Digitalzentrum in Potsdam: Der RAW-Investor spricht erstmals öffentlich
Michael Zeligman ist der Investor hinter dem Digitalzentrum im früheren RAW. Erstmals äußert er sich zu Bedenken gegen das Projekt und zu Spekulationen über die Herkunft der Investitionsmittel
Herr Zeligman, Sie planen schon länger, in das frühere RAW zu investieren. Warum haben Sie so lange ein Geheimnis um sich gemacht?
Ich denke, das Projekt ist viel interessanter als meine Person. Ich habe mich im Leben immer ziemlich zurückgehalten. Ich hatte kein Bedürfnis, das hier zu ändern. Es war ja kein Geheimnis. Banken und die Behörden wissen, wer wir sind.
Wenn wir gefragt haben, wer hinter dem Projekt steht, wurde uns gesagt, dass Sie aus Sicherheitsgründen zu diesem Zeitpunkt nicht genannt werden wollen. Warum ist das so?
Es gibt keine Sicherheitsgründe. Ich halte mich nur gern zurück. Ich arbeite in einer Reihe von Ländern. Meine Kinder sollen ihr Leben leben, ohne als meine Kinder wahrgenommen zu werden. Das soll auch so bleiben. Deshalb dränge ich nicht gern in die Öffentlichkeit.
Was machen Sie gerade in Potsdam? Sind Sie hier, um sich zu erholen?
Bekanntlich möchten wir hier ein Projekt entwickeln und wir möchten, dass es schön wird und von Dauer ist. Das ist der Plan. Vorhin habe ich den neuen Oberbürgermeister getroffen. Wir haben uns kurz die Hände geschüttelt. Seinen Amtsvorgänger hatte ich schon mal getroffen, aber ihn noch nicht. Es kann nicht schaden, wenn man sich mal gesehen hat und weiß, wer hinter dem Projekt steht. Aber ich stecke nicht so tief in den Details.
Warum sind Sie gerade auf Potsdam gekommen?
Auf Potsdam sind wir gekommen, weil uns Mirco Nauheimer darauf aufmerksam gemacht hat. Er hat das RAW gefunden. Wir kennen uns schon länger von einem anderen Immobiliengeschäft vor fünf Jahren. Er hat uns zu sich eingeladen und so landeten wir im schönen Potsdam. Zu dem Zeitpunkt waren wir uns schon sicher, dass wir in Deutschland investieren wollen. Aber der Markt in Berlin ist seit einiger Zeit überfüllt. Dort gibt es weniger Projekte als potenzielle Investoren. Deshalb ist alles überteuert. Dort gibt es viele spekulative Investoren. Aber wir möchten langfristig investieren.
Was reizt Sie am Projekt RAW?
Zunächst mal, wenn wir darüber sprechen, dass ich hier mehr als 100 Millionen Euro investiere, ist das übertrieben. Natürlich gebe ich einen Anteil von meinem Eigenkapital. Aber den Rest finanzieren wir über die Banken. Das erste, was ich gesehen habe, war ein schönes Foto von einer alten Lokomotive, 100 Jahre alt. Dann haben mir meine Partner erklärt, welches Potenzial es hier gibt. Ich bin der Meinung, dass es eine schöne Sache ist, wenn man das RAW zu etwas Neuem entwickeln kann. Etwas, worauf man auch stolz sein kann.
Was ist die Intention dahinter, vom Ölgeschäft zu Immobilien zu wechseln?
Hauptsächlich möchte ich diversifizieren, die Investments breiter aufstellen. Das Ölgeschäft ist sehr schnelllebig und verlangt täglich meine Aufmerksamkeit. Geht es um Immobilien, besprechen wir die Richtung und dann hat es sein Eigenleben. Die Risiken sind ganz andere und alleine schon geografisch sind wir an ganz anderen Orten tätig.
Als das Projekt bekannt wurde, gab es einige Befürchtungen.
Es gab die Sorge, dass das Projekt in seiner Dimension nicht vielleicht zu groß für Potsdam sei. Haben Sie sich damit beschäftigt?
Wir wollen etwas Schönes bauen, das auch in die Umgebung passt. Und wir wollen, dass sich die künftigen Nutzer darin wohl fühlen. Wenn man etwas Unpassendes baut, will doch keiner dort sein. Außerdem müssen wir eine Reihe von Bedingungen erfüllen, um eine Baugenehmigung zu bekommen. Wir haben aus verschiedenen Entwürfen ausgewählt. Wir sind selbst daran interessiert, dass das Ergebnis gut aussieht. Ich denke, wenn das RAW fertig ist, werden alle angenehm überrascht sein.
