe gehen.“
Vorbeck scheint irritiert
Vorbeck selbst wollte sich zu den Umständen ebenfalls nicht konkret äußern. „Kein Kommentar“, betonte er. Das sei mit seinem Anwalt so abgesprochen. „Was da läuft, ist alles ziemlich komisch“, fügte er noch hinzu.
Die Entscheidung, nicht mehr weiter mit dem gebürtigen Kühlungsborner Vorbeck zusammenarbeiten zu wollen, sei „relativ kurzfristig nach dem Rathenow-Spiel“ gefallen, sagte Horlitz. Bis Dienstag habe Vorbeck noch das Training geleitet. Nach einem freien Tag am Mittwoch wurde die Mannschaft dann nach PNN-Informationen am Donnerstag über die Trennung informiert.
Die Spieler wollen sich nicht äußern
Team-Kapitän David Danko bat um Rücksicht, dass aus dem Spielerkreis niemand Stellung zu der Situation beziehen werde. „Unsere Aufgabe liegt auf dem Platz. Und da haben wir jetzt ein wichtiges Pokalspiel vor uns“, sagte er. Am Samstag bestreitet der SVB sein Viertelfinale im Brandenburg-Cup auswärts gegen den Landesligisten FSV „Glückauf“ Brieske/Senftenberg. Eine Woche später wartet in der Liga das Match beim ebenfalls im Abstiegskampf steckenden ZFC Meuselwitz.
Problematisch hinsichtlich der Vorbeck-Demission ist für den SVB, dass er einen laufenden Vertrag bis Ende Juni 2021 hat – und ihm damit auch bis dahin Gehalt zusteht. Dass die Klubs dieses zahlen müssen, wenn sie sich von Trainern trennen, dafür hat der Hamburger SV ein eher extremes Beispiel geliefert: Beim HSV standen in jüngerer Vergangenheit durch das mehrfache Freistellen von Trainern bis zu vier Chefcoaches gleichzeitig unter Vertrag, die allesamt bezahlt werden mussten. Dem um wirtschaftliche Stabilität ringenden SVB dürfte es schwerfallen, neben Vorbeck einen neuen Übungsleiter mit ähnlichem Lohn zu beschäftigen. Auch eine Aufhebung des Vertrags durch Abfindung würde die Klubkasse stark belasten. Ob die vorzeitige Kündigung aus arbeitsrechtlichen Gründen möglich ist, werden wohl Juristen oder gar ein Gericht entscheiden müssen.
Vorbeck arbeitete mit reduziertem Etat
Viele Fragezeichen taten sich für Vorbeck schon bei seinem Amtsantritt auf. Im Sommer hatte er bei den Nulldreiern die Nachfolge von Kiezklub-Ikone Almedin Civa als Trainer und Sportlicher Leiter angetreten. Auf seiner ersten Trainerstation im Männerbereich sah er sich mit der Herausforderung konfrontiert, nach etlichen Abgängen von Leistungsträgern eine neue Mannschaft zu formieren – und das mit einem im Vergleich zur Vorsaison um 50.000 Euro auf 300.000 Euro reduzierten Etat.
Der sportliche Erfolg blieb dann auch lange Zeit aus. Bei den 14 sieglosen Liga-Saisonspielen enttäuschte der SVB einige Male, wirkte taktisch ungeordnet und ohne Offensivkraft. Oftmals stimmten aber die spielerischen Ansätze, doch Defensivfehler oder mangelnde Chancenverwertung brachten das Team um den Ertrag. Vorbeck hatte trotz der vielen Rückschläge auf beachtliche Weise stets Ruhe und Optimismus ausgestrahlt – und die Besonnenheit eines Küstenmenschen. Glücklich und zufrieden wirkte er dann nach der Erlösung im Rathenow-Spiel. Ein Moment der Freude, der nur kurz währte.