Newsblog zu Flüchtlingen: USA kündigt Aufnahme von syrischen Flüchtlingen an
Angela Merkel ist gegen die Einführung einer Obergrenze für Flüchtlinge aus Bürgerkriegsländern. Die USA wollen mindestens 10.000 Flüchtlinge aufnehmen. In Serbien sind so viele Asylsuchende registriert worden wie nie zuvor. Die Entwicklungen im Newsblog
Über die Balkanroute drängen immer mehr Flüchtlinge nach Westeuropa. Allein am Donnerstag seien 5540 Menschen in Serbien registriert worden, sagte der serbische Regierungschef Aleksandar Vucic am Donnerstag im Staatsfernsehen RTS in Belgrad. Das war für einen einzigen Tag ein Rekord. Bisher waren im Schnitt nicht mehr als 2000 Migranten aus Mazedonien in Serbien angekommen.
Die Menschen stammen vor allem aus Syrien und haben Westeuropa und vor allem Deutschland als Ziel. Serbien ist ein wichtiger Punkt auf der sogenannten Balkanroute. Sie führt von der Türkei über Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich nach Deutschland und Skandinavien.
US-Präsident Barack Obama hat die Aufnahme von mindestens 10.000 syrischen Flüchtlingen angekündigt. Die Zahl gelte für das im Oktober beginnende Haushaltsjahr 2016, sagte Obamas Sprecher Josh Earnest am Donnerstag in Washington.
Angesichts der Flüchtlingskrise in Europa war die US-Regierung in den vergangenen Tagen zunehmend unter Druck geraten, mehr Flüchtlinge aus Syrien ins Land zu lassen. Seit dem Beginn des Bürgerkriegs vor mehr als vier Jahren nahmen die USA nur rund 1500 Syrer auf.
Die US-Regierung bestimmt für jedes Haushaltsjahr eine Obergrenze für Flüchtlinge aus Krisengebieten. Zuletzt lag das Limit bei 70.000, aufgeschlüsselt nach Weltregionen. Ein Wort mitzureden hat der von den Republikanern dominierte Kongress, der die finanziellen Mittel für die Umsiedlungen bewilligen muss.
Earnest sagte, dass der Präsident seine Mitarbeiter angewiesen habe, Vorbereitungen für die Aufnahme von "mindestens 10.000" syrischen Flüchtlingen zu treffen. Zugleich machte der Präsidentensprecher deutlich, dass der "wirksamste Weg" im Umgang mit der Flüchtlingskrise die finanzielle Unterstützung für Hilfsorganisationen vor Ort sei. "Es ist sicherlich nicht machbar, dass Millionen von Syrern in dieses Land kommen", sagte er. Earnest erinnerte daran, dass die USA mit vier Milliarden Dollar (etwa 3,5 Milliarden Euro) mehr humanitäre Hilfe für notleidende Syrer als jedes andere Land geleistet hätten.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht keine Notwendigkeit, die Zahl der Bürgerkriegsflüchtlinge in Deutschland zu begrenzen. „Das Grundrecht auf Asyl für politisch Verfolgte kennt keine Obergrenze“, sagte Merkel der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“. „Das gilt auch für die Flüchtlinge, die aus der Hölle eines Bürgerkriegs zu uns kommen.“ Menschen aus sicheren Staaten wie den Balkanländern, bei denen sich in fast allen Fällen keine Asylgründe ergäben, müssten dagegen rasch in ihre Länder zurückkehren, sagte Merkel weiter. Deshalb sollten die Asylverfahren beschleunigt werden. Gleichzeitig solle für „eine kleinere Zahl von Menschen vom Balkan“ aber eine legale Einwanderung ermöglicht werden, wenn sie einen Arbeitsplatz in Deutschland vorweisen könnten.
Die Lage der Berliner Gerhart-Hauptmann-Schule: Es sind nur 18 Menschen, aber sie kosten den Bezirk jeden Monat 100.000 Euro: die Bewohner der Gerhart-Hauptmann-Schule in Kreuzberg. Sie waren mal Flüchtlinge, ihren jeweiligen Status kennt niemand so genau, aber ihr Beharrungsvermögen hat verhindert, dass der Bezirk dort das von ihm geplante Flüchtlingszentrum errichten kann. Nun steht eine neue Idee im Raum: weitere Flüchtlinge dort unterzubringen. 100 bis 150 Plätze hält der Bezirk für möglich. Es fehlt bisher aber an einem Träger, der es macht, außerdem wären diverse Instandsetzungsarbeiten nötig; zum Beispiel wären neue Duschen einzubauen.
