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Wo die Fachhochschule stand, klafft eine große Lücke. Noch.
© Andreas Klaer

Stadtentwicklung: Wie sich Potsdams Mitte verändert

Die Fachhochschule am Alten Markt ist verschwunden. Ein Überblick, wie es dort und auf den anderen Baustellen in der Potsdamer Mitte weitergeht.

Potsdams Silhouette verändert sich, an irgendeiner Ecke der Stadt wird derzeit immer gebaut. Vor allem in der Mitte Potsdams sollen einige prägende Gebäude entstehen, die das Gesicht der Stadt maßgeblich verändern werden. Wir geben einen Überblick über die wichtigsten Baustellen und was die Potsdamer dort in den nächsten Monaten erwartet.

Fachhochschule

Die größte und gleichzeitig prominenteste Baustelle befindet sich direkt am Alten Markt: Hier wurde die Fachhochschule zugunsten eines neuen Wohnviertels in historischen Dimensionen abgerissen. Zwölf Monate hat das insgesamt gedauert, so Bert Nicke, Chef des Sanierungsträgers und der kommunalen Bauholding Pro Potsdam, auf PNN-Anfrage. Nach dem eigentlichen Abriss erfolgte die sogenannte Tiefenenttrümmerung, also die Beseitigung von Stützen, Wänden und des Beton-Fundaments – damit sind die Bauarbeiter laut Nicke gerade fertig geworden. 

„Das Fundament für die FH war deutlich größer als das Gebäude selbst“, sagte er. „Da hätte man auch ein Hochhaus draufbauen können.“ Die „Enttrümmerung“ habe deshalb etwas länger gedauert, dafür war der Abriss insgesamt aber etwas günstiger als veranschlagt: 2,6 statt 2,8 Millionen Euro hat er gekostet. Die Abweichung kommt laut Nicke zustande, weil die Entsorgung des Baumaterials vorher nur grob geschätzt werden konnte. Teilweise kann es sogar recycelt werden: Der Beton beispielsweise werde wieder aufgearbeitet und weiterverwendet, so Nicke. 

Nach dem Abriss der Fachhochschule erfolgte die sogenannte Tiefenenttrümmerung.
Nach dem Abriss der Fachhochschule erfolgte die sogenannte Tiefenenttrümmerung.
© Pro Potsdam

Als nächstes wird nun die Baugrube mit Erde aufgefüllt und Gras gesät – um Staubentwicklung zu vermeiden. Der Zaun bleibt allerdings stehen, betreten werden kann die Wiese auf Zeit also nicht. Bis die eigentlichen Bauarbeiten für das neue Quartier beginnen, wird wahrscheinlich ein knappes Jahr vergehen, so Nicke. Bis dahin will der Sanierungsträger die Straßen und Leitungen bauen, während die Bauherren die Bauanträge einreichen und nach positivem Votum der Stadt eine Ausführungsplanung erstellen. „Bis dann alle Angebote eingeholt sind und es wirklich losgeht, ist es sicherlich Oktober oder November“, so Nicke. 

Bis dahin soll auch entschieden sein, was mit den historischen Tram-Gleisen passiert, die bei den Arbeiten gefunden wurden. Nicke würde Teile davon am liebsten auf dem Alten Markt verlegen, als Zeugnis der Vergangenheit.

Garnisonkirche

Einige hundert Meter weiter befindet sich eine weitere viel beachtete Baustelle: an der Breiten Straße soll in den kommenden Monaten der Turm der umstrittenen Garnisonkirche in die Höhe wachsen. In den vergangenen Wochen wurde dort die Bodenplatte verlegt, sie ist nun fertig, so die Sprecherin der Garnisonkirchen-Stiftung, Katharina Körting. 80 Zentimeter ist sie dick, 150 Tonnen Beton wurden verarbeitet. 

Das Fundament für den Wiederaufbau des Turms der Garnisonkirche in Potsdam.
Das Fundament für den Wiederaufbau des Turms der Garnisonkirche in Potsdam.
© Martin Müller

Die Platte muss eine enorme Last tragen: Der Turm wird fast dreimal so schwer wie der Eiffelturm. Momentan passiert auf der Baustelle wenig, aber im Hintergrund laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, so Körting. Wenn die Temperaturen stimmen, soll im Januar der erste Ziegelstein gesetzt werden – der erste von insgesamt 2,3 Millionen. 2020 soll der Turm nach derzeitigen Planungen fertig sein.

Synagoge

Ebenfalls unter ständiger Beobachtung steht das Grundstück an der Ecke Schloßstraße/Friedrich-Ebert-Straße. Dort sollte eigentlich schon seit Jahren die erste Potsdamer Synagoge nach dem Zweiten Weltkrieg stehen – doch heftiger Streit innerhalb der Jüdischen Gemeinden über Gestaltung und Trägerschaft führte vor mittlerweile mehr als acht Jahren zum Baustopp.

Hier soll die neue Synagoge in Potsdam stehen. Nur wann?
Hier soll die neue Synagoge in Potsdam stehen. Nur wann?
© Andreas Klaer

Und auch jetzt drehen sich noch keine Kräne auf dem Grundstück, die Gemeinden diskutieren immer noch über das Aussehen der Fassade. Letzten Aussagen zufolge wollten sie im Februar oder März 2019 damit fertig sein. Erst wenn es eine Einigung gibt, kann die neue Baugenehmigung eingereicht werden – dies wird der Brandenburgische Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen für das Land übernehmen, so der Sprecher des für die Synagoge zuständigen Bildungsministeriums, Stephan Breiding. Er geht davon aus, dass dies „irgendwann 2019“ passieren wird. 2020 oder 2021 soll dann endlich wieder mit den Arbeiten auf der brachliegenden Baustelle begonnen werden.

Das Gelände der nördlichen Speicherstadt wurde auf Munitionsreste untersucht und kann nun bebaut werden. 
Das Gelände der nördlichen Speicherstadt wurde auf Munitionsreste untersucht und kann nun bebaut werden. 
©  Andreas Klaer

Nördliche Speicherstadt

Schon etwas weiter ist man auf dem Gelände, auf dem die Nördliche Speicherstadt entstehen soll. Derzeit laufen auf der Baustelle zwischen Leipziger Straße und Havel noch bauvorbereitende Maßnahmen, sagte Klaas Vollbrecht vom Projektentwickler Asenticon AG. Die Munitionssuche sei bereits abgeschlossen, gefunden wurde nichts – wahrscheinlich wurde die Fläche schon zu DDR-Zeiten beräumt. Derzeit warte man noch auf die Baugenehmigung, so Vollbrecht. Wenn diese vorliege, werde man darangehen können, Baufirmen anzusprechen. 

Als erstes soll das Hotel direkt an der Langen Brücke entstehen, ein Drei-Sterne-Haus mit 190 Zimmern und 80 Hotel-Apartments in einem sogenannten Boarding-Haus. Dann folgen die weiteren Gebäude, insgesamt sechs sollen es werden. Laut Vollbrecht ist man noch im Zeitplan, läuft alles wie geplant, sollen die Bauarbeiten 2022 abgeschlossen sein. Dann wäre die Bebauung der Speicherstadt im Wesentlichen abgeschlossen.

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