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Schelm mit Silber. Kevin Kuske holte seine sechste Medaille bei Olympischen Winterspielen.
© Tobias Hase/dpa

Potsdam und die Olympischen Winterspiele 2018: Glänzender Abschluss

Er hat nochmal alles "aus seinen müden Knochen herausgeholt" und es geschafft. Der Potsdamer Kevin Kuske erfüllte sich in Pyeongchang den Traum von der sechsten Olympiamedaille und ist nun der erfolgreichste olympische Bobsportler der Welt. Bitter verlief das Vierer-Rennen für Kuskes Vereinskollegen Christian Poser.

Im Sportlerleben des Kevin Kuske ging es immer darum, schnell zu sein. Erst als Leichtathletiksprinter und seit 20 Jahren als Bobanschieber. Am gestrigen Sonntag kam der Mann des SC Potsdam jedoch nur im Schneckentempo voran, was ihm allerdings sehr gut gefiel. Kaum einen Meter schaffte er an der Bobbahn von Pyeongchang, ohne von jemandem angehalten und umarmt zu werden. So viele Menschen – Kollegen, Kontrahenten, Trainer und Funktionäre – wollten ihm Respekt für eine großartige Karriere und deren glänzenden Abschluss zollen.

Kuskes Entschuldigung bei "Bärchen"

Bei seinen fünften Olympischen Winterspielen gewann Kevin Kuske Silber im Vierer von Fahrer Nico Walther und ist nun mit vier Olympiasiegen sowie zwei zweiten Plätze der erfolgreichste olympische Bobsportler der Welt. „Ich hab‘ mich bei Bärchen schon entschuldigt“, sagte er schmunzelnd in Richtung André Lange. Seinen langjährigen Piloten hat der 39 Jahre alte Potsdamer um eine Silberplakette überflügelt, betonte aber voller Respekt: „André ist für mich immer noch der größte Pilot, den es je gab.“

Zu den ganz Großen gehört mittlerweile auch Francesco Friedrich. Nach seinem Triumph im Zweier raste er obendrein souverän zum Vierersieg von Pyeongchang. Hinter ihm teilten sich Nico Walther und der Südkoreaner Won Yunjong Rang zwei. Im letzten Durchgang schaffte das Walther-Quartett mit 4,88 Sekunden eine persönliche Startbestzeit und zog durch eine anschließend gute Fahrt noch mit Won Yunjong auf die Hundertstelsekunde gleich. „Die Jungs haben es fantastisch gemacht, Kevin hat vor seinem Ruhestand noch mal all seine Körner aus seinen müden Knochen herausgeholt“, sagte der zum Bundestrainerstab gehörende Gerd Leopold über Kuske, der seinerseits meinte: „Ich war überrascht, dass wir noch mal eine 88 rausgepresst haben.“

Nur Rang acht für umgesetzten Poser

Kevin Kuske hat es also tatsächlich geschafft. Nach den für Bob-Deutschland medaillenlosen Winterspielen 2014 entschied er sich, seine olympische Laufbahn so nicht beenden zu wollen, setzte sich Pyeongchang und einen weiteren Podestplatz zum Ziel. Hart trainierte er am Luftschiffhafen. Aber auch wohl dosiert aus Rücksicht auf seinen ohnehin schon geschundenen Leistungssportlerkörper. Der Plan ging auf, den Lohn holte sich Kevin Kuske gestern ab. Mit diesem Erlebnis kann die Ikone, die auch einen guten deutschen Fahnenträger bei der Abschlussveranstaltung hergegeben hätte, nun besten Gewissens aufhören und künftig als Trainer am Potsdamer Bob-Stützpunkt arbeiten.

Während Kuske und die bereits zuvor mit Gold dekorierte Lisa Buckwitz ein Hochgefühl in Südkorea erlebten, verliefen die Wettkämpfe für Christian Poser, ihren Vereinskollegen vom SC Potsdam, bitter. Mit Nico Walther hatte er im Zweier das Podium als Vierter knapp verpasst. Für das Vierer-Rennen war er vor den Spielen von seiner angestammten Crew um Walther auf Trainergeheiß zu Weltmeister und Weltcupgesamtsieger Johannes Lochner umgesetzt worden – am Ende sprang ein enttäuschender achter Platz heraus. Unter ferner liefen statt Edelmetall. Lochner hatte mehrfach in Kurve Nummer zwei geschwächelt. „Es ist die einzige Kurve auf der Welt, die ich nicht auf die Reihe kriege“, sagte er nach den Bob-Wettkämpfen, die aber insgesamt aus deutscher Sicht überaus erfolgreich waren. Drei Rennen, drei Siege und ein zweiter Platz – auch dank Potsdam. mit dpa

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