Brandenburger Sportgala 2017: Potsdamer Dominanz
Ein Großteil der Ehrungen bei Brandenburgs Sportgala 2017 geht in die Landeshauptstadt. Vor allem an die Kanu-Rennsportler. Zwei ebenfalls ausgezeichnete, aufstrebende Teams aus Potsdam haben auch für nächstes Jahr Großes vor.
Elegantes Abendkleid statt atmungsaktiver Trainingskluft, Anzug statt Schwimmhose, Handtäschchen statt Paddel und polierte Business-Schuhe statt Treter mit Stollen oder Klickvorrichtung für Pedale: Die besten märkischen Athleten schmissen sich am Samstagabend wieder in feinen Zwirn, um auf Brandenburgs Sportgala 2017 feierlich zusammenzukommen. Bei der Auszeichnungsveranstaltung in der Babelsberger Metropolis-Halle wurde einmal mehr deutlich, wo der Spitzensport des Landes ganz besonders intensiv pulsiert: in der Hauptstadt Potsdam – und vor allem auf dem Wasser in Kanu-Rennsportbooten.
Einzeltitel für Rekordsieger Weber und Brendel
Neun der 13 Ehrungen für leistungssportliche Top-Leistungen 2017 gingen an Potsdamer. Während der schwimmende Junioren-Weltmeister Johannes Hintze zum männlichen Nachwuchsathleten des Jahres auserkoren wurde, erhielt Petra Welke den Preis der Kategorie Nachwuchstrainer. Sie ist mit ihrer Arbeit ein enorm wichtiger Faktor dafür, dass am Luftschiffhafen die weltweit stärkste Kanu-Erfolgsschmiede zu finden ist. Diese herausragende Stellung von Potsdams Paddlern wurde vorgestern auch in den drei bedeutendsten Auszeichnungen, die das Ergebnis einer Sportjournalistenwahl sind, dokumentiert: Sowohl Brandenburgs Sportlerin als auch Sportler und Mannschaft 2017 kommen vom Kanu Club Potsdam, womit der KCP seinen beeindruckenden Dreifachtriumph aus dem Vorjahr wiederholte.
Bei den Damen setzte sich wieder Rekordgewinnerin Franziska Weber durch. Ihren sechsten Titel heimste sie dank zweier Silbermedaillen bei der Weltmeisterschaft ein – knapp dahinter folgten auf den Rängen zwei und drei Triathlon-Sprint-Europameisterin Laura Lindemann und die Para-Radsport-Weltmeisterin Kerstin Brachtendorf. Ebenfalls alleiniger Rekordsieger des Sportlandes Brandenburg kann sich nunmehr Sebastian Brendel nennen. Er wurde zum fünften Mal Erster und hob sich damit eine Stufe über die Box-Ikone Henry Maske. Brendel, hinter dem Bahnrad-Europameister Maximilian Levy sowie Kanu-Weltmeister Ronald Rauhe landeten, hatte dieses Jahr seiner ohnehin schon glänzenden Karrierebilanz einen neuen Superlativ hinzugefügt. Nicht nur dass er zum dritten Mal in Folge den WM-Titel auf seiner Paradedisziplin – dem Canadier-Einer über 1000 Meter – holte, sondern er fischte auch erstmalig gleich drei goldenen Plaketten bei einem Welt-Championat aus dem Wasser.
Auch im Team paddeln Potsdamer zur Kür
Eine davon erkämpfte Sebastian Brendel im C4 auf der 1000-Meter-Distanz. Außer ihm knieten dabei noch seine Vereinskollegen Jan Vandrey und Stefan Kiraj im Boot, womit der ruhmreiche KC Potsdam eine Premiere erlebte: Noch nie zuvor paddelte ein Potsdamer Trio gemeinsam zu WM-Gold. Diese Leistung, an der noch der zum Teil ebenfalls in Brandenburgs Landeshauptstadt trainierende Berliner Conrad Scheibner beteiligt war, wurde mit der Kür zum märkischen Team des Jahres honoriert. Um ihre Gewinnerpokale persönlich in Empfang nehmen zu können, hatten die Canadierspezialisten extra ihr Trainingslager im sonnigen, warmen Florida frühzeitig beendet und waren erst drei Stunden vor Galabeginn ins witterungstechnisch nicht ganz so wohlige Deutschland zurückgekehrt.
Bei der Mannschaftswertung genossen derweil auch zwei weitere Teams aus Potsdam hohe Anerkennung und Wertschätzung – für ihre Erfolge in 2017, aber auch für ihre Gesamtentwicklung der vergangenen Jahre. Auf Platz zwei des Journalistenvotums landeten die Royals-Footballer. „Das ist für uns ein Riesending“, sagte Clubpräsident Stephan Goericke. Durch vier Aufstiege binnen sechs Saisons haben es die Königlichen nun als erster Brandenburger Vertreter in die German Football League 1 geschafft. „Wir möchten dort ins stabile Tabellenmittelfeld. Mit dem Blick nach oben“, erklärte Goericke.
Royals nehmen 2018 am Europapokal teil
Dessen Verein stellt sich neben der nationalen Herausforderung nächste Saison zudem einer internationalen. Die Royals werden in der European Football League starten, der zweithöchsten Spielklasse Europas. Ein Heimspiel sowie ein Auswärtsauftritt beinhaltet die Teilnahme definitiv – anschließend könnte das Finale hinzukommen. „Der internationale Verband ist an uns herangetreten“, berichtete Cheftrainer Michael Vogt. „Die Verbandsverantwortlichen sehen bei uns die nötige sportliche Qualität – und ganz wichtig ist ihnen, dass wir mit unserer Zuschauerresonanz einen würdigen Rahmen bieten.“ Im Schnitt strömten vorige Spielzeit 1213 Besucher zu den Heimpartien ins Stadion Luftschiffhafen. „Dass wir unseren Fans und der Stadt künftig Sport auf europäischer Bühne präsentieren, wird unseren Stellenwert hoffentlich noch mal stärken“, sagte Stephan Goericke.
Mit der internationalen Bühne, beziehungsweise internationalen Gewässern, ist der OSC Potsdam bereits vertraut. Dreimal gaben die Potsdamer Wasserballer schon ihre Visitenkarte beim Euro-Cup ab, für den sie sich zuletzt aufgrund der besten Saison der Vereinshistorie qualifizierten. Erstmalig schaffte der für seine starke Nachwuchsförderung bekannte OSC 2017 den Sprung unter die Top vier der deutschen Männer-Meisterschaft, was nun den dritten Team-Rang bei der märkischen Sportgala einbrachte. „Das ist ein toller Lohn für unseren Verein und eine Bestätigung für die Philosophie, die wir konsequent fahren“, meinte der sportliche Leiter André Laube. Und im Wissen darum, dass der Talentschmiede OSC bislang noch ein nationaler Podestplatz im Erwachsenenbereich fehlt, verkündete Coach Alexander Tchigir offensiv: „In dieser Saison holen wir bestimmt eine Medaille.“ Gleich mal eine Ansage für Brandenburgs Sportjahr 2018.
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