Die zuständige Senatsverwaltung bestätigte, dass der Bezirk die Immobilie angeboten habe, hält das Ganze aber für keine gute Idee: „Die Kombination von Menschen, die in der Illegalität leben, widerspricht sich mit dem Betrieb einer ordentlichen Flüchtlingseinrichtung“, sagte Staatssekretär Dirk Gerstle. „Und ich glaube auch nicht, dass sich dafür ein Betreiber fände.“ Der Bezirk will die Hauptmann-Schule schonlange räumen lassen, unterlag aber im Mai vor dem Verwaltungsgericht gegen die renitenten Bewohner. Nun liegt die Sache beim OVG, das in den nächsten Wochen entscheiden will.
Bisher rund 11.500 THW-Kräfte für Flüchtlinge im Einsatz: Bundesweit waren bisher rund 11.500 THW-Kräfte an mehr als 300 Einsatzorten im Rahmen der Flüchtlingshilfe beteiligt. Das teilte das Technische Hilfswerk am Donnerstag mit. Sie hätten insgesamt mehr als 106.000 Einsatzstunden geleistet. Das sei "einer der größten Einsätze des THW in Deutschland seit seinem Bestehen". In den Notunterkünften und Camps für Flüchtlinge übernehmen die Einsatzkräfte laut THW den Auf- und Ausbau der Infrastruktur: Strom- und Wasserversorgung, Abwassersysteme sowie beispielsweise auch Beleuchtung. Ferner bauen THW-Angehörige Zelte, Betten und Einrichtung für die anfordernden Stellen in den Flüchtlingsunterkünften auf.
Ermittlungen gegen ungarische Kamerafrau: Ungarns Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen gegen die Kamerafrau aufgenommen, die nahe der serbischen Grenze Flüchtlinge getreten hatte. Nachdem Videos von dem Vorfall im Internet aufgetaucht waren, hätten zwei Oppositionsparteien Strafanzeige gegen Petra L. gestellt, teilte die Staatsanwaltschaft des Verwaltungsgebiets Csongrad am Donnerstag mit. Auf den Videos ist zu sehen, wie L. mit einer Kamera auf der Schulter einem Mann mit einem kleinen Kind auf dem Arm ein Bein stellt und ihn so zu Fall bringt. In einem weiteren Video tritt sie ein rennendes Kind. Die Kamerafrau arbeitete für den Internet-Fernsehsender N1TV, der der rechtsextremen Partei Jobbik nahe steht. Von ihrem Sender wurde sie wegen ihres Verhaltens entlassen. Die Schriftstellerin und ehemalige Tagesspiegel-Kolumnistin Hatice Akyün machte unterdessen eine überraschende Entdeckung: Bei Twitter wies sie auf den Beutel hin, den der Flüchtling mit sich geführt hatte - ein Werbeartikel der Grünen mit der Aufschrift "Bio macht schön".
Helfer in Wien kritisieren Behörden: Nach Angaben einer Wiener Flüchtlingsinitiative hat Österreich nicht nur den Zugverkehr mit Ungarn eingestellt. Die Polizei habe auch ein "erhöhtes Aufgebot" am Wiener Hauptbahnhof und Westbahnhof zusammengezogen. "Sowohl die Situation des Zugverkehrs, als auch das Auftreten der Exekutive wurde uns nicht vor Bekanntwerden kommuniziert", beklagen die Helfer bei Facebook. "Wir kritisieren scharf, dass das Bundesministerium für Inneres, das wir als Zentrale aller wichtigen Informationen der Situation sehen, uns nicht über aktuelle Entwicklungen informiert. Wir, eine Privatinitiative, die umfangreiche Betreuungs- und Versorgungstätigkeiten übernommen hat, erwarten von den Entscheidungsträger*innen eine zeitnahe und umfassende Kommunikation." Seit mittlerweile elf Tagen seien die Helfer in Wien im Einsatz.
