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Blick in die Daten. Die Digitalisierung soll helfen, das Coronavirus zu bekämpfen. 
© Cheng Min, dpa
Update

Coronavirus: Hilfe gegen Coronavirus aus Potsdam

Das Potsdamer Hasso-Plattner-Institut unterstützt die Weltgesundheitsbehörde WHO mit mittlerweile fünf Online-Kursen. Die Zahl der Nutzer steigt täglich.

Potsdam - Das Coronavirus (SARS-CoV-2/Covid19) verbreitet sich nach seinem ersten Auftreten in China nun weltweit. Damit steigt das Informationsbedürfnis unter Medizinern und im Gesundheitswesen stark an. Was würde näher liegen, als digitale Zugänge zu den Fakten und Hintergründen zu der gefährlichen Viruskrankheit zu schaffen? Hier kommt das Potsdamer Hasso-Plattner-Institut (HPI) ins Spiel. Ein Video auf der Plattform der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Koordinationsbehörde der Vereinten Nationen für das öffentliche Gesundheitswesen, erklärt die Gefahren und die Möglichkeiten, sich gegen den Virus zu schützen. Die Technik für die Plattform, auf der das Video zu sehen ist, hat das Potsdamer HPI geliefert.

So etwas Großes gab es bisher noch nicht

Bereits seit 2016 arbeitet das Institut an der Universität Potsdam mit der WHO zusammen. Daraus ist die Online-Lernplattform „OpenWHO“ entstanden. „Das ist jetzt die Feuertaufe, so etwas Großes wie das Coronavirus hatten wir bisher noch nicht“, sagt Christoph Meinel, Direktor des HPI. Bereits seit einigen Jahren bietet das Institut über das Internet Kurse an, in denen Nutzer sich kostenfrei in der Informatik und nahen Gebieten Wissen aneignen können (https://open.hpi.de). Die „Massiv open online courses“ MOOC sind beliebt. Mehr als vier Millionen Nutzer zählt man am HPI. „Und das sind angemeldete Nutzer, die auch die angebotenen Prüfungen machen“, betont Meinel. Die Kurse würden dem Konzept des „Lebenslangen Lernens“ entsprechen und auch von Universitäten als Leistungsnachweise akzeptiert werden.

Kursangebot für drohende Konfliktlagen ausbauen

Auch die WHO verfügt über eine eigene Lern- und Informationsplattform mit Videokursen, auf der laut WHO bisher mehr als 100 000 Nutzer eingeschrieben sind. Vor einigen Jahren wurde der WHO allerdings klar, dass die eigenen technischen Ressourcen nicht ausreichen würden, das Kursangebot für drohende Konfliktlagen auszubauen. Daher sei die Organisation an das HPI herangetreten, so Meinel. Denn dort war bereits einige Jahre Erfahrung mit einem umfangreicheren Kursangebot gesammelt worden. Mit dem Ausbruch des Coronavirus musste das Kurssystem der WHO nun beweisen, ob es auch im Krisenfall taugt. Ein Video erläutert in rund vier Minuten den Inhalt des Kurses. In leicht verständlichem Englisch informiert der Clip über Ansteckungsmöglichkeiten, mögliche Ursachen der Epidemie und Schutzmaßnahmen.

Die Dauer des vollständigen Kurses ist auf der Seite der WHO mit ungefähr drei Stunden angegeben. Seit Ende Januar ist der Kurs auf der Plattform der WHO abrufbar. Mittlerweile gibt es auf OpenWHO fünf Onlinekurse zum Coronavirus, bis zum 26. Februar hatten sich hier insgesamt  mehr als 62 000 Teilnehmer angemeldet, täglich werden es mehr, berichtet Meinel. Der Videokurs habe viele Vorteile gegenüber herkömmlichen Druckmedien: Er sei kontinuierlich erweiterbar, habe eine erheblich größere Reichweite als ein Druckerzeugnis, sei viel einfacher zugänglich, jedenfalls für denjenigen, der über einen Computer oder ein Smartphone verfüge. 

HPI-Direktor Christoph Meinel.
HPI-Direktor Christoph Meinel.
© Ralf Hirschberger, dpa

Ein weiterer Vorteil der MOOCs seien auch die einfacheren Kommunikationsmöglichkeiten der Nutzer. Wer sich angemeldet hat, erhält Zugang zu Plattformen und Blogs, in denen über die Kursinhalte und den gegenwärtigen Wissenstand diskutiert werden kann. „Ärzte und Helfer melden sich zu den Kursen an und können über ihre Erfahrungen berichten. Das sind Leute, die im Brennpunkt stehen“, erklärt Meinel. So können Informationen weltweit schneller und mit viel mehr Menschen ausgetauscht werden, als mit jedem anderen Medium.

Als Ursache des Coronavirus wird gegenwärtig eine Übertragung des bei Tieren häufig verbreiteten Virus auf den Menschen vermutet, eventuell auf einem chinesischen Wochenmarkt, heißt es in dem Video. Sicher ist das jedoch nicht. Der chinesische Künstler Ai Weiwei hingegen vermutet, dass das Virus auch aus einem nahe dem Markt gelegenen chinesischen Labor ausgebrochen sein könne. Sobald sich verifizierbare neue Erkenntnisse ergeben, könnten diese in die Kurse eingepflegt und so weltweit verfügbar gemacht werden, erklärt Meinel mit Blick auf die dynamische Entwicklung.

Die Technik hält der massiven Nachfrage stand

Die Technik der Plattform habe der gegenwärtig massiven Nachfrage standgehalten. Deshalb sei es sinnvoll, an den Ausbau der Zusammenarbeit mit der WHO zu denken. Insbesondere sei es notwendig, Kurse nicht nur in weltweit verbreiteten Sprachen wie Englisch, Spanisch, Französisch oder Chinesisch anzubieten, wie es gegenwärtig auch beim Kurs zum Coronavirus der Fall ist. Vielmehr müssten die Kurse auch in seltenere der weltweit mehr als 1000 verschiedenen Sprachen übersetzt werden. Damit dies bewältigt werden könne, soll künstlicher Intelligenz zum Einsatz kommen. Die so schneller gefertigten Übersetzungen seien sicher nicht perfekt, könnten aber zeitnah eine Grundlage für die weitere Ausarbeitung bieten. Denkbar sei, zusammen mit der WHO eine ganz neue Plattform aufzubauen und hier neue technische Möglichkeiten zur Verbesserung der weltweiten Gesundheitsvorsorge einzusetzen.

Richard Rabensaat

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