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Auch der Campus Neues Palais der Universität Potsdam ist wie leergefegt.
© Amin Aljarmakani
Update

Coronakrise: Brandenburgs Hochschulen bleiben zu

Auch die märkischen Hochschulen sind vom Kampf gegen das Coronavirus betroffen: Semesterstart verschoben, Veranstaltungen gestrichen, Abgabefristen verlängert.

Potsdam - Das Sommersemester soll an Brandenburgs Hochschulen wegen der Corona-Krise erst zum 20. April dieses Jahres beginnen, den Hochschulen wird dringend empfohlen, alle Wissenschafts-Veranstaltungen im Land abzusagen. So die Vorgaben des brandenburgischen Wissenschaftsministeriums vom vergangenen Freitag. Zu Wochenbeginn wurden sie noch einmal verschärft und erweitert. Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) erklärte nun zudem, dass die Abgabefristen von Bachelor und Masterarbeiten um zwei Monate verlängert würden. Darauf habe sie sich mit den brandenburgischen Hochschulen verständigt. Die Hochschulen würden über das Verfahren informieren.  

Die Verschiebung des Semesterstarts betrifft sowohl Lehrveranstaltungen, als auch Tagungen und andere öffentliche Veranstaltungen. Alle aktuell laufenden bis dahin geplanten Präsenzlehrveranstaltungen werden verschoben oder im Online-Format fortgesetzt. Alle Konferenzen, Tagungen und Veranstaltungen werden abgesagt, so das Ministerium. Rückkehrer von Reisen aus Risikogebieten sowie besonders betroffenen Gebieten in Deutschland dürfen die Hochschulen ab sofort nicht mehr betreten. Die Regelungen sind laut Ministerium in Abstimmung mit den Hochschulen erfolgt.

Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD).
Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD).
© Promo

„Wir wollen und müssen dazu beitragen, dass die Infektionsketten unterbrochen werden und sich die Ausbreitung der Corona-Pandemie verlangsamt“, erklärte Schüle. Die Gesundheit der Beschäftigten, der Studierenden sowie der Besucherinnen und Besucher in den Einrichtungen habe höchste Priorität. Deshalb hätten sich die Hochschulen in Abstimmung mit uns auf weitere Maßnahmen verständigt. „Aufgrund der dynamischen Entwicklung sind weitere Einschränkungen in den kommenden Tagen möglich“, sagte Schüle. Im Ministerium wurde nun eine Taskforce eingerichtet.

Auch Bibliotheken und Mensen geschlossen

Die am Montag bekannt gegebenen Erweiterungen der Maßnahmen der Landesregierung treffen auch die Bibliotheken: Sämtliche Hochschul-Bibliotheken müssen geschlossen bleiben. Die Bücherausleihe ist demnach an den meisten Hochschulen nicht mehr möglich, es wird auf umfangreiche Online-Angebote der Bibliotheken verwiesen.

Studierenden, die Bafög erhalten, entstehen durch die Verschiebung der Präsenzlehrveranstaltungen keine Nachteile, hieß es vom Wissenschaftsministerium. Das Bundesforschungsministerium habe klargestellt, dass die pandemiebedingte Verlängerung von vorlesungsfreien Zeiten durch das Verschieben von Präsenzlehrveranstaltungen keinen Einfluss auf die Bafög-Förderung hat. Sobald die Hochschulen ein Online-Lehrangebot zur Verfügung stellen, um den Ausbildungsbetrieb auf diese Weise aufrecht zu erhalten, sind Bafög-Empfänger demnach jedoch verpflichtet, an diesem Online-Lehrangebot teilzunehmen, um weiter die jeweiligen Leistungen beziehen zu können. Dies gelte auch für die Bezieher von Auslands-Bafög, sofern die Einreise ins Ausland aufgrund dortiger aktueller Einreisebeschränkungen nicht möglich ist.

Die Mensen und Cafeterien an den Hochschulen Brandenburgs sind ab sofort bis voraussichtlich zum 20. April geschlossen. Zudem stellen die Studentenwerke Potsdam und Frankfurt (Oder) im gleichen Zeitraum alle persönlichen Beratungen ein. Sprechzeiten werden derzeit ausschließlich telefonisch angeboten, alternativ auch per E-Mail.