Entscheidung für die Turnhallen abends um halb neun: Charlottenburg-Wilmersdorfs Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) und Sozialstadtrat Carsten Engelmann (CDU) kommen am Nachmittag zur Rudolf-Harbig-Halle am Olympiapark und machen sich ein Bild. Die Entscheidung für die Nutzung der Landessportstätten habe der Krisenstab des Senats am Mittwochabend gegen halb 9 getroffen, berichtet Naumann. Mit der neuen Unterkunft lebten nun allein im Westend 1500 Flüchtlinge, im ganzen Bezirk 3000. Vor Ort ist auch die Initiative "Willkommen in Wilmersdorf", die vor allem Snacks an die Flüchtlinge verteilt. Die beiden Sporthallen haben den Status einer Notunterkunft. Die Flüchtlinge sollen hier registriert und erfasst werden. Zudem werden medizinische Checks durchgeführt, da viele Flüchtlinge nach der langen Reise in einem sehr geschwächten Zustand ankommen. Gegen später treffen auch mehrere LKW der Bundeswehr ein, die weitere Betten anliefern.
Österreichische Bahn stellt Zugverkehr mit Ungarn ein: Die Österreichischen Bundesbahnen stellen wegen der Überlastung von Zügen aus Ungarn den Verkehr in das Nachbarland vorübergehend ein. Betroffen seien Fernzüge zwischen Wien und Budapest und grenzüberschreitende Regionalzüge. Freiwillige und Busunternehmer sollten keine Flüchtlinge mehr an die Bahnhöfe bringen. "Eine geordnete Abwicklung der aktuellen Situation kann sonst nicht mehr gewährleistet werden." In der Nacht zum Donnerstag war die Zahl der aus Ungarn einreisenden Flüchtlinge nach Angaben der Polizei wieder deutlich gestiegen. Demnach passierten mehr als 3000 Flüchtlinge die ungarisch-österreichische Grenze. Am vergangenen Wochenende hatten mehr als 20.000 Flüchtlinge die Grenze überquert, nachdem Österreich und Deutschland sich angesichts der sich zuspitzenden Lage für die Flüchtlinge in Ungarn zur Aufnahme der Menschen bereit erklärt hatten.
Merkel besucht Willkommensklasse in Kreuzberg: Nach ihrer Visite in Spandau ist Angela Merkel nach Kreuzberg weitergefahren, um dort in der Ferdinand-Freiligrath-Schule eine Willkommensklasse für Flüchtlinge zu treffen. Anschließend lobt sie den Ansatz Berlins, jedem Kind eine Willkommensklasse zuzuweisen als "sehr zukunftsweisendes Konzept". Bei einem kurzen Statement spricht sie von "viel Motivation und Elan", die ihr begegnet seien. "Es lohnt sich, sich um jedes einzelne Kind zu bemühen. Es gibt so viel Enthusiasmus bei den Kindern, so viel Bereitschaft zu lernen. Und wir wollen ihnen eine gute Zukunft geben."
Flüchtlinge an der Turnhalle, Sportler verdutzt: In sechs Doppelstock-Bussen sind die Flüchtlinge an den Turnhallen im Olympiapark eingetroffen. Weil die Vorbereitungen noch nicht abgeschlossen sind, nehmen sie erstmal im Gras Platz. Da kommt Lucas Jakubczyk vorbei. Der 100-Meter-Sprinter braucht die Hallen eigentlich für seine Olympia-Vorbereitung und ist von der Entwicklung überrascht. "Ich habe gerade beim Olympiastützpunkt angerufen, dort wusste man ebenfalls von nichts." Wo er jetzt für Rio 2016 trainieren soll, weiß er noch nicht. Zunächst mal holt er mit Freunden zusammen seine Trainingsgeräte aus der Halle.
Angela Merkel "wollte danke sagen": Kurzes Statement der Kanzlerin, nachdem sie die Erstaufnahmeeinrichtung in Spandau besucht hat: "Ich wollte danke sagen", erklärt sie, und: "Hier wird sehr akkurat gearbeitet." Besonders das Modellprojekt in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit, das Flüchtlinge schneller in Jobs vermitteln soll, hebt sie hervor. Abschließend sagt sie noch: "Alle, die hier arbeiten, geben ihr bestes", nickt und geht wieder - am Nachmittag wird sie in Kreuzberg an der Ferdinand-Freiligrath-Schule in Kreuzberg erwartet, wo sie Schüler aus den drei Willkommensklassen der Schule trifft.
