Der nächste Schritt: Investor stellt Bauantrag für RAW-Projekt in Potsdam
Der bislang geheim gehaltene RAW-Geldgeber Michael Zeligman hat sich der Öffentlichkeit vorgestellt. Jetzt soll auch die Baugenehmigung für das Projekt beantragt werden.
Potsdsam - Es ist nur noch eine Frage von Tagen: In dieser Woche soll der Bauantrag für das neue Digitalzentrum auf dem früheren RAW-Gelände in der Friedrich-Engels-Straße in der Teltower Vorstadt gestellt werden. Das sagte Investorenvertreter Mirco Nauheimer den PNN. Damit wird der nächste Schritt bei der Reaktivierung des Jahrzehnte brachliegenden Areals getan. Auf dem Plan stehen danach der Auslegungsbeschluss für den Bebauungsplan und eine Anwohnerversammlung. Der Baustart für das neue RAW mit Büros, Veranstaltungssaal und Gastronomie ist für Anfang 2020 vorgesehen. Man liege im Zeitplan, so Nauheimer.
Kritik und Bedenken
Wie berichtet sollen in der denkmalgeschützten Halle sowie einem Neubau bis zu 1400 Arbeitsplätze bei High-Tech-Firmen entstehen. Rund 116 Millionen Euro sollen investiert werden. Es wird laut Nauheimer mit einer Bruttolohnsumme von rund 100 Millionen Euro jährlich gerechnet. Seit Anfang 2018 wird über das Projekt diskutiert. Kritik gab es unter anderem an den Dimensionen des Baus. Außerdem befürchten Anwohner, dass die Mieten in der Umgebung steigen, wenn zahlungskräftige Arbeitnehmer zuziehen. Vergangene Woche hatte der Bauausschuss beschlossen, dass geprüft werden soll, ob für das RAW-Gelände und die angrenzenden Wohnviertel eine Milieuschutzsatzung erstellt werden kann, um die soziale Durchmischung zu erhalten.
Erstmals in der Öffentlichkeit
Erstmals hat sich nun auch der bisher öffentlich unbekannte Investor zu Wort gemeldet. Es handelt sich um den lettischen Ölhändler Michael Zeligman. Der 43-Jährige sprach am Sonntag am Rande des Kanalsprints mit den Potsdamer Neuesten Nachrichten und der Märkischen Allgemeinen. Der Vater von drei Kindern ist nach eigenen Angaben in der lettischen Hauptstadt Riga geboren. „Ich komme aus einer jüdischen, sowjetischen Familie.“ Seine Mutter sei Verwaltungschefin eines Forschungsinstituts für Mikrobiologie in Riga gewesen. „Mein Vater ist Chemiker“, sagte Zeligman. Schon als Teenager habe er seine erste Handelsfirma gegründet. Nach der Unabhängigkeit Lettlands studierte er ab 1993 an der London School of Economics Wirtschafts- und Politikwissenschaft. Weil er nach seinem Abschluss keine Arbeitserlaubnis in Großbritannien erhielt, wechselte er 1998 nach Moskau. Dort machte er Karriere in einer Telekommunikationsfirma, die Tochter eines britischen Unternehmens war.
Fünf Jahre später machte er sich selbständig und gründete Concept Oil. Die in Hongkong ansässige Firma kauft Erdöl und Erdölprodukte in Ländern der ehemaligen Sowjetunion und verkauft sie auf dem Weltmarkt. „Damit erwirtschaften wir das Geld, das wir auch hier investieren“, so Zeligman. Laut der russischen Ausgabe des US-amerikanischen Wirtschaftsmagazins Forbes ist Concept Oil der elftgrößte Ölhändler auf dem russischen Markt und habe einen Jahresumsatz von 2,7 Milliarden US-Dollar. Heute lebt Zeligman in Monaco.