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Maß nehmen für den bislang größten Coup. Stetig haben sich die Royals weiterentwickelt. Sie arbeiteten sich hoch in die zweite Liga. Dort gaben sie 2015 ihr Debüt, wurden zunächst Fünfter der Nordstaffel, im Jahr darauf schon Dritter und diese Saison Erster. Jetzt winkt der Sprung in die deutsche Football-Beletage.
© Olaf Möldner

Potsdam Royals: Zur Veredelung

Die Potsdam Royals spielten eine dominante Hauptrunde, wie sie die zweite deutsche American-Football-Liga lange nicht mehr erlebt hat. Nun soll in der Relegation mit dem Aufstieg die Saison perfekt gemacht werden. Der Gegner trägt einen großen Namen: die Berlin Adler.

Eine herausragende Hauptrunde haben die Potsdam Royals in der zweiten deutschen American-Football-Liga Nord hingelegt. 14 Spiele, 14 Siege – makellos durch das Jahr war im Zweitliga-Norden zuletzt 2010 ein Team marschiert. Ungeschlagen sind die Königlichen, doch auch noch ungekrönt. „Der Staffelmeistertitel“, sagt Royals-Cheftrainer Michael Vogt, „ist eine nette Geschichte, aber eben nicht das, was du im Endeffekt willst.“ Was sie wollen, ist der Aufstieg in die erste Liga. Und der muss über die Relegation erkämpft werden. Am morgigen Samstag findet im Berliner Poststadion um 15 Uhr das Hinspiel der Entscheidungsrunde statt, zwei Wochen später folgt das Rückmatch im Stadion Luftschiffhafen. Potsdams Gegner: Niemand Geringerer als die Berlin Adler.

Der Klub aus der Bundeshauptstadt wurde sechsmal deutscher Meister und holte zweimal den Eurobowl. „Es ist schon ein komisches Gefühl, gegen so einen großen Namen anzutreten“, meint Michael Vogt vom vergleichsweise „kleinen“ Brandenburger Nachbar. Allerdings scheinen sich die Kräfteverhältnisse zwischen den beiden Vereinen zu verschieben. Ruhmreich wie einst sind die Adler nicht mehr, seit Jahren zeichnet sich ein schleichender Niedergang ab, nun droht gar der Sturzflug in die Zweitklassigkeit. Als Tabellenletzter der ersten Liga Nord hat Berlin mit nur einem Erfolg aus 14 Duellen die zurückliegende Hauptrunde abgeschlossen und muss deshalb gegen den aufstrebenden Zweitliga-Nord-Primus Potsdam die Eliteklasse-Zugehörigkeit ausmachen. „Wir sehen uns selbst in der Favoritenrolle. Aber bei den Adlern steckt viel Tradition und Erfahrung drin. Davor haben wir Respekt und wissen, dieses Team wird sich nicht ergeben“, sagt Vogt.

Erfolgsgeschichte der Potsdam Royals mit Lücke im Jahr 2011

Er sowie etliche seiner derzeitigen Potsdamer Spieler haben sogar eine persönliche Vorgeschichte bei den Greifvögeln von der Spree. Michael Vogt gehörte mal zum Adler-Trainerstab. 2011 war das ein Jahr, das für Potsdams Football eine große Zäsur darstellte. In der märkischen Landeshauptstadt hatte der US-Sport mit dem Leder-Ei 2005 seinen Anfang genommen. Unter dem Dach des SC Potsdam wurde eine Football-Abteilung aufgebaut. Mit Erfolg. Fünf Jahre später gelang bereits der Aufstieg in die zweite Bundesliga, doch wurde dieser nicht wahrgenommen, da der SCP auf das Startrecht verzichtete. Aufgrund dieser Enttäuschung traten die Footballer, die schon davor unter dem Namen Royals firmierten, aus und gründeten sich eigenständig neu.

2012 – im Vorjahr hatten sich die Trainer und Aktiven bei anderen Klubs wie den Berlin Adlern eine Zwischenstation gesucht – ging Potsdam wieder auf die Jagd nach Touchdowns und Fieldgoals. Von der untersten Spielklasse arbeiteten sich die Royals auf beeindruckende Weise empor, ehe sie 2015 dort ankamen, wo sie eigentlich schon mal waren: in Liga zwei. Auch dort hielt die Aufwärtsentwicklung an: Platz fünf – Platz drei – und nun Platz eins. Der Sprung hoch in die Beletage des deutschen Footballs, der schon vor Saisonbeginn offensiv als Ziel ausgegeben wurde, wäre zugleich der nächste, konsequente Schritt.

Im Angriff überwältigend, in der Defensive nahezu unüberwindbar

Für jenen Schritt habe seine Mannschaft aber bereits 2016 „Anlauf genommen“, betont Cheftrainer Michael Vogt. „Da begannen wir so richtig, den Kader erstligatauglich zusammenzustellen. Wir konnten dann viele unserer Leistungsträger aus dem Vorjahr halten, wodurch wir jetzt eingespielt sind. Das ist ein wichtiger Faktor.“ Und der zweite sei, „dass wir wenige wichtige Puzzleteilchen neu hinzugefügt haben. Wir konnten uns punktuell unheimlich verstärken. Alle haben voll eingeschlagen“. Selbst die große Hiobsbotschaft der schweren Verletzung von Stamm-Quarterback Zach Shaw während der laufenden Saison wurde in eine Erfolgsnachricht umgeschrieben, denn mit Jacob Tucker holten die Royals kurzerhand einen anderen US-Spielmacher, der das hohe Offensivniveau hielt. Womöglich schraubte er es sogar noch ein Stück nach oben.

Im Angriff überwältigend, in der Defensive nahezu unüberwindbar: Das Potsdamer Team hat der Konkurrenz dieses Jahr schlichtweg keine Chance gelassen. 714:172 lautete das abschließende Royals-Punkteverhältnis. Durchschnittlich bedeutet das ein Spielresultat von etwa 51:12, rund viermal so viele Zähler wie der Gegner – seit Langem gab es in der German Football League 2 keine derartige Dominanz. Von ihr zeigt sich selbst Michael Vogt überrascht. Grundsätzlich sei zwar der Anspruch gewesen, alle Spiele zu gewinnen, doch dass dann bis auf den knappen 21:20-Heimsieg am ersten Spieltag gegen Düsseldorf sämtliche restliche Partien klar gestaltet wurden, hätte man nur zu träumen gewagt, erzählt er. Aber diese Tatsache drücke einfach etwas ebenso deutlich aus, wie Coach Vogt lächelnd sagt: „Wir sind ziemlich gut.“ Gegen die Berlin Adler muss das wieder demonstriert werden, um eine herausragende Hauptrunde durch eine erfolgreiche Relegation zu veredeln.

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