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Eine Frau aus Sri Lanka geht am 08.09.2015 am Bahnhof in Schönefeld (Brandenburg) mit ihrem Kind zu einem bereit stehenden Bus. Mit einem Zug aus München kamen 450 Flüchtlinge, die in verschiedenen Notunterkünften in Berlin untergebracht werden.
© dpa
Update

Umzug nach Berlin-Charlottenburg: 540 Flüchtlinge kommen in Turnhallen im Olympiapark an

Zwei große Sporthallen werden in Charlottenburg am Olympiastadion bezogen - mit insgesamt 1000 Flüchtlingen. Und welche Standorte sind noch im Gespräch?

Viele hundert Flüchtlinge treffen auch in diesen Stunden in Berlin ein. Am Morgen ist ein Sonderzug mit 540 Flüchtlingen aus München angekommen auf dem Regionalbahnhof am Flughafen Berlin-Schönefeld - wie schon vor einigen Tagen.

"Am Bahnhof sind Kräfte der Berliner Polizei und Feuerwehr im Einsatz. Sie werden von Sprachmittlern und Kräften des Landkreises Dahme-Spree unterstützt. Busse der BVG werden die Ankommenden in die Unterkunft bringen", heißt es in der Mitteilung vom Donnerstagmorgen.

Die Menschen werden in der Glockenturmstraße in Westend (Charlottenburg-Wilmersdorf) untergebracht, wo die Feuerwehr "kurzfristig zusätzliche Plätze in zwei Sporthallen geschaffen wurden". Es handelt sich dabei um das Ende der 80er Jahre eröffnete Horst-Korber-Sport-Zentrum nahe dem Glockenturm. "Dort wurden 500 Betten aufgestellt", teilte eine Sprecherin mit. Der Hallenboden wird durch Abdeckplanen geschützt; die Jalousien der Sporthalle dienen als Trennwände - die Halle wird dreigeteilt: eine Sektion für Männer, eine für Frauen und eine für traumatisierte und besonders schutzbedürftige Flüchtlinge.

Feldbetten stehen bereit im Sportzentrum am Olympiapark. Jetzt muss noch der Boden geschützt werden, dann können sie verteilt werden.
Feldbetten stehen bereit im Sportzentrum am Olympiapark. Jetzt muss noch der Boden geschützt werden, dann können sie verteilt werden.
© Nandór Hulverscheidt

Friedrich Kiesinger trifft die letzten Vorbereitungen. Er arbeitet bei der Albatros gGmbH, die zwei Notunterkünfte in Westend betreiben soll - Turnhallen im Horst-Korber-Sport-Zentrum nahe dem Glockenturm beim Olympiastadion. Um kurz nach elf Uhr treffen sechs Busse mit Flüchtlingen ein, "die zweite Welle erwarten wir für den späten Nachmittag". Die Flüchtlinge nehmen zunächst mal im Gras Platz, bis die Turnhalle vorbereitet ist.

Da kommt Lucas Jakubczyk vorbei. Der 100-Meter-Sprinter braucht die Hallen eigentlich für seine Olympia-Vorbereitung und ist von der Entwicklung überrascht. "Ich habe gerade beim Olympiastützpunkt angerufen, dort wusste man ebenfalls von nichts." Wo er jetzt für Rio 2016 trainieren soll, weiß er noch nicht. Zunächst mal holt er mit Freunden zusammen seine Trainingsgeräte aus der Halle.

1000 Betten in der Rudolf-Harbig-Halle und im Horst-Korber-Sportzentrum

Bei der zweiten Halle handelt es sich um die daneben liegende Rudolf-Harbig-Sporthalle. "Hier werden in den nächsten Tagen weitere 500 Betten aufgestellt", sagte eine Sprecherin. 500 Flüchtlinge aus Bayern sollen im Lauf des Nachmittags hier einziehen. Wie lange die Flüchtlinge in den Sporthallen - sie werden genutzt von vielen Leistungssportlern und Sportverbänden - wohnen werden, ist nicht bekannt.

Auch das Velodrom wurde genannt

Der Senat fahndet weiter fieberhaft nach Unterkünften für die unablässig neu ankommenden Menschen. Bis Montagabend musste jeder Bezirk eine Immobilie melden, die er bereitstellen könnte, bis Dienstagvormittag weitere drei. „Wir sind an der Kapazitätsgrenze“, heißt es aus der Sozialverwaltung, „deshalb brauchen wir Großunterkünfte“.

Das ICC ist noch im Rennen, es scheint aber Wochen zu dauern, die Haustechnik hochzufahren, auch wenn niemand erklären kann, warum dies so schwierig ist. Die Hangars des Tempelhofer Flughafens sind weiter in Planung. Auch Veranstaltungsorte wie Velodrom und Tempodrom werden geprüft, doch die sind gut gebucht. „Wir können ja nicht Bob Dylan ausladen“, heißt es vom Senat.

Unterkunft gefunden

Die Bezirke sind dem Aufruf gefolgt und haben gemeldet. Kreuzberg zum Beispiel stellt die Mariannen-Arena am Mariannenplatz zur Verfügung, auch wenn einige kurdische Tanzgruppen dann woanders proben müssen; Neukölln bietet drei Turnhallen. Mit dabei ist auch die Neuköllner Jahn-Sporthalle, in die sofort Feldbetten gestellt wurden, weitere Hallen wurden noch nicht benannt.

Ein Skandal zeichnet sich an der Haarlemer Straße in Neukölln ab: Das Grundstück, auf dem die erst im vergangenen Jahr fertiggestellte Unterkunft in Britz steht, muss laut Vertrag zum Jahresende besenrein an den neuen Eigentümer übergeben werden. Das hieße: Ab November Abrissarbeiten, die Kosten werden auf mindestens 600.000 Euro geschätzt.

Unterkunft belegt

Endlich mal einen Tag ein bisschen durchschnaufen – das war die Stimmung in der Senatssozialverwaltung am Mittwoch. So mussten „nur“ die wie jeden Tag rund 400 neu angekommenen Flüchtlinge vor dem Lageso mit Wartenummern für den ersten Registrierungstermin versorgt werden – den haben sie in rund einer Woche. Erst in sechs Wochen können sie dann den Erstantrag auf Asyl stellen.

Als neue Notunterkünfte wurden am Mittwoch ein Bürogebäude an der Storkower Straße und ein Gebäude am Glambecker Ring gefunden. Und nun wird schon wieder gesucht, für die am Freitag erwarteten erneuten 400 Flüchtlinge vorm Lageso und für die ebenfalls am Freitag erwarteten 450 Flüchtlinge, die über Ungarn nach Berlin kommen.

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