Potsdamer Schulstreit vor Lösung: Das Oberstufenzentrum I ist gerettet
Die Gesamtschule „Am Schloss“ stimmt nun doch dem Umzug nach Krampnitz zu - sie soll jetzt digitale Modellschule werden. Damit kann das Oberstufenzentrum I erhalten bleiben.
Potsdam -Nach anhaltender Kritik an der geplanten Zerschlagung des Oberstufenzentrums I (OSZ) in Potsdam ist jetzt die überraschende Kehrtwende erfolgt: Nach einer persönlichen Intervention von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) soll die wachsende Gesamtschule „Am Schloss“, die bald in das OSZ an der Jägerallee ziehen sollte, nun doch ab 2027 in Krampnitz ihren Neubau erhalten. Damit kann das OSZ bleiben.
Weil der Umzug nach Krampnitz bisher auf Widerstand in der Schule gestoßen war, bekommt die Einrichtung nun einen besonderen Bonus: Sie soll zur ersten digitalen Superschule in der Stadt werden. Diesen Grundzügen für einen Kompromiss hat die Schulkonferenz am Dienstagabend im Beisein und nach einem Vorschlag Schuberts zugestimmt, hieß es in einer den PNN vorliegenden Rundmail der Schule an Stadtverordnete: „Einstimmig“ habe man beschlossen, dass die Einrichtung damit an ihrem aktuellen Standort an der Esplanade verbleibt, bis der Neubau in Krampnitz steht.
Eine Chance für die Schloss-Schule
Geeinigt hat man sich auf Folgendes: „Gemeinsames Ziel der Stadt und der Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe ist es, die Schule bereits am jetzigen Standort so attraktiv und vor allem zukunftsinteressant zu gestalten, dass dadurch auch die langfristige Anwahl der Schule gesichert ist“, hieß es in dem Schreiben. Gelingen solle dies, „in dem der bestehende Standort baulich aufgewertet wird“ und das mathematisch-naturwissenschaftlich-technische (Mint) sowie das Digital-Profil „weiter geschärft“ wird. Die Gesamtschule werde unter anderem Projektpartner der Stadt im Smart-City-Projekt – mit diesem Förderprogramm des Bundes will die Stadt Modellkommune in Sachen Digitalisierung werden. Nach PNN-Informationen ist auch eine Zusammenarbeit mit der D-School des Hasso-Plattner-Instituts, der Potsdamer Fachhochschule und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen geplant. Auch werde es für die Schule eine „dauerhafte projektbegleitende Partizipation beim Neubau“ in Krampnitz und „eine neue Verbindlichkeit im Umgang“ geben, um das „Vertrauen in das Handeln von Stadtpolitik und Verwaltung wieder zu stärken“.
Langer Streit vor Lösung
Damit steht der über Monate währende Potsdamer Schulstreit kurz vor der Stadtverordnetenversammlung am Mittwoch vor einer Lösung. Denn mit dem Umzug der Gesamtschule nach Krampnitz kann nun auch das schon nächsten Sommer eröffnende Gymnasium für den Norden im OSZ vorgegründet werden, ohne die Berufsschule dabei sofort in ihrem Bestand zu gefährden. Ebenso entfallen nun jene millionenschweren und bisher in den Haushaltsplanungen der Stadt nicht enthaltenen Mehrkosten, die etwa durch den Umzug der Gesamtschule in das OSZ entstanden wären (PNN berichteten). Für diesen Umzug hätten zahlreiche OSZ-Flächen umgebaut werden müssen. Zuletzt stand für das dringend benötigte Gymnasium sogar die Anmietung neuer Räumlichkeiten am Campus Jungfernsee auf der Variantenliste zur Lösung des komplexen Konflikts.