Wenn es um die Nutzer geht, war zuletzt von zwei Hauptmietern die Rede...
Viel kann ich dazu nicht sagen, weil es noch vertraulich ist. Da ist noch nichts unterschrieben. Aber ich bin ganz zuversichtlich, dass die Potsdamer mit der Auswahl zufrieden sein werden.
Die Hauptmieter stehen aber noch bereit?
So ist es.
Es gab auch Vermutungen, dass das investierte Geld möglicherweise aus dunklen Quellen stammt. Es wurde über Geldwäsche spekuliert. Wie reagieren Sie darauf?
Man kann schwer auf etwas reagieren, das reine Fiktion ist. Das Geld kommt aus dem Ölgeschäft über eine Dauer von 16 Jahren. Außerdem arbeiten wir mit deutschen Banken zusammen. In der heutigen Zeit sind die Regeln im Finanzsektor sehr streng. Wenn etwas an diesen Vorwürfen dran wäre, hatten die Banken das bereits beanstandet. Auch die Behörden prüfen uns. Bisher ohne Beanstandung.
Ein Anlass für die Vorwürfe war, dass eine ihrer Firmen in Zypern registriert ist. Die Green Palmers Limited.
Die Holding ist tatsächlich in Zypern beheimatet. Zypern ist Mitglied der Europäischen Union.
Mit sehr günstigen Steuersätzen…
Da muss man mal einen Schritt zurück gehen. Ich persönlich bin steuerlich optimiert durch meinen Lebensmittelpunkt in Monaco. Ich brauche keine Firma, um mir durch den Unternehmenssitz einen steuerlichen Vorteil zu verschaffen. Und außerdem ist es im Immobiliengeschäft so, dass der Großteil der Steuern ohnehin dort anfällt, wo sich das Objekt befindet. Also fallen die meisten Steuern in Deutschland an. Grundsteuer, Umsatzsteuer und Gewerbesteuer werden nicht dadurch beeinflusst, dass die Holding in Zypern sitzt. Die Eigentümerfirma des RAW ist eine deutsche GmbH.
Eine Sorge der Anwohner ist eine mögliche Gentrifizierung in der Umgebung des RAW. Viele hochbezahlte Mitarbeiter aus der IT könnten die Mieten in dem Viertel steigen lassen.
Ich kann die Zukunft nicht vorhersagen. Wenn man von einem solchen Prozess ausgeht, wäre das aber bei jedem Projekt so und nicht nur bei unserem. Dann müssten man also hinterfragen, ob man überhaupt so ein Areal aktivieren will. Die einfache Antwort auf die Frage wäre also, diese Befürchtungen zurückzuweisen. Die ehrliche Antwort ist aber, dass ich gar nicht einschätzen kann, was vielleicht in fünf oder sechs Jahren passiert. Man kann aber davon ausgehen, dass nicht alle Nutzer des RAW hochbezahlte Fachkräfte sein werden. Es wird einen Mix geben. Außerdem wird politisch auch eine Milieuschutzsatzung diskutiert.
Anfang des Jahres wurde bekannt, dass Sie auch weitere Projekte in Potsdam beabsichtigen. Was hat sich seitdem getan?
Wir würden gern mehr in Potsdam tun. Aber wir sind noch nicht an einem Punkt, etwas Konkretes dazu zu sagen. Es steht noch nichts fest.
Was streben Sie denn an?
Eines der Projekte soll rein gewerblich sein, ebenfalls mehr oder weniger im Hightech-Sektor. Bei dem anderen geht es um Wohnungsbau. Die Standorte stehen aber noch nicht fest. Sobald wir die Flächen erworben haben, würden wir das auch bekanntgeben. Wir versuchen immer Projekte zu finden, die auch einen gewissen kreativen Einsatz erfordern. Lage und Konzept sollen es ermöglichen, dass man auch etwas mehr Aufwand für die Architektur betreibt.
Michael Zeligman hat sich am Rande des Kanalsprints mit Reportern der PNN und der MAZ getroffen. Die Fragen stellten Marco Zschieck und Peter Degener
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