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Die CovApp wurde entwickelt von der Berliner Charité und der Potsdamer Organisation Data4Life.
© Tobias Gutsche

Potsdamer Mitarbeit bei Corona-App: Entscheidungshilfe für Verunsicherte

Sich auf Corona testen lassen: Ja oder Nein? Data4Life möchte das Gesundheitswesen mit digitalen Lösungen verbessern. Nun beteiligte sich die Potsdamer Organisation an der Umsetzung eines Online-Tools. 

Potsdam - Die Unsicherheit ist groß. Wer dieser Tage krank wird, hustet, Gliederschmerzen hat, Fieber oder Durchfall bekommt, stellt sich sofort die Frage: Bin ich mit dem Covid-19-Erreger infiziert und muss mich testen lassen oder sollte ich zunächst nur daheim abwarten? Die Berliner Charité hat am Mittwoch ein Online-Tool gestartet, das als Entscheidungshilfe dienen soll, die CovApp. Sie ist über den Internetbrowser abrufbar. Und an ihrer Entwicklung mitgewirkt hat die gemeinnützige Organisation Data4Life aus Potsdam. „Wir hoffen, damit in dieser schwierigen Situation einen guten Beitrag für viele Menschen in der Gesundheitsversorgung zu leisten“, sagt Data4Life-Geschäftsführer Christian-Cornelius Weiß. 

Fragebogen mit einer Empfehlung am Ende

Das Prinzip der App ist simpel. Anonym wird ein Fragebogen in wenigen Schritten ausgefüllt. Alter, Lebenssituation und Reisetätigkeiten werden ebenso thematisiert wie mögliche Kontakte zu Infizierten, Vorerkrankungen und natürlich die Symptome. Am Ende bewertet das System die Antworten per Algorithmus und wirft eine Empfehlung aus. Entweder besteht derzeit kein Handlungsbedarf für die Person. Oder sie soll den weiteren Krankheitsverlauf vorerst zu Hause beobachten. Oder aber man soll sich sofort an die Hotline der Senatsgesundheitsverwaltung beziehungsweise des ärztlichen Bereitschaftsdiensts wenden oder direkt in eine Untersuchungsstelle gehen. Telefonnummern und Anlaufpunkte werden gleich mitgeliefert – bisher lediglich für Berlin. „Aber wir arbeiten intensiv an einer Erweiterung für andere Regionen“, sagt Weiß.

Christian-Cornelius Weiß ist Geschäftsführer der gemeinnützigen Organisation Data4Life.
Christian-Cornelius Weiß ist Geschäftsführer der gemeinnützigen Organisation Data4Life.
© promo

Die App stelle keine Diagnose, betont der Data4Life-Geschäftsführer. Sie soll vielmehr unterstützen, die Patientenströme in Krankenhäusern und Untersuchungsstellen zu optimieren. „Es geht darum, die Menschen zu sensibilisieren, um dann die vorhandenen Kapazitäten effizient zu nutzen“, sagt Weiß. „Leute, bei denen nicht viel für eine Infektion spricht, sollen nicht unnötig gefährdet werden, indem sie zur Untersuchung kommen und sich womöglich dort anstecken. Andererseits sollen Menschen, bei denen ein Test dringend ist, ihn auch schnellstmöglich bekommen.“ Die Antworten des Fragebogens können über einen generierten QR-Code abgerufen und ausgedruckt werden, sodass Arztgespräche und damit Wartezeiten verkürzt werden. Außerdem werden in der CovApp Informationen zur Reduzierung des Infektionsrisikos gegeben.

"Wir wollen Gesundheitsversorgung auf das nächste Level bringen"

Data4Life wurde im Dezember 2017 gegründet. Die Organisation ging aus einem Forschungsprojekt hervor, das unter dem Namen Gesundheitscloud am Potsdamer Hasso-Plattner-Institut lief, und wird von der Hasso-Plattner-Foundation finanziert. Data4Life möchte das Gesundheitswesen durch digitale Lösungen voranbringen. IT-Infrastrukturen sollen entwickelt und betrieben werden, um die Erforschung von Krankheiten und die Auswertung von Behandlungsmethoden zu verbessern. „Im Zusammenspiel von Daten, Wissenschaft und Medizin wollen wir die Gesundheitsversorgung auf das nächste Level bringen“, sagt Weiß.

Die Foundation von Hasso Plattner finanziert Data4Life. 
Die Foundation von Hasso Plattner finanziert Data4Life. 
© Manfred Thomas

Data4Life entwickelte bereits ein Tool für Menschen, die von der seltenen Stoffwechselerkrankung Galaktosämie betroffen sind. Mittels gezielter Informationen zum Thema Ernährung soll der Krankheitsverlauf positiv beeinflusst werden. Außerdem ist die Organisation Teil von Smart4Health, einem Programm der Europäischen Union für Forschung und Innovation. Hierbei wird an Lösungen zur Digitalisierung, Speicherung und Freigabe von persönlichen Gesundheitsdaten gearbeitet. EU-Bürgern soll ermöglicht werden, ihre Daten selbstbestimmt zu managen und sicher mit Gesundheitsversorgern zu teilen. Im Juli 2019 wurde Data4Life offiziell vom Bundesministerium für Sicherheit und Informationstechnik zertifiziert. Rund 100 Mitarbeiter sind an fünf Standorten tätig – neben dem Hauptsitz in Potsdam, dem Herz der Organisation, wird die Reihe namhaft mit Berlin, Barcelona, Singapur und New York komplettiert.

Nach rund zwei Wochen Feinschliff ging die App online

Bereits seit Längerem ist Data4Life ein Partner der Charité und bot nun inmitten der Coronakrise die Hilfe bei der Umsetzung der App an. In der Berliner Klinik seien schon vorher Überlegungen hinsichtlich eines solchen Programms geleistet worden, erklärt Weiß. „Auf dieser Vorarbeit konnte sehr gut aufgebaut werden.“ Nach rund zwei Wochen des Feinschliffs ging die App online. „Wir sind uns der Dramatik der Lage bewusst. Deshalb ist es natürlich schwierig, zu sagen, welche Bedeutung es für uns als Organisation hat, bei einem derartigen Projekt dabei sein zu können“, meint er. „Aber es ist auf jeden Fall eine Chance, zu zeigen, was wir in diesem Bereich anstoßen können, um Menschen zu helfen.“

Auf der Internetseite von Data4Life erfolgt auch ein ständiges Corona-Update für Deutschland und die einzelnen Bundesländer. Mit Trendverläufen der Neuinfizierten im Vergleich zum Vortag, der Erkrankten insgesamt, der Wiedergenesenen, aber auch Todesfälle. Letztere zu verhindern, soll nun auch durch die CovApp gelingen.

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