Wieder mehr Flüchtlinge in Österreich: In Österreich ist die Zahl der aus Ungarn einreisenden Flüchtlinge wieder gestiegen. In der Nacht zum Donnerstag passierten mehr als 3000 Flüchtlinge die ungarisch-österreichische Grenze bei Nickelsdorf, wie die österreichische Polizei mitteilte. Am Donnerstagmorgen wurden in Nickelsdorf rund 2800 Flüchtlinge versorgt, während sie auf Busse und Züge zum Weitertransport Richtung Deutschland warteten. Die meisten Flüchtlinge wollen nicht in Österreich bleiben, sondern nach Deutschland weiterreisen. Das serbische Staatsfernsehen vermeldete am Donnerstag ebenfalls einen Rekord mit 5000 Flüchtlingen, die in den vergangenen 24 Stunden an der serbisch-ungarischen Grenze eingetroffen seien. Rund 3300 hätten bereits die Grenze zu Ungarn passiert, berichtete der Sender RTS.
Angela Merkel - erst Spandau, dann Kreuzberg: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) besucht am Donnerstagvormittag eine Außenstelle des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge in Spandau. Flüchtlinge haben sie dort mit Applaus begrüßt. Die Kanzlerin besucht auch eine Erstaufnahmeeinrichtung. Später will sie noch in der Ferdinand-Freiligrath-Schule im Stadtteil Kreuzberg Schüler einer Willkommensklasse treffen. Solche Klassen sind für Flüchtlingskinder gedacht, die noch kein Deutsch sprechen.
Vorbereitungen in Charlottenburger Sporthallen: Rund 1000 Flüchtlinge erwartet Friedrich Kiesinger im Lauf des Tages. Er arbeitet bei der Albatros gGmbH, die zwei Notunterkünfte in Westend betreiben soll - Turnhallen im Horst-Korber-Sport-Zentrum nahe dem Glockenturm beim Olympiastadion. Mehr als 500 Flüchtlinge sind am Donnerstagfrüh mit dem Zug in Schönefeld angekommen, im Lauf des Vormittags erreichen sie Westend, "die zweite Welle erwarten wir für den späten Nachmittag". In der einen Halle stehen zwar schon Feldbetten, allerdings muss noch eine Plane ausgebreitet werden, um den speziellen Hallenboden zu schützen. Polizei, Feuerwehr und die Bundeswehr treffen die letzten Vorbereitungen. Wenn alles fertig ist, sollen die in Sporthallen üblichen Jalousie-Trennwände die Halle dreiteilen: Eine Sektion für Männer, eine für Frauen und eine für traumatisierte und besonders schutzbedürftige Flüchtlinge.
Keine Erleichterungen für Bootsflüchtlinge in Australien: Australien hält an seiner harten Flüchtlingspolitik fest. Bootsflüchtlinge dürfen sich weiterhin keine Chancen auf ein Leben in Australien ausrechnen. Dies betonte Ministerpräsident Tony Abbott am Donnerstag im Radio. "Das letzte, was wir wollen, ist Menschenschmuggler und ihre Kunden zu belohnen", sagte Abbott. Australien hatte am Mittwoch der zusätzlichen Aufnahme von 12.000 syrischen Flüchtlingen zugestimmt. Diese würden direkt aus Lagern im Nahen Osten kommen, berichtete ABC Radio. Bootsflüchtlinge aber würden in Aufnahmelager auf Nauru oder Papua-Neuguinea gebracht. Eine Aufenthaltserlaubnis für Australien werde es für sie nicht geben, sagte Abbott.
3321 Migranten am Mittwoch in Ungarn festgenommen: Die ungarische Polizei teilt mit, sie habe am Mittwoch 3321 Flüchtlinge festgenommen. Das sei in diesem Jahr die bislang höchste Zahl von Festnahmen an einem Tag.
