Stadtverwaltung warnt: Bei Erhalt des Rechenzentrums droht Millionen-Rückzahlung
Die Stadtverwaltung hat im Bauausschuss berichtet, dass der Erhalt des Rechenzentrums weitere finanzielle Risiken birgt. Fördermittel müssten zurückgezahlt werden.
Potsdam - Bei einem Erhalt des Rechenzentrums an der Breiten Straße entstehen für die Stadtverwaltung weitere finanzielle Risiken. Denn verbleibe das Gebäude bei der Stadt, dann drohe die Rückzahlung von 4,6 Millionen Euro Fördermitteln, erklärte der für Sondervorhaben im Rathaus verantwortliche Projektchef Harald Kümmel am Dienstagabend im Bauausschuss.
Rechenzentrum-Erhalt = teure Mieten
Das Geld hatte demnach das Rathaus und sein Sanierungsträger für die Potsdamer Mitte für den Ankauf des DDR-Baus erhalten, dessen Abriss schon lange geplant und umstritten ist – unter anderem, weil er einem Kirchenschiff für die Garnisonkirche im Wege stünde. Gleichwohl hatte die Stadtpolitik auf Antrag der Linken eine Untersuchung in Auftrag gegeben, was ein Erhalt des derzeit als Kreativhaus genutzten Baus kosten würde – bis zu 10,6 Millionen Euro, so das zuletzt vom Rathaus vorgestellte Ergebnis, was auch höhere Mieten für die dortigen Künstler bedeuten würde und je nach Variante auch teurer als ein Neubau wäre. Hinzu kommen nun noch die neu genannten Risiken. Allerdings ließ Kümmel offen, welche Summe die Stadt bei einem Verkauf des Rechenzentrums an einen Investor erhalten könnte – im Gegenzug zur drohenden Rückzahlung der Fördergelder.
Mit Investoren arbeitet die Stadt auch ganz in der Nähe: Für das von dem Berliner Investorenbüro „Glockenweiß“ geplante Kreativquartier als Ersatz für das Rechenzentrum zeichnet sich eine breite Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung. Im Bauausschuss gab es am Dienstagabend nur teils überraschende Bedenken bei linken Stadtpolitikern.
Lob und Gegenstimmen
Im Ausschuss überwog das Lob für die Pläne. Pete Heuer (SPD) sagte, gerade die Lösung für den einstigen Langen Stall überzeuge ihn – er erinnerte zum Vergleich auch an die vor Jahren verworfenen Pläne für einen gesichtslosen Wohnriegel an der Stelle. Auch Saskia Hüneke (Grüne) sprach von einem „Glücksfall“, gerade die Flexibilität des Raumkonzepts.
Gegen den Plan stimmte die Fraktion Die Andere und auch Anja Günther (Linke) – ihre Partei sei eben gegen Grundstücksverkäufe wie hier vorgesehen, so die Begründung der Stadtverordneten. Eine Option auf Erbbaupacht hatte der Investor nicht wahrgenommen und sich für den Kauf des Filetgrundstücks zum Festpreis von elf Millionen Euro entschieden. Auf einen Verkauf zum Höchstgebot hatte die Stadt zugunsten möglichst geringer Mieten verzichtet, auch mit Billigung von den Linken.
Warnung vor einem "Ostalgie-Viertel"
Die Firma „Glockenweiß“ unter dem Potsdamer Christopher Weiß hatte sich bei einer Konzeptvergabe gegen zwei Konkurrenten durchgesetzt, um das ehemalige Areal der Feuerwache an der Werner-Seelenbinder-Straße zu bebauen. Hier gab der Ausschussvorsitzende Wieland Niekisch (CDU) dringend mit auf den Weg, es dürfe „kein Ostalgie-Viertel“ entstehen. Hintergrund sind die vom Investoren vorgeschlagenen Straßennamen, die sich an dem denkmalgeschützten Rechenzentrum-Mosaik „Der Mensch bezwingt den Kosmos“ anlehnen, welches stückchenweise an den Gebäuden in dem Quartier angebracht werden soll. Als Namen sind etwa eine Karl-Marx-Straße, ein Satellitenhof und ein Platz der Kosmonauten genannt worden. Niekisch sagte, dies alles müsse man noch einmal überdenken. Gleichwohl stimmte er den Planungen zu.
Demnach werden bis 18.400 Quadratmeter Nutzfläche für die Kreativwirtschaft geschaffen, 7000 Quadratmeter davon zu einer Anfangsmiete von neun Euro nettokalt. Ein erster Bauabschnitt mit 10.000 Quadratmetern Nutzfläche soll bereits im Oktober 2023 fertig sein – zum Vergleich: Das jetzige Rechenzentrum bietet 5000 Quadratmeter. Durch die Größe der Anlage ist auch eine Quersubventionierung möglich: Solvente Mieter sollen die vergleichsweise niedrigen Mieten anderswo im Quartier stützen.
Zugleich will das Unternehmen „Glockenweiß“ nun auch das leerstehende Restaurant „Klosterkeller“ in der Friedrich-Ebert-Straße umbauen und auch für die Kreativwirtschaft nutzen, wie Weiß den PNN entsprechende Berichte der „Märkischen Allgemeinen“ bestätigte.
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