Hochschulen richten Krisenstäbe ein

An der Universität Potsdam greifen erste Schritte eines Krisenplans. Ein Krisenstab wurde eingerichtet, um das weitere Vorgehen abzustimmen, so Uni-Sprecherin Silke Engel. Bislang sind laut Engel der Uni keine Mitarbeiter gemeldet worden, die an Sars-CoV-19 erkrankt sind. Alle Hinweise zur aktuellen Situation würden zeitnah auf der zentralen Homepage der Universität kommuniziert (www.uni-potsdam.de). Alle Konferenzen, Tagungen und Veranstaltungen werden bis einschließlich 19. April abgesagt. Auch Bibliotheken und PC-Pools bleiben bis auf Weiteres geschlossen. Persönlicher Kontakt zu öffentlichen Stellen der Uni – wie Geschäftsstellen oder das Studierendensekretariat – soll demnach auf das Notwendigste beschränken werde. „Es sollte bevorzugt elektronisch oder telefonisch kommuniziert werden“, so Engel.

Vorgesetzte können zum Schutz vor Infektionen vorübergehend Heimarbeit anordnen. Sie prüfen im Einzelfall die Möglichkeit von Homeoffice, wobei von diesem Instrument insbesondere dann Gebrauch gemacht werden soll, wenn Kinder wegen der Schließung von Schulen und Kindertagesstätten betreut werden müssen – oder wenn Vorerkrankungen vorliegen. Bei Verdachtsfällen werden die betroffenen Beschäftigten gebeten, Heimarbeit zu verrichten, bis der Status abgeklärt ist.

An der Filmuniversität Babelsberg werden darüber hinaus auch laufende Filmvorhaben mit sofortiger Wirkung ausgesetzt. Die Wiederaufnahme von Drehvorbereitungen und Drehs erfolge nach individueller Absprache, hieß es von der Filmuni. Alle Informationen und Entscheidungen würden so schnell als möglich den neuesten Entwicklungen angepasst.

Auch das Studentenfilmfestival „Sehsüchte“ der Filmuniversität Babelsberg wird aufgrund der Corona-Krise auf unbestimmte Zeit verschoben. Europas größtes Studentenfilmfestival mit jährlich rund 5000 Besuchern hätte es vom 22. bis 26. April an der Filmuni und dem Studiogelände stattfinden sollen. „Wir diskutieren derzeit mögliche Alternativen und Wege mit der neuen Situation umzugehen“, erklärte Sprecherin Linda May van Bui auf PNN-Anfrage. Im Laufe der folgenden Woche wollen die Studierenden, die das Festival jährlich in Eigenregie ausrichten, über das weitere Vorgehen informieren.

An der Fachhochschule Potsdam wurde ebenfalls ein Krisenstab eingerichtet. Präsenzveranstaltungen sind bis 20. April abgesagt, Prüfungen finden allerdings statt, die Rücktrittsregeln würden erleichtert, so eine Sprecherin. Aufgrund der aktuellen Ausnahmesituation stelle die FH es ihren Studierenden frei zur Prüfung zu erscheinen. Das Nichterscheinen zur Prüfung gelte als Rücktritt, die FH werde im Laufe oder zum Ende des Semesters Ersatztermine anbieten. Ansonsten würden Veranstaltungen bis Herbst verschoben beziehungsweise abgesagt. Wie an den anderen Hochschulen sind Bibliothek, PC-Pools und Mensen geschlossen, ansonsten werde es „großzügige Homeoffice-Regeln“ geben, die Kernarbeitszeit werde ausgesetzt.

Auch Privathochschulen schließen

Auch den privaten Hochschulen wird vom Ministerium empfohlen, ihren Semesterstart analog den staatlichen Einrichtungen zu verschieben. Die Fachhochschule für Sport und Management Potsdam hat ihre Präsenzwochen bis zum 19. April eingestellt. Anstelle dessen läuft der Online-Lernbetrieb für die Studierenden wie gewohnt weiter, erklärte Silke Becker, Vizepräsidentin für Lehre, Forschung und Weiterbildung gegenüber den PNN. Die zu absolvierenden Prüfungen werden nach Möglichkeit über den Online-Campus oder zu einem späteren Zeitpunkt abgenommen.

