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Ausgelassene Freude. Überzeugend gewann der OSC Potsdam am Samstag sein Bundesligaspiel mit 20:7 gegen den SSV Esslingen und ließ sich dafür von einer Schar jugendlicher Fans im neuen Brauhausberg-Bad feiern.
©  Verein

OSC Potsdam: Kooperativer Erfolg

Jetzt sind die Bundesliga-Wasserballer des OSC Potsdam so richtig in ihrer neuen Heimat angekommen. Sie haben den ersten Pflichtspielsieg der Saison eingefahren und demonstrierten dabei ihr großes Potenzial durch das neu eingeführte Doppelstartrecht. Dieses bringt aber auch Herausforderungen mit sich.

Aus Sicht der Bundesliga-Wasserballer vom OSC Potsdam ist die neue Schwimmhalle am Brauhausberg seit vergangenem Samstagabend – rund fünf Monate nach ihrer offiziellen Eröffnung – richtig eingeweiht. „Wir sind zwar schon heimisch geworden, aber was eben noch fehlte, war ein Pflichtspielsieg hier“, sagte OSC-Kapitän Hannes Schulz vorgestern im Anschluss an das überzeugende 20:7 (5:2 4:1, 7:1, 4:3) gegen den SSV Esslingen, das die Potsdamer fröhlich planschend vor 250 Zuschauern in ihrer modernen Großraum-Badewanne bejubelten.

Erstmals alle vier Spandauer Doppelstarter für Potsam aktiv

Am dritten Spieltag sei der klare Erfolg im Duell mit einem direkten Kontrahenten um die Zugehörigkeit zur Liga-Spitzengruppe „eine Ansage“ gewesen, meinte Schulz: „Wir haben gezeigt, was wir können, wenn wir komplett sind.“ Komplett – das bedeutete, dass erstmalig diese Saison jene vier Akteure der Wasserfreunde Spandau, die dank des neu eingeführten Doppelspielrechts auch für Potsdam antreten dürfen, tatsächlich mit der OSC-Kappe im Becken waren. Das Mitwirken von Tomi Tadin, Lukas Küppers, Ferdinand Korbel und Dennis Strelezkij machte sich bemerkbar. Sie hoben durch individuelle Qualität das mannschaftliche Niveau, steuerten unter den zehn Torschützen acht der 20 Treffer bei – und machten also das, „was von uns erwartet wird, denn wir sollen hier Verantwortung übernehmen, echte Leistungsträger sein“, erklärte Lukas Küppers.

Für talentierte U23-Spieler wie ihn wurde das Doppelstartrecht initiiert. Deutschlands Wasserball soll dadurch gestärkt werden, denn die größten nationalen Hoffnungen genießen mittels der Regel eine besondere Förderung, deren Basis die kooperative Zusammenarbeit zwischen Vereinen ist. Intensiv pflegen eine solche der deutsche Rekordmeister Spandau und der aufstrebende Club aus Brandenburgs Landeshauptstadt, die gemeinsam den Rohdiamanten ihren Schliff verleihen. Hauptsächlich trainiert das Quartett bei den Berliner Wasserfreunden, sprich: auf höchstem Niveau. Doch weil ihnen noch die Reife fehlt, um dann auch im Spiel den enormen Anforderung des Top-Vereins gerecht zu werden, würden sie bei den Partien zumeist nur am Beckenrand sitzen und zusehen.

Doppelstart eröffnet den Wasserball-Talenten Chancen

Lukas Küppers hat die Erfahrung zwei Jahre lang gemacht. 2015 wechselte der Potsdamer zu Spandau, bekam aber wenig Einsatzzeit. Das ändert sich jetzt. „Wieder viel für den OSC spielen zu können, hilft mir sehr. Es gibt mir die große Chance, mich hier so weiterzuentwickeln, dass ich mich perspektivisch auch im Spandauer Team durchsetzen und ebenfalls in der deutschen Nationalmannschaft eine gute Rolle einnehmen kann“, sagte der 21-Jährige. Wie sich er und die drei anderen Doppelagenten am Samstag schlugen, wurde von einer der hölzernen Tribünenbänke aus unter die Lupe genommen. Petar Kovacevic und Peter Röhle, Cheftrainer sowie Teammanager der Wasserfreunde, waren vor Ort.

Sie sahen einen guten Auftritt ihrer Schützlinge, aber genauso von den einzig auf den OSC fokussierten Spielern. „Wir haben klasse als Einheit funktioniert“, fand Alexander Tchigir. „Elf Pflichtspielniederlagen hatten wir zuvor kassiert – das musste man natürlich erst einmal verkraften. Dieser Sieg tut gut. Er darf uns aber nicht verrückt machen, denn es gibt noch genügend Dinge, die wir weiter polieren müssen“, sagte der OSC-Coach, der unter anderem auf die Einbindung der Berliner „Gäste“ abzielte. Wer von ihnen für Potsdam ins Wasser springt oder eben für Spandau, wird von Match zu Match entschieden. Das Projekt Doppelstart – dessen Kritiker mahnen die Gefahr einer Wettbewerbsverzerrung aufgrund der Spielerwechseleien an – empfindet Alexander Tchigir als spannend und vielversprechend: „Die Idee hat Potenzial. Wir stehen aber noch am Anfang und müssen unsere Erfahrungen damit machen. Es ist für alle Beteiligten nicht leicht.“

"Rundum zufrieden" in neuer Halle, aber es gibt ein Manko

Lukas Küppers stimmte zu. Die Herausforderung sei groß, zwischen zwei Mannschaften zu pendeln. „Zum einen muss man aufpassen, dass man sich nicht mit seinem eigentlichen Team auseinanderlebt, weil man dort nur trainiert und kaum spielt. Andererseits ist es eine besondere Aufgabe, sich in das System der Mannschaft einzugliedern, bei der man nur vereinzelt mittrainiert, dann aber spielt“, beschrieb der Linksaußen. Die Integration laufe allerdings herausragend, urteilte er. Nicht zuletzt deshalb, weil Lukas Küppers, Ferdinand Korbel und Dennis Strelezkij vor ihrem Wechsel zu Spandau bereits Aktive des OSC waren, hier ihre Ausbildung an einem der besten deutschen Nachwuchs-Wasserballzentren erhielten. „Wir wachsen immer besser zusammen. Stück für Stück steigert sich das Verständnis und es wird maximal noch drei Wochen dauern, bis das gar kein Problem ist“, sagte Potsdams Kapitän Hannes Schulz während des Abbaus der Spielanlage im neuen Bad.

„Rundum zufrieden“ sei der OSC laut Schulz nach dem Umzug von der alten Heimat wenige Meter hinab an den Fuß des Brauhausberges. „Die Bedingungen für uns sind super. Es ist hell, die Zuschauer haben einen guten Blick auf das Feld. Das passt alles“, sagte Kapitän Schulz. Nur ein optisches Manko gebe es: „Die Innenfassaden am Sportbecken sind irgendwie ziemlich kahl. Es wäre schön, wenn man die auflockern könnte.“ Fotografien wären vielleicht eine Option. An Motiven würde es gewiss nicht mangeln. Spielszenen der erfolgreichen OSC-Wasserballer täten sich an den Wänden gut, ebenso Bilder von Potsdamer Schwimm-Assen wie den einst international hochdekorierten Uwe Daßler, Jörg Hoffmann und Jana Henke oder den aktuellen Vorbildern Christian Diener und Yannick Lebherz.

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