Bauarbeiten für Krampnitz: Neue Straßen und Leitungen bis April 2023
Für das neue Viertel im Potsdamer Norden laufen die Ausschreibungen, obwohl Bürger und Umweltschützer gegen Planungen klagen wollen. Nächste Woche ist bereits Baustart für die Schule.
Potsdam - Es ist ein weiterer Schritt für die kontrovers diskutierten Planungen zum neuen Stadtviertel Krampnitz: Für das rund 140 Hektar umfassende Ex-Kasernengelände haben die kommunale Bauholding Pro Potsdam und die Stadtwerke nun europaweit Erschließungsarbeiten ausgeschrieben. Konkret geht es um Straßen- und Leitungsbau unter der Erde.
Die Ausschreibungsunterlagen lassen dabei auch schon Rückschlüsse auf Einschränkungen für heutige Anwohner im Norden zu. Demnach geht es bei den nun veröffentlichten Planungen um die Zufahrt nach Krampnitz von der Ketziner Straße aus, also von der Landesstraße 92 in Richtung Fahrland.
Die dortige Kreuzung nach Krampnitz muss umgebaut werden – dafür sind laut der Ausschreibung „halbseitige Straßensperrungen in mehreren Bauphasen geplant“. Ein genaues Datum für die Arbeiten ist in der Ausschreibung nicht genannt – allerdings ist als Ende des Auftrags der April 2023 genannt, dann muss die Erschließung also beendet sein.
Im Auftrag enthalten ist ferner Tief- und Leitungsbau für zum Beispiel Trinkwasser, Fernwärme oder die Gasversorgung. So gehen die Planungen weiter – ungeachtet aller Bedenken von Anwohnern. Wie groß diese sind, zeigte zuletzt erst ein Treffen von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) mit dem Bauern Ernst Ruden, dessen Hof direkt an der Landesstraße liegt.
Bei dem Vor-Ort-Termin von Schubert im Zuge der Brandenburger Landpartie am 10. September sagte Ruden, man frage sich generell, ob Landwirtschaft im Norden noch erwünscht sei. Die Probleme mit den künftig bis zu 10.000 Anwohnern in Krampnitz seien jedenfalls absehbar – wenn es etwa um nachts beleuchtete Ackerflächen oder lautes Geschnatter von Gänsen gehe, die der Bauer hält.
Oberbürgermeister hält Stadterweiterung weiterhin für notwendig
Den Einwand, das könne doch auch zusätzliche Kundschaft bedeuten, ließ Ruden nicht gelten – schon jetzt habe er eigentlich zu viel Nachfrage nach seinen regionalen Produkten.
Schubert wiederum sprach von einem „klassischen Interessenkonflikt“ – es sei eben auch Platz für neuen Wohnraum nötig, die Flächen dafür „fallen nicht vom Himmel“. In Richtung der Stadtverordneten bemerkte er, diese müssten sich klar werden, wie viel ländlicher Raum in Potsdam noch benötigt wird.
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„Bei solchen Debatten wird es nicht nur Gewinner geben.“ Bei einer aktuellen Quote von nur 0,5 Prozent leerstehenden Wohnungen sei aber klar, dass eben neue Häuser errichtet werden müssen, auch mit Blick auf die heutige Potsdamer Bevölkerung.
Geplanter Radweg soll durch Landschaftsschutzgebiet führen
Weiteres Thema des Disputs war auch der von der Bauverwaltung geplante Radschnellweg zwischen Krampnitz und dem Bornstedter Feld – gegen den Ruden bereits rechtliche Schritte angekündigt hat. Diese Planungen hätten aus seiner Sicht keinen Sinn, weil es bereits andere Radverbindungen in die Innenstadt gebe – die nur saniert werden müssten.
Gegen den Radweg, der auch über Land von Ruden und durch ein Landschaftsschutzgebiet verlaufen soll, würden auch andere Anwohner klagen wollen, hieß es bei dem Termin. Bis 2029 will die Stadt den mindestens vier bis sechs Meter breiten Weg inklusive einer Brücke über den Sacrow-Paretzer-Kanal bauen. Kosten: 6,4 Millionen Euro.
Wie berichtet hat sich dagegen auch schon eine Bürgerinitiative in Neu Fahrland formiert. Auch an anderer Stelle sind juristische Auseinandersetzungen angekündigt. So hatte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ebenso einen Widerspruch gegen die Energiezentrale und die Genehmigung der nötigen Blockheizkraftwerke vor Ort eingelegt.
Bisher 600.000 Euro für Krampnitzer Energiezentrale ausgegeben
Das hatten die Naturschützer mit einer aus ihrer Sicht mangelhaften Klimaneutralität und fehlenden Umweltverträglichkeitsprüfungen begründet. BUND-Chef Axel Kruschat sagte auf PNN-Anfrage: „Wir warten nun auf die Abweisung des Widerspruchs – damit wir klagen können.“
Zuletzt hatte der Stadtverordnete Andreas Menzel (Freie Wähler) bereits im Kommunalparlament wissen wollen, wie viel Geld schon für die Planung und bauliche Durchführungen der Krampnitzer Energiezentrale ausgegeben worden ist. Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) erklärt dazu, bisher seien das 600.000 Euro gewesen.
In der Sitzung ging es Menzel ferner um den Schulneubau in dem künftigen Viertel. Er wollte dazu wissen, wie die Erschließung der geplanten Schule gesichert ist – etwa mit Blick auf die Wärmeversorgung oder Parkplätze. Baudezernent Rubelt (parteilos) sagte dazu, es gebe bereits Planstraßen für die Schule.
Enteignungsverfahren für Tramtrasse könnten Jahre dauern
„Die Erschließung ist gesichert.“ Menzel mutmaßte, dass dort ein Verkehrschaos drohen könnte, wenn täglich hunderte Kinder aus dem benachbarten Fahrland die Schule besuchen sollten. Hier ist laut Rathaus bereits für den kommenden Dienstag die feierliche Grundsteinlegung vor Ort vorgesehen.
Krampnitz soll vor allem die Wohnungsnot in Potsdam lindern helfen. Dauerärger gibt es wie berichtet aber um die vorgesehene Tramtrasse dorthin, gegen die es ebenfalls bereits Klagedrohungen gibt. Daher drohen langwierige Enteignungsverfahren.
Eigentlich soll die Bahn bereits in acht Jahren fahren, – dies ist die Grundlage dafür, dass Krampnitz statt 5000 sogar 10 000 Einwohner:innen haben könnte. Erste Bewohner:innen soll es schon 2024 geben.
Zugleich teilte die Stadt zuletzt auf Anfrage von Kritiker Menzel mit, dass 100.000 Quadratmeter vor Ort für gewerbliche Nutzungen vorgesehen sind – allein in der ersten Ausbaustufe bis zu 5000 Einwohner. Das wären bis zu 2000 Arbeitsplätze.