Auch die Fachhochschule Clara Hoffbauer Potsdam, die Studiengänge für soziale Handlungsfelder anbietet, hat sofort reagiert. Bis zum Trimesterende finden demnach dort keine Präsenzveranstaltungen statt. Das öffentlich zugängliche Gebäude der FHCHP und die Bibliothek bleiben bis auf Weiteres geschlossen. "Virtuelle Lehre und Homelearningprozesse sind eingeführt. Unsere Studierenden werden über weitere Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten", so Heidrun Spengler.

An der privaten Fachhochschule „XU Exponential University“ werde der Lehrbetrieb in Potsdam-Babelsberg planmäßig in digitaler Form am 6. April starten, erklärte Miriam Walter von der XU. Der Campus der Hochschule werde hingegen bis auf weiteres in Gänze geschlossen bleiben und ausschließlich digitaler Zugang zu den Bibliothek-Datenbanken möglich sein.

„Als Hochschule deren Fokus auf Studiengängen rund um Digitalisierung und neue Technologien liegt, stellt uns die Corona-Krise vor keine unlösbare Herausforderung, da wir eng mit unseren Studierenden virtuell vernetzt sind“, so Miriam Walter. Bereits seit Aufnahme des Lehrbetriebs im April 2019 setze man auf integriertes Lernen, was gegenüber herkömmlichen Lehr-/Lernumgebungen gerade jetzt ein Vorteil sei. Dazu gehören unter anderem auch digitale Lerneinheiten, mit denen Vorlesungen direkt auf die Rechner der Studierenden gebracht werden. „Wir haben dieses Angebot um weitere Formate und Inhalte bereits erweitert, sodass Studierende an der XU Exponential University ihr Studium wie geplant zum Sommersemester fortsetzen können.“ Lediglich einige einzelne Lehrveranstaltungen müssten verschoben werden. Auch ohne die aktuelle Corona-Krise seien alle Mitarbeiter der Hochschule mit der neusten mobilen Technik ausgestattet worden, um generell Home Office anbieten zu können.

Ermessenspielräume sollen genutzt werden

An den staatlichen Hochschulen des Landes sollen der Forschungsbetrieb und die Verwaltung an den Hochschulen zunächst weiterhin aufrechterhalten werden. Dienstreisen sowie Studien- und Forschungsaufenthalte in vom Robert-Koch-Institut eingestufte Risikogebiete sind nur noch in absoluten Ausnahmefällen zu genehmigen, hieß es in den Anweisungen vom 13. März. Um Nachteile für Studierende aufgrund erforderlicher Maßnahmen zu vermeiden, hat das Ministerium die Hochschulen aufgefordert, die Möglichkeiten zur Erbringung von Studienleistungen zu gewährleisten und dabei „Ermessensspielräume“ zu nutzen.

Darüber hinaus wird empfohlen, dass die Hochschulen Maßnahmen prüfen und vorbereiten, um gegebenenfalls weiteren notwendigen Verschiebungen von Präsenzlehrveranstaltungen oder Verkürzungen von Semestern zu begegnen, beispielsweise in Form von Blockseminaren oder durch die Umstellung auf Online-Formate. „Für den Fall einer gravierenden Veränderung der Lage oder in Einzelfällen sollten Optionen geprüft werden, um Mitgliedern, Angehörigen und Gästen eine Teilnahme an Forschung, Lehre und Prüfungen auch ohne Präsenz zu ermöglichen, beispielsweise durch Home-Office oder Online-Tools. Zudem empfiehlt das Wissenschaftsministerium eine enge Abstimmung mit dem jeweiligen Studentenwerk, um Maßnahmen und Verhaltensregeln abzustimmen. Die Hochschulen sollen über ihre jeweilige auch auf weitere Informationen und anderer Quellen – etwa Robert-Koch-Institut, Gesundheitsamt, Auswärtiges Amt – verweisen. Hier sollen auch Ansprechpartner benannt werden.

Alle Hochschulen empfehlen ihren Studierenden und Mitarbeitern den aktuellen Stand der Maßnahmen auf ihren Homepages im Blick zu behalten. 

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