Streit um OSZ-Filetierung: Der Widerstand wächst und wächst
Die Kritik an der Aufspaltung des Potsdamer Oberstufenzentrums I reißt nicht ab. Im Hintergrund prüft das Rathaus schon Alternativen.
Potsdam - Die Stadtverwaltung unter Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) und die rot-grün-rote Rathauskooperation müssen immer mehr Kritik an ihren Plänen zur Zerstückelung des Oberstufenzentrums für Technik in der Jägerallee einstecken. Nachdem jüngst Ex-Rathauschef Jann Jakobs (SPD) auf PNN-Anfrage deutlich gemacht hat, dass die Schließung von Berufsschulen nicht zu einem sozialdemokratischen Politikverständnis passe, bringen nun weitere Wirtschafts- und Schülervertreter ihre Kritik an.
Für den Erhalt des OSZ setzt sich etwa die dortige Schülersprecherin Franziska Uhl ein – und hatte dazu schon Anfang November ein Interview in der „Märkischen Allgemeinen“ gegeben. Einer ihrer vielen Kritikpunkte: Bisher habe noch kein Entscheidungsträger das Gespräch mit den OSZ-Auszubildenden gesucht. Daran habe sich leider nichts geändert, sagte die 18-Jährige den PNN am Dienstag. Dabei habe sie eigentlich auf mehr Mitspracherechte bei solchen Entscheidungen gehofft. „Es fühlt sich so an, als wäre unsere Ausbildung ein Bildungsgang zweiter Klasse“, hatte sie bereits konstatiert.
Vize-Chef des Potsdamer Wirtschaftsrats übt Kritik
Weitere Kritik kommt vom Vize-Chef des Potsdamer Wirtschaftsrats, Christoph Miethke, Chef der gleichnamigen Medizintechnikfirma. Mit der Entscheidung gegen das OSZ sei aus seiner Sicht auch die Botschaft verbunden, dass berufliche Bildung in Potsdam nicht so wichtig sei – obwohl man gleichzeitig den Fachkräftemangel im Handwerk beklage. Um gegenzusteuern müsse aber auch die nicht-akademische Karriere eine Wertschätzung erfahren, dürfe man Ausbildungsgänge auch nicht verlagern, forderte Miethke. Bereits die Handwerks- sowie die Industrie- und Handelskammer hatten die Filetierungspläne mehrfach kritisiert. „Der Unmut dort ist weiter groß“, so der Vorsitzende des Wirtschaftsrats, der Ex-CDU-Stadtfraktionschef Götz Friederich. Der ehrenamtliche Beirat ist für die Kommunalpolitik beratend tätig.
Allerdings gibt sich die Politik bisher unbeeindruckt von der neuerliche Kritik, gibt es auch aus der SPD bisher keine Antwort auf die Jakobs-Anwürfe – außer dem in SPD-Kreisen formulierten Gegenvorwurf, der Ex-Rathauschef Jakobs hätte beim schnellen Wachstum der Stadt unter seiner Führung mehr kommunale Flächen für Schulen freihalten sollen – dann wäre die Problemlösung jetzt einfacher.
Allerdings laufen nach PNN-Informationen im Hintergrund Gespräche mit diversen Beteiligten, werden auch im Bildungsdezernat von Noosha Aubel (parteilos) diverse Alternativvarianten durchgespielt. Ausgangspunkt ist der Plan, das Oberstufenzentrum I ab dem nächsten Jahr an verschiedene Standorte in der Stadt zu verlegen. Das war beschlossen worden, um einen langen Streit in der rot-grün-roten Rathauskooperation um ein dringend benötigtes neues Gymnasium in Norden zu befrieden, wogegen sich vor allem Linke und Grüne lange gesperrt hatten.
Der Kompromiss: Das Gymnasium bekommt einen Neubau an der Pappelallee und wird an der Esplanade vorgegründet, den OSZ-Standort aber erhält die Gesamtschule „Am Schloss“, die eigentlich erst nach Krampnitz ziehen sollte und zuvor den Platz an der Pappelallee versprochen bekommen hatte. Die CDU war zuletzt im Stadtparlament mit einem Antrag gescheitert, zu den früheren Krampnitz-Plänen zurückzukehren und das deutlich kleinere Gymnasium im OSZ vorzugründen, was auch dessen Zersplitterung vermeiden würde.
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CDU-Bildungsexperte: Was kostet die Rochade?
Danach hat nun der CDU-Bildungsexperte Clemens Viehrig weitere kritische Fragen – und erwartet, dass diese vom Rathaus noch bis zum geplanten Filetierungsbeschluss im Dezember beantwortet werden. Speziell interessiert ihn die Frage, was die Rochade eigentlich kostet, durch die de facto eine Gesamtschule mehr entstanden ist als eigentlich in allen bisherigen Planungen vorgesehen – es geht dabei um die noch entstehende Schule in Krampnitz, wohin eigentlich die „Schloss“-Gesamtschule ziehen sollte, die nun aber eben ins OSZ ziehen soll. Für solche Bauvorhaben werden erfahrungsgemäß Summen ab 20 Millionen Euro aufwärts fällig. Ebenso ist laut Viehrig ungewiss, was der nötige Umbau des OSZ für die Gesamtschule kosten würde – und ob für die OSZ-Errichtung Anfang der 2000er noch Fördermittel-Bindefristen bestehen.
Besonders betroffen von den Zerschlagungsplänen ist auch die Fontane-Oberschule in der Waldstadt, wohin ein Teil der Berufsschule zeitweise verlegt werden soll. Hier hat bereits am Montagabend die Schulkonferenz getagt – und laut Elternsprecherin Susann Wengler noch einmal offiziell die Ablehnung der Pläne formuliert und dem Rathaus übersendet. Auch bei der vorentscheidenden Sitzung des Bildungsausschusses wolle sie dazu Rederecht beantragen, sagte Wengler.
Das Rathaus verweist auf vermeintlich leerstehende Räumlichkeiten in der Schule – dort hatte man schon mehrfach darauf verwiesen, dass man ohne genügend Räume für Teilungsunterricht nicht den vielfältigen Problemlagen in der Schule gerecht werden könne. Wengler sagte auch, mit den Plänen der Stadt würden sich dann auch 50-Jährige, die ihr Abitur nachholen, mit Grundschulkindern den Schulhof teilen müssen.
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