zum Hauptinhalt
Der 23 Jahre alte Lukas Küppers verfügt über herausragende Fähigkeiten beim Torschuss.
© Sandra Seifert/Verein

Potsdamer Wasserballer Lukas Küppers: Der Künstler im Becken

Lukas Küppers war in einer Doppelmission für die Wasserfreunde Spandau und den OSC Potsdam aktiv. Nun ist er wieder voll beim OSC, kein „halber Fremdkörper“ mehr und führt die Torjägerliste der Bundesliga an.

Klatsch. Der Wasserball schlägt im Tornetz ein, mit deutlich hörbarer Wucht. Energisch war der Schuss, kam abgefeuert aus größerer Entfernung und fand trotz vieler gegnerischer Arme in der Luft seinen Weg ins Ziel. Wieder einmal hat Lukas Küppers getroffen, der Mann für viele besondere Momente beim Bundesligisten OSC Potsdam. „Er ist ein Künstler des Wasserballs“, sagt Potsdams sportlicher Leiter André Laube. „Seine Schusstechnik ist außergewöhnlich. Er schafft es, auch aus schwierigen Positionen Tore zu erzielen.“

Mit seiner Abschlussqualität ragt der 23-Jährige in der aktuellen Bundesligasaison heraus. 29 Treffer hat er schon nach sieben Spielen auf dem Konto – deutlich führt er so die Liste der erfolgreichsten Schützen an. Seine Fähigkeiten sind am Wochenende erneut gefordert, wenn die Orcas mit einem Doppelspieltag in die Rückrunde starten.

Zweitspielrecht war für ihn "optimal"

Am Samstag um 18 Uhr steigt zunächst in der Schwimmhalle Schöneberg das Derby gegen die SG Neukölln, tags darauf folgt um 14 Uhr im heimischen blu-Bad das Prestigeduell mit dem ASC Duisburg. „Zwei Siege sind unser klares Ziel“, betont Küppers. Damit würde Potsdam seinen dritten Tabellenplatz vor Duisburg festigen und weiterhin auf sehr gutem Kurs für die Playoffs liegen. Unter den Top 3 hat der OSC bisher noch nie die Liga-Hauptrunde abgeschlossen, aber in den vergangenen beiden Saisons gelang jeweils der Triumph über den ASC bei der Finalserie um Bronze.

Der Student kämpft auch um weitere Einsätze in der deutschen Nationalmannschaft.
Der Student kämpft auch um weitere Einsätze in der deutschen Nationalmannschaft.
© Sandra Seifert/Verein

An diesen beiden größten Erfolgen der Potsdamer Vereinsgeschichte war Lukas Küppers bereits maßgeblich beteiligt. Allerdings theoretisch nur zur Hälfte. Das OSC-Eigengewächs, das im Alter von neun Jahren mit dem Wasserballspielen am Brauhausberg begann, war 2015 zum Deutschen Rekordmeister Wasserfreunde Spandau gewechselt. Zwei Jahre später wurde auf nationaler Ebene ein Zweitspielrecht für Talente eingeführt, um sie besser zu fördern. „Das war für mich optimal“, sagt der Fahrzeugtechnikstudent der Freien Universität Berlin. Denn beim Spitzenclub aus der Bundeshauptstadt hielten sich seine Einsatzzeiten in Grenzen. Mehr Praxiserfahrungen konnte er dann bei seinem Heimatclub in Brandenburg sammeln, denn Spandau und Potsdam kooperierten bezüglich der Doppellizenzen. „Beim OSC durfte ich eine Führungsrolle übernehmen, die ich bei den Wasserfreunden längst nicht hätte kriegen können“, erklärt Küppers. Hauptsächlich trainierte er mit den Berlinern, Spiele aber bestritt er fast ausschließlich für die Orcas.

Zwei Saisons lang schwamm er zwischen diesen beiden Wellen. Seit Sommer ist das anders. Da Küppers dem U23-Bereich des Zweitspielrechts entwachsen ist, ging für ihn der Weg nur einspurig weiter: zu Hause in Potsdam. „Ich bin glücklich, wieder so richtig hier zu sein“, sagt der Mann mit der Kappennummer 8. Die Zeit im Zwiespalt sei eine Herausforderung gewesen. Gerade mental. „Ich musste mich immer vom einen Team zum anderen umstellen und habe eigentlich nie zu 100 Prozent dazugehört. Das ist schwierig“, sagt er. „Egal, bei wem: Ich war immer ein halber Fremdkörper.“

Seit Kurzem im Potsdamer Club der 200er

Die Erfahrung im Kreise des Spandauer Top-Teams – inklusive Champions-League-Einsätzen – möchte er dennoch nicht missen. Die tägliche Trainingsarbeit auf hohem Niveau hat ihn weitergebracht. „Ich glaube, dass ich diese Schritte damals nur in Potsdam nicht so geschafft hätte.“ Der 1,91 Meter große Modellathlet meint, er habe bei den Wasserfreunden enorm an Fitness und im spielerischen Bereich zugelegt.

Mit dem OSC Potsdam hat Lukas Küppers oft Grund zum Jubeln.
Mit dem OSC Potsdam hat Lukas Küppers oft Grund zum Jubeln.
© Sandra Seifert

Seine Leistungen belegen das. Küppers ist gereift, zieht voran, trägt gerne Verantwortung, etwa wenn die Angriffszeit gen Null heruntertickt und ein Abschluss hermuss. Er wagt ihn, nicht selten mit Erfolg. Als erst vierter Spieler der OSC-Historie hat Küppers jüngst die Marke von mehr als 200-Bundesligatoren geknackt. 206 sind es momentan – in nur 90 Partien.

Auch auf 21 Einsätze sowie 15 Treffer bei der deutschen Männer-Nationalmannschaft kann er verweisen. Statistiken, die er schnell liefern kann. Als Küppers zu Spandau ging, fing er an, seine Spiele zu protokollieren: Einsatzzeit, Tore, Herausstellungen. „Ich wollte mir selbst vor Augen führen, wie ich mich so entwickle“, begründet er den persönlichen Zahleneifer. Und lachend fügt er hinzu: „Mein Trend ist definitiv positiv.“

Defizite in der Defensive und in der Übersicht beim Angriff

Daher hofft Küppers, künftig mehr im Nationalteam Fuß zu fassen. Zuletzt war er meist nur außen vor. „Ich habe viel Konkurrenz auf meiner Position, erfahrene Top-Leute sind vor mir. Aber ich kämpfe um meine Chance“, bekräftigt der Sportler, der wie seine Potsdamer Bundeskaderkollegen Hannes Schulz und Ferdinand Korbel weiterhin bis zu dreimal pro Woche am Vormittag im nationalen Leistungszentrum von Berlin mittrainiert. „Ich habe noch eine Menge Verbesserungspotenzial.“

André Laube präzisiert die Defizite. Küppers’ „Achillesferse“ sei die Defensive, sagt der sportliche Leiter. „Beim Verteidigen macht er noch zu viele Fehler.“ Und auf der anderen Seite sei er jemand, der sich zahlreiche Schüsse nehme, um ein gutes Spielgefühl zu bekommen. „Aber da muss er lernen, manchmal mehr Balance zu finden“, so Laube. „Er muss einige Situationen cleverer abwarten und dann lieber den Pass zum besser postierten Nebenmann spielen.“ Grundsätzlich jedoch, wisse man in Potsdam, was sie an Küppers haben: „Einen sehr starken Torjäger“, dessen Treffer mitunter wie Gemälde anmuten.

Zur Startseite