zum Hauptinhalt
Schlechte Aussichten: Das OSZ muss Ausbildungsgänge ins Umland abgeben. Nach 2027 droht das Aus
© Andreas Klaer

Schulstandorte in Potsdam: Zurück auf Los im Schulstreit?

Über die Schulplanung wird seit Monaten gestritten. Nun kehrt die Debatte zum Ausgangspunkt zurück. Damit könnten das Oberstufenzentrum I erhalten und die Fontane-Schule ungeschoren bleiben.

Potsdam - Im zunehmend chaotischen Ringen um Potsdams Schulplanung geht es in die nächste Runde und in gewisser Weise auch zurück zum Ausgangspunkt der Debatte. Denn nach anhaltender Kritik rückt Bildungsdezernentin Noosha Aubel (parteilos) vom geplanten Umzug von Teilen des Oberstufenzentrums (OSZ) I in die Fontane-Schule ab. Das geht aus einer am Sonntag versendeten E-Mail der Dezernentin an die Fraktionen im Stadtparlament hervor, das Schreiben liegt den PNN vor. Demnach skizziert Aubel nun sogar eine Option, in der das OSZ am Standort Jägerallee verbleiben könnte. Nun muss die Stadtpolitik entscheiden.

Bleibt das OSZ bestehen?

So wirbt Aubel in der Erklärung für eine im Juni entwickelte Planung ihres Dezernats, wonach das OSZ I an der Jägerallee bleiben und dort trotzdem Platz für ein Gymnasium wäre. Die größere Gesamtschule „Am Schloss“, die laut den aktuellen Planungen ins OSZ I ziehen sollte, müsste demnach in ihrer provisorischen Modulanlage an der Esplanade bleiben und 2027 in die geplante neue Schule im Stadtviertel Krampnitz ziehen – was Vertreter dieser Gesamtschule allerdings schon vor Monaten abgelehnt hatten, nachdem der Schule einst ein Neubau am Reiherweg an der Pappelallee versprochen worden war. Dennoch hätte dieses Vorgehen einige Vorteile – so könnte die Gesamtschule „Am Schloss“ den Bau ihres neuen Standorts nach ihren Bedürfnissen mitgestalten, statt sich mit einem bestehenden Gebäude arrangieren zu müssen, macht Aubel in ihrem Schreiben deutlich. Ferner würde der vielfach kritisierte Umzug von Teilen des OSZ in die Fontane-Oberschule wegfallen. Dieser Umzug sei zwar rechnerisch möglich, so Aubel. Allerdings wäre er auch nach Aussage des staatlichen Schulamtes für beide Einrichtungen „mindestens eine große schulorganisatorische Herausforderung“. Zudem sei die nötige grundsätzlich Kooperation der Fontane-Schule für so einen Schritt „nicht gegeben“, betont Aubel. Alternativ müssten Teile des OSZ dann nach Teltow und Brandenburg/Havel verlegt werden – oder die Stadt müsste auf dem bekanntermaßen angespannten Immobilienmarkt Räume anmieten.

30 Millionen Euro für OSZ-Ersatz wären nötig

Zugleich würde die wachsende Gesamtschule „Am Schloss“ das OSZ bis 2027 komplett am Standort verdrängen, so Aubel – ein Ersatzneubau für die Berufsschule wäre aber nicht vor 2030 möglich und würde mindestens 30 Millionen Euro kosten. Diese Überlegungen wären allerdings alle unnötig, sollte die Gesamtschule „Am Schloss“ vorerst an der Esplanade bleiben. Das hätte noch weitere Vorteile. So könnten freie Kapazitäten im OSZ I auch für die anstehende Brandschutzsanierung des OSZ III in der Berliner Straße und für die nächsten Sommer geplante Gründung eines neuen Gymnasiums für den Norden genutzt werden, so Aubel. Danach – wenn das Gymnasium 2027 planmäßig in seinen Neubau in den Reiherweg an der Pappelallee zieht – könnten freie Kapazitäten in dem Haus auch für die barrierefreie Ansiedlung der Schule des zweiten Bildungsweges „Heinrich von Kleist“ und als „Drehscheibe“ für weitere Schulsanierungen dienen.

Ein Kompromiss, der mehr Probleme schaffte

Allerdings ist unklar, wie die Politik mit Aubels Vorstoß umgeht. Denn die nun viel kritisierten Pläne hatten eigentlich dazu gedient, einen langen Streit in der rot-grün-roten Rathauskooperation um ein dringend benötigtes neues Gymnasium in Norden zu befrieden. Vor allem Linke und Grüne hatten sich gegen das Gymnasium lange gesperrt. Der Kompromiss lautete: Das Gymnasium bekommt einen Neubau an der Pappelallee und wird an der Esplanade vorgegründet, den OSZ-Standort erhält die Gesamtschule „Am Schloss“ – und das OSZ wird „filetiert“. Hier versucht Aubel bei dem Vorschlag zur Rückkehr zu den ursprünglichen Plänen eine Brücke in Richtung der Freunde einer Gesamtschule zu bauen und verspricht eine „intensivierte Suche nach einer innenstadtnahen Fläche für eine weitere Gesamtschule, zum Beispiel auch in Golm oder Eiche“.

Entscheidende Sitzung am Dienstag

Beraten werden soll das verzwickte und unübersichtliche Thema nun am Dienstagabend im Bildungsausschuss und vorher in der Gesamtschule „Am Schloss“. Die Alternative Krampnitz sei nur zielführend, wenn die Schule dem auch zustimme, heißt es in dem Aubel-Schreiben. Auch weitere Gespräche in der Rathauskooperation laufen. Die Frage ist, inwiefern noch umgedacht wird. So hatte zum Beispiel Linke-Fraktionschef Stefan Wollenberg beim Linke-Parteitag am Samstag den OSZ-Standort für die Schule „Am Schloss“ verteidigt. Die dafür notwendige Neuordnung der beruflichen Bildung in Potsdam sei „nicht schmerzfrei zu haben“, räumte er ein – es gehe aber nicht um eine Schwächung der Berufsschulen, wie dies Wirtschaftsvertreter seit Wochen kritisieren. Vielmehr müsse man darauf reagieren, dass die Oberstufenzentren nur mit 70 Prozent ihrer Kapazität laufen, so Wollenberg.

Zur Startseite