Jahresabschluss-Interview 2018: Potsdams Oberbürgermeister setzt auf Nachbarschaftshilfe
Potsdams neuer Oberbürgermeister Mike Schubert plant eine gemeinsame Strategie mit dem Umland. Das Wachstum der Region könne man nur gemeinsam lösen, so Schubert im Jahresrückblick-Interview.
Potsdam - Zur Steuerung des Wachstums will Potsdams neuer Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) eng mit dem Umland zusammenarbeiten. Sein Ziel sei eine gemeinsame Wachstumsstrategie für Potsdam, die Stadt Brandenburg sowie die Landkreise Potsdam-Mittelmark und Havelland, sagte Schubert im PNN-Interview. Die Landeshauptstadt habe die Grenzen dessen erreicht, was sie angesichts immer weiter steigender Einwohnerzahlen noch allein bewältigen könne, so der Rathauschef, der vor vier Wochen seinen Parteigenossen Jann Jakobs nach 16 Jahren Amtszeit ablöste.
Die Menschen zögen heute nicht unbedingt in eine Stadt, sondern in eine Region, sagte Schubert. Daher könne man die Probleme auch nur gemeinsam lösen. Die Wachstumsstrategie müsse sich daher auf Verkehrsfragen ebenso erstrecken wie auf Wohnungsbau und Wirtschaftsansiedlungen. Von den Landräten der Landkreise und dem Oberbürgermeister von Brandenburg an der Havel habe er bereits positive Signale für sein Ansinnen erhalten, sagte Schubert.
Neue Wege will der Rathauschef im Kampf gegen die massiven Personalengpässe in der Stadtverwaltung beschreiten. Angesichts des Fachkräftemangels und der wegen des Wachstums zunehmenden Wohnungsnot müssten die Stadt und ihre Unternehmen darüber nachdenken, Betriebswohnungen vorzuhalten, sagte Schubert. Diese könnte man potenziellen Mitarbeitern übergangsweise zur Verfügung stellen, bis sie selbst etwas Passendes gefunden hätten. Der Verkehrsbetrieb ViP und das Bergmann-Klinikum prüften einen solchen Schritt bereits, erklärte Schubert. Der leer gefegte Potsdamer Wohnungsmarkt erschwert es dem Rathaus und den kommunalen Unternehmen zusätzlich, geeignetes und qualifiziertes Personal zu finden. Für entsprechende Schlagzeilen hatte im Juni der Fall des neuen Feuerwehrchefs Jörg Huppatz gesorgt. Dieser hatte nach nur drei Monaten das Handtuch geworfen, weil er keine geeignete Unterkunft für sich und seine noch in Nordrhein-Westfalen lebende Familie gefunden hatte. Von ähnlichen Problemen hatten auch die städtischen Unternehmen berichtet.
Rathaus soll attraktiver werden
Als weitere Maßnahme im Kampf gegen die Personalnot im Rathaus will Schubert künftig gezielt in der Region auf Jobsuche gehen. Dazu strebe er Kooperationen, etwa mit der Universität Potsdam, an, um bereits Studierende auf gute Jobperspektiven im Rathaus aufmerksam zu machen. In Potsdams Verwaltung gingen in den nächsten Jahren mehr als 600 Mitarbeiter in den Ruhestand, so Schubert. Die Stadt müsse wieder ein attraktiver Arbeitgeber werden. Dazu gehöre es auch, Verwaltungsgebäude zu sanieren und die Technik zu modernisieren. Nur so könne man mit Unternehmen aus der freien Wirtschaft konkurrieren, die in aller Regel besser dotierte Jobs böten.
Im Streit um die Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte fährt Schubert gegenüber der DDR-Architektur einen weicheren Kurs als sein Vorgänger. So sprach er sich ausdrücklich für den Erhalt des früheren Terrassenrestaurants Minsk am Brauhausberg aus. Sollte dies baulich möglich sein und mit einer „vernünftigen Nutzung“ einhergehen, „sollte man diesen Weg gehen“, sagte Schubert. Der neue Rathauschef, der selbst in Potsdam aufgewachsen ist, warnte vor einem weiteren Verlust von Identität in der Stadt. Man dürfe nicht den Fehler machen, „überall nur historische Maßstäbe anzusetzen“. Das gelte aus seiner Sicht auch für die Debatte um die Pläne für ein IT-Zentrum auf dem früheren RAW-Gelände nahe dem Hauptbahnhof.
» Lesen Sie am Freitag das große Interview mit Oberbürger Mike Schubert in den PNN
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