Fast jeder fünfte Bürger hat Flüchtlinge bereits unterstützt: Einer Umfrage zufolge hat fast jeder fünfte Bürger in Deutschland schon einmal etwas unternommen, um einem Flüchtling zu helfen. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur. Exakt waren es 18 Prozent der Befragten. 23 Prozent gaben an, sie hätten Flüchtlinge bisher nicht unterstützt - hätten dies aber vor. Mit Nein antworteten 59 Prozent der Befragten.
Erster Zug mit Flüchtlingen gen Dänemark unterwegs: Am Donnerstagmorgen hat ein erster Zug Flensburg in Richtung Dänemark verlassen. An Bord waren nach Beobachtung eines dpa-Reporters etwa 50 Flüchtlinge. Die meisten von ihnen waren zuvor mit einer Regionalbahn aus Neumünster angekommen. Der Zug startete mit leichter Verspätung um kurz nach 7.00 Uhr. Knapp 100 Flüchtlinge hielten sich am Donnerstagmorgen noch am Bahnhof in Flensburg auf.
USA bieten Europäern Hilfe an: Die USA wollen im kommenden Jahr mindestens 5000 Flüchtlinge mehr als zuletzt aufnehmen, darunter auch Menschen aus Syrien. Ein ranghoher Vertreter des US-Außenministeriums sagte, in den vergangenen drei Jahren habe sein Land jeweils etwa 70.000 Flüchtlinge aufgenommen, 2016 sollten es "etwas mehr" sein. Nach Angaben aus Regierungskreisen nannte Außenminister John Kerry vor Parlamentariern die Zahl von 5000 zusätzlichen Personen, die ins Land kommen sollten. Ein Regierungsberater sagte, tatsächlich könne die Zahl auch deutlich höher ausfallen. Seit dem Beginn des Bürgerkriegs in Syrien vor vier Jahren haben die USA 1500 Menschen aus dem Land aufgenommen. Die USA stehen in der Kritik, im Vergleich zu den Verbündeten in Europa nur relativ wenige Syrer ins Land zu lassen.
Zugverkehr nach Dänemark soll wieder rollen: Der grenzüberschreitende Zugverkehr mit Dänemark soll am Donnerstag wieder aufgenommen werden. Die dänische Bahn rechne damit, dass im Tagesverlauf wieder Züge über die Grenze bei Flensburg und Padborg rollen, teilte das Unternehmen in der Nacht mit. Auch die Intercity-Züge sollen wieder die gesamte Strecke zwischen Flensburg und Kopenhagen befahren. Am Flensburger Hauptbahnhof wurde der erste Zug in die dänische Hauptstadt für kurz vor sieben Uhr angekündigt. Der Zugverkehr war am Mittwoch eingestellt, zahlreiche Flüchtlinge auf ihrem Weg gen Norden an der Grenze gestoppt worden.
Nach der Einstellung des Zugverkehrs mit Dänemark hatten zahlreiche Flüchtlinge auf ihrem Weg gen Norden in Schleswig-Holstein festgesteckt. Vom Bahnhof in Flensburg wurden viele in Erstaufnahmeeinrichtungen in dem Bundesland gebracht. Die meisten der etwa 100 bis 150 Menschen wurden mit Bussen nach Boostedt (Kreis Segeberg) gefahren, wie ein Behördensprecher in Kiel erklärte. "Damit der lange Weg ein Ende hat und alle sicher unterkommen." Wie die Polizei in Flensburg mitteilte, schliefen einige Migranten in dem Bahnhofsgebäude. Sie sollten am Donnerstag ebenfalls in Erstaufnahmeeinrichtungen gebracht werden.
In Puttgarden auf der Insel Fehmarn, von wo aus Fähren nach Rødby auf der dänischen Insel Lolland fahren, stoppte die Polizei erneut einen ICE mit Flüchtlingen mit Ziel Kopenhagen. Mehr als 50 von ihnen nahmen einem Sprecher zufolge eine angebotene Unterkunft in der Erstaufnahme an. In Rødby selbst harrten am Mittwochabend 240 Flüchtlinge in zwei Zügen aus.
Die Flüchtlinge in Flensburg waren im Laufe des Abends angekommen. Sie konnten nicht weiter, weil die dänische Bahn zuvor auf Anweisung der Polizei angesichts Hunderter ankommender Flüchtlinge den Zugverkehr zwischen Deutschland und Dänemark gestoppt hatte - Stunden, nachdem EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker die Europäer aufrief, in der Flüchtlingspolitik zusammenzustehen.