Selbst Ex-Rathausschef Jakobs hatte sich eingeschaltet
Mit dem Kompromissvorschlag kehrt man nun zum Ausgangspunkt der Auseinandersetzung zurück – bereits im Frühsommer hatte Bildungsdezernentin Noosha Aubel (parteilos) die Verlegung der Gesamtschule „Am Schloss“ nach Krampnitz vorgeschlagen. Zuvor war der Schule allerdings vom Rathaus ein Standort an der Pappelallee zugesichert worden, der sich für eine derartig große Schule jedoch als zu klein erwiesen hatte und wo nun der Neubau für das besagte Gymnasium errichtet werden soll.
Mit der Krampnitz-Umzugsidee war Dezernentin Aubel allerdings zunächst im Sommer gescheitert. Es gab dagegen Widerstand aus der Schloss-Schule, aber vor allem von Linken und Grünen in der rot-grün-roten Rathauskooperation. Um diesen Konflikt zu befrieden, hatte man im Rathaus dann das OSZ als neuen Standort für die Schloss-Schule auserkoren – was aber zu noch mehr Kritik führte, unter anderem aus der regionalen Wirtschaft, die eine massive Schwächung der beruflichen Bildung befürchtete, schlecht angesichts des Fachkräftemangels. Mit den Umzugsplänen hätte die Berufsschule ab 2027 nicht mehr genügend Platz für den Fortbestand gehabt – und schon nächstes Jahr hätten erste Ausbildungsgänge ins Umland verlegt werden müssen. Angesichts dessen hatte selbst Ex-Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) die Pläne öffentlich kritisiert und die Sozialdemokraten zum Umdenken aufgefordert.
Offene Fragen gibt es noch
Allerdings ist auch die neue Kompromissvariante nicht zum Nulltarif zu haben: Unter anderem benötigt die Schule „Am Schloss“ an ihrem Übergangsstandort an der Esplanade mehr Klassenräume in Unterrichtscontainern und auch Platz für den Schulsport. Wie berichtet war hier bereits eine Shuttlelösung im Gespräch – die Schüler müssten in die mehr als zehn Kilometer entfernte Preußenhalle in Groß Glienicke fahren. Wie diese Fragen im Detail geklärt werden, ließ die Rundmail der Schule offen. Dezernentin Aubel selbst war bei besagter Schulkonferenz nicht zugegen.
Mit Genugtuung dürfte das OSZ-Team auf die neuen Entwicklungen blicken. Dessen Schulkonferenz hatte erst diese Woche in einem Brief an die Stadtverordneten vor der Zerschlagung des 2002 nach Investitionen in Höhe von 33 Millionen Euro eröffneten Standorts gewarnt. Die Schülerzahlen dort stiegen gerade wieder, so das OSZ – derzeit lernen dort über 1000 Personen. Wie berichtet hatte das Rathaus mit diesem Standort auch als zeitweisem Ersatz für das OSZ III während der dort anstehenden Sanierungsarbeiten geplant – auch dies wäre nun mit dem Kompromiss wieder machbar. Allerdings: Die Stadtverordneten müssen diesen aber noch absegnen.
Erste Reaktionen
Erste Reaktionen kommen aus der Opposition im Stadtparlament. So erklärte der CDU-Stadtverordnete Clemens Viehrig: "Ich freue mich, dass die Schule am Schloss die Chance ergreift und ihre Schule vor Ort mitgestaltet." Ideen der CDU zum Nun-doch-wieder-Umzug nach Krampnitz - die zuletzt noch in der Stadtverordnetenversammlung abgelehnt worden waren - seien nun aufgegriffen worden: "Unser langer Atem hat sich gelohnt." Bewundernswert sei auch, wie Dezernentin Aubel das Hin und her mitmache und dennoch immer lösungsorientiert bleibe. Es bleibe nun "nur zu hoffen, dass die Rathauskooperation dem OB auch folgt", so der CDU-Mann. Von dort gibt es noch keine Reaktionen. Der Verband der Berufsschullehrer sprach in einer ersten Stellungnahme via Twitter von einer "klugen Entscheidung".
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