Interview zu Fritz Eisel: Die Legende vom Kosmos-Mosaik
Die Legende von den vertauschten Mosaik-Elementen am Rechenzentrum kennt in Potsdam jeder. Jörn Kalkbrenner, Schwiegersohn des Künstlers erzählt, wie Fritz Eisel das Kunstwerk geplant hat.
Herr Kalkbrenner, Sie sind der Schwiegersohn des Künstlers Fritz Eisel. Sein Mosaik „Der Mensch bezwingt des Kosmos“ am Rechenzentrum gehört zu den bekanntesten DDR-Kunstwerken in Potsdam. Immer wieder wird behauptet, bei der Montage 1972 seien Bildelemente vertauscht worden. „Ein Irrtum“, sagen Sie. Warum?
Also es geht ja nicht um Weltbewegendes. Der Irrtum betrifft lediglich die beiden Mosaiktafeln in der Dortustraße, die das Bild mit dem Kosmonauten Alexei Leonow einrahmen, der 1965 als erster Mensch im Weltall schwebte. Die rechte Tafel gehöre nach links, heißt es, und die linke, um 180 Grad gedreht, nach rechts, damit für den Betrachter eine durchgehende Erdkrümmung entsteht. Genau das wollte Fritz Eisel nicht. Er wollte diesen Bruch. Außerdem war er regelmäßig bei der Montage dabei und hätte gegen jeden Pfusch am Bau doch gleich lautstark protestiert. Also nichts vertauscht, alles korrekt montiert. Und im Sinne von Leonow.
Im Sinne von Leonow?
Ja, Fritz Eisel hat ihn getroffen, als das Mosaik spruchreif wurde, und Leonow erzählte ihm, wie er oben im All die Erde und die Krümmung aus verschiedenen Blickwinkeln sah. Mal so herum und mal anders rum, wie es im Mosaik zu sehen ist. Meines Wissens hat er sich auch die Entwürfe angeschaut, und sie müssen ihm wohl gefallen haben. Jedenfalls kriegte Fritz Eisels Tochter daraufhin ein Autogramm vom Weltraumhelden, worauf sie sehr stolz war.
Was hat das Kunstwerk Ihrer Meinung nach Ihrem Schwiegervater bedeutet?
Es war ein Großauftrag, der wurde bezahlt und er wollte etwas abliefern, wofür er sich nicht schämen muss. Technik hat ihn interessiert und die Raumfahrt damals ganz besonders, nicht nur die sowjetische, sondern auch die der Amerikaner. Und offenbar haben ihm Albert Einsteins berühmte Formel und das Zitat von Karl Marx zur Ökonomie der Zeit auch etwas bedeutet.
Einige Teile des Mosaiks sind in einem schlechten Zustand. Der städtische Sanierungsträger erwägt, aus Sicherheitsgründen die betroffenen Bildtafeln mit Holzplatten abzudecken. Was halten Sie davon?
Nicht so viel. Aus den Augen, aus dem Sinn. Das wäre schade. Kürzlich las ich von einem Vorschlag, sogenanntes Japanpapier über die problematischen Stellen zu kleben. Ob das reicht, weiß ich nicht. Da müssen die Gutachter ran.
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