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Ohne Medaille. Der Potsdamer Bobanschieber Christian Poser belegte in Pyeongchang den vierten Platz im Zweier-Wettbewerb und musste sich im großen Schlitten mit Rang acht abfinden.
© Mark Ralston/AFP

Potsdam und die Olympischen Winterspiele 2018: Blech und ein Stückchen vom Silber

Christian Poser wurde in Pyeongchang zu einem traurigen Potsdamer Olympiahelden, der sich für andere freut. Der Bobanschieber schrammte erst knapp an Edelmetall vorbei und musste dann zusehen, wie sein eigentliches Team aufs Podium raste. Seine sportliche Zukunft stellt er nun zunächst hinter seiner beruflichen an.

Viel wurde in den vergangenen Tagen über die großen Brandenburger Olympiamomente berichtet. Davon, wie Lisa Buckwitz in Pyeongchang als Anschieberin des deutschen B-Teams zu Gold raste. Wie Kevin Kuske, ihr Vereinskollege vom SC Potsdam, mit dem Gewinn der Silbermedaille im Vierer zum weltweit erfolgreichsten Bobsportler bei Winterspielen wurde. Weniger in den Medien genannt wurde der Name Christian Poser, doch auch er hat seine Würdigung verdient. Der Potsdamer zeigte ebenso starke Anschubleistungen, war ein Olympiaheld. Wenngleich ein etwas trauriger.

Christian Poser ist ein ruhiger, zurückhaltender Typ. „Im Mittelpunkt zu stehen ist nicht mein Ding“, sagte er am Rande des feierlichen Empfangs der märkischen Winterspiele-Teilnehmer am vergangenen Freitag. So war es ihm ganz recht, dass der Fokus auch an diesem Tag wieder auf Buckwitz und Kuske lag. „Das ist doch völlig normal. Sie haben außergewöhnliche Leistungen gezeigt“, sagte Poser, der viele der zahlreichen Gäste mit seinem Sportsgeist beeindruckte. Es schien ihm ein Bedürfnis, vor allen einen herzlichen Glückwünsch an seine beiden Mitstreiter auszusprechen: „Ich freue mich unheimlich, dass sie eine Medaille geholt haben.“

Unerfüllte Hoffnung im Eiskanal

Er selbst hatte natürlich auch eine gewollt. Sogar zwei erschienen vorab möglich. Nach Platz sieben im Vierer bei seinem Olympiadebüt 2014 ging der gebürtige Cottbuser diesmal sowohl im kleinen als auch großen Schlitten an den Start. Letztlich sprangen der vierte und achte Rang heraus. „Das war zunächst eine Enttäuschung. Aber mit ein bisschen Abstand kann ich jetzt sehr gut damit leben. Ich bin stolz, weil ich weiß, meine beste Leistung abgerufen zu haben“, sagte er. Mit Pilot Nico Walther hatte Christian Poser zu Beginn des Duo-Wettbewerbs geglänzt. Nach zwei von vier Läufen führten sie, doch ein Fahrfehler im dritten Durchgang warf das Gespann zurück. Am Ende blieb nur Blech.

Und die Hoffnung auf mehr im Vierer. Für diese Rennen wuchtete Poser nicht das Vehikel von seinem angestammten Teamchef Walther über das Eis, sondern von Johannes Lochner. Kurz vor den Spielen hatte Lochner, der amtierender Weltmeister ist, Joshua Blum aus seiner Crew gestrichen. Als Weltcup-Gesamtsieger der aktuellen Saison genoss er das Privileg, sich aus der deutschen Anschiebertruppe einen neuen Mann aussuchen zu dürfen. Seine Wahl fiel auf Christian Poser. „Wir verstehen uns gut. Daher war der Wechsel auf zwischenmenschlicher Ebene kein Problem für mich“, sagte der 31-Jährige. „Ich hatte das Gefühl, dass ich da auch aus sportlicher Sicht gut aufgehoben bin.“ Schließlich galt „Hansi“, wie Johannes Lochner genannt wird, als „absoluter Medaillenkandidat“. Allerdings kam es dann völlig anders. Es hieß: Hansi im Unglück. Der Berchtesgardener hatte massive Probleme gleich in Kurve zwei, „die einzige Kurve der Welt, die ich nicht auf die Reihe kriege“, erklärte er anschließend entnervt.

Brandmeister-Ausbildung abschließen

Als die entscheidende Phase im Kampf um die Podestplätze lief, stand Christian Poser also als Achtplatzierter im Zielbereich der Bobbahn von Pyeongchang und schaute zu. Er sah dort, wie der Schlitten von Nico Walther, in dem er doch ursprünglich mit SCP-Kollege Kevin Kuske hätte sitzen sollen, zu Silber fuhr. „Sicherlich war das irgendwie ein bitterer Moment“, gestand Poser, um aber sogleich wieder fair und ganz frei von Neid zu betonen: „Mit einem Auge habe ich geweint, mit dem anderen gelacht. Denn ich habe mich auch tierisch für Nico und Co. gefreut – an diesem Team hängt mein Herz. Ich weiß, wie viel Arbeit in dem Projekt steckte.“ Auch seine Arbeit. Die Frage, ob er sich nun durch die Bob-Umbesetzung ums Edelmetall gebracht fühlt, stelle sich für ihn trotzdem nicht. „So ist eben der Sport.“ Er begnügt sich mit dem Wissen, einen Anteil am Erfolg der Walther-Mannschaft zu haben. Ein Stückchen der knapp 500 Gramm schweren Silberplakette gehört quasi ihm.

Die Chance auf vollständigen olympischen Schmuck hat Christian Poser zweifelsfrei. 2022 wäre er bei den Winterspielen von Peking 35 Jahre alt – Kevin Kuske hat unlängst bewiesen, dass Triumphfahrten sogar in noch höherem Alter möglich sind. So weit möchte Poser aber zunächst nicht denken. Für ihn liegt dieses Jahr erst einmal die Priorität auf dem Beruflichen, er ist Mitglied der Brandenburger Feuerwehr-Sportfördergruppe und plant den Abschluss seiner Ausbildung zum Brandmeister. Wettkämpfe wird er daher die nächste Saison nicht bestreiten. „Das tut mir wahrscheinlich ganz gut. So kann ich meinem Körper etwas Erholung geben“, sagt der 1,85 Meter große und 102 Kilo schwere Athlet. Er weiß um den Verschleiß durchs Bobfahren. Großes Ziel sei die Heim-Weltmeisterschaft 2020 in Altenberg. „Danach wird sich zeigen, wie ich mich körperlich fühle und wie meine Motivation ist.“ Wenn alles passt, würde Peking 2022 in seinen Fokus rücken – und er selbst womöglich dann in den der Medien, wenn denn der Medaillengewinn gelänge. 

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