Dem dänischen Reichspolizeichef Jens Henrik Højbjerg zufolge wurde der Bahnverkehr "aus Sicherheitsgründen" eingestellt. Auch die Autobahn E45 in Südjütland wurde vorübergehend gesperrt, weil Flüchtlinge zu Fuß versuchten, über die Straße nach Schweden zu gelangen. Seit Sonntag waren rund 3000 Flüchtlinge mit Zügen in Padborg nahe Flensburg und mit Fähren in Rødby auf Lolland angekommen. Viele wollen über das deutsche Nachbarland nach Schweden weiterreisen und sich nicht in Dänemark als Asylbewerber registrieren lassen. Die neue dänische Regierung fährt eine harte Linie in der Flüchtlingspolitik. Wer sich nicht in Dänemark als Asylbewerber registrieren lassen will, muss damit rechnen, nach Deutschland zurückgeschickt zu werden. Schleswig-Holsteins Innenminister Stefan Studt (SPD) forderte die Bundesregierung auf, mit der dänischen Regierung ein "verbindliches und transparentes Verfahren für die Durchreise und Übernahme von Flüchtlingen" zu vereinbaren. Der schleswig-holsteinische SPD-Chef Ralf Stegner kritisierte den Alleingang der dänischen Regierung. "Die Aussetzung der Reisefreiheit durch die rechtsliberale dänische Regierung ist mehr als besorgniserregend", sagte Stegner am Mittwochabend der Deutschen Presse-Agentur. Das Schengen-Abkommen sei ein wichtiges Merkmal des freiheitlichen, geeinten Europas: "Gerade bei den gegenwärtigen großen Herausforderungen brauchen wir gemeinsame europäische Lösungen, keine nationalen Alleingänge."
Mehr unbearbeitete Asylanträge: Beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) stapeln sich laut einem Zeitungsbericht immer mehr unbearbeitete Asylanträge. Die Zahl der noch ausstehenden Entscheidungen über Asylanträge sei von 178.250 im Januar bis Ende August auf 276.617 Stück gestiegen, berichteten die Dortmunder "Ruhr Nachrichten" am Donnerstag. Im August habe es 16.769 Asylentscheidungen gegeben und damit so wenig wie seit Jahresbeginn nicht. Seit Jahresbeginn wurden demnach insgesamt 152.777 Entscheidungen über Asylanträge getroffen.
Die meisten Antragssteller kamen dem Bericht zufolge aus Syrien. Die Dauer der Asylverfahren habe im Schnitt 5,3 Monate betragen. Der Bund rechnet in diesem Jahr mit insgesamt 800.000 Neuankömmlingen. In der Debatte über die gegenwärtige Flüchtlingskrise wird immer wieder die Notwendigkeit hervorgehoben, Asylanträge schneller zu bearbeiten. Das BAMF will hunderte neue Mitarbeiter einstellen.
Bistümer wollen mehr Unterkünfte schaffen: Die katholischen Bistümer in Deutschland wollen ihr Engagement bei der Unterbringung von Flüchtlingen nach dem Appell des Papstes weiter ausbauen. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Bereits jetzt werden Tausende Flüchtlinge in kirchlichen Einrichtungen wie Klöstern und Pfarr- und Gästehäusern, aber auch Bildungsstätten, Studenten- oder Behindertenwohnheimen untergebracht.
"Mit seinem Appell rennt der Papst bei uns offene Türen ein", sagte etwa Uwe Renz, Sprecher der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Schon seit Jahren setze sich das Bistum verstärkt für die Unterbringung von Flüchtlingen ein. Mehrere Bistümer haben zudem zusätzliche Mittel bereitgestellt. Das Erzbistum Köln stellt 12,5 Millionen Euro für die Flüchtlings- und Nothilfe bereit. Wer als Privatperson oder Gemeinde Asylsuchenden Wohnraum zur Verfügung bieten möchte, kann Unterstützung anfragen.
Papst Franziskus hatte am Wochenende dazu aufgerufen, dass "alle Pfarreien, religiösen Gemeinschaften, Klöster und Wallfahrtsorte in ganz Europa" eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen sollten. (mit AFP, dpa, Reuters)
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