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Teilnehmer des Programms "Early Intervention" vor der Arbeitsagentur in Hannover
© dpa

Initiative für Integration: Geflüchtete Menschen sollen schneller Arbeit finden

Mit einem Modellprojekt will die Bundesagentur für Arbeit gut qualifizierten Flüchtlingen den Einstieg in den Arbeitsmarkt erleichtern. Die ersten Bewerber wurden vermittelt. Doch das Angebot an Deutschkursen reicht nicht aus.

In ihrer Heimat waren sie Ingenieure oder Elektrotechniker. Doch nach ihrer Flucht mussten sie in Deutschland wieder bei null anfangen. Seit einem guten Jahr versucht die Bundesagentur für Arbeit (BA) in einem Modellprojekt, gut qualifizierten Flüchtlingen den Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt zu erleichtern. „Early Intervention“ heißt das Programm, übersetzt: „Frühförderung“. In neun Städten im gesamten Bundesgebiet – darunter auch Berlin – werden Asylbewerber nach ihrer Ankunft in Deutschland in die Vermittlung aufgenommen, und nicht erst dann, wenn ihr Asylverfahren abgeschlossen ist.

In einem ersten Schritt überprüfen die Vermittler die Berufserfahrungen

„Je mehr Flüchtlinge kommen, desto wichtiger wird es, dass wir uns frühzeitig kümmern“, sagt Martin Dietz vom Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), der das Projekt wissenschaftlich begleitet. In einem ersten Schritt prüfen die Vermittler, über welche Kenntnisse und Berufserfahrungen die Bewerber verfügen. „Es ist nicht immer einfach, festzustellen, welche Qualifikation jemand mitbringt. Wer Hals über Kopf flüchtet, hat natürlich nicht alle Zertifikate dabei“, sagt Dietz. Und selbst wenn es Dokumente gebe, seien Abschlüsse aus anderen Ländern nicht unbedingt mit unseren vergleichbar.

Die meisten Teilnehmer kommen aus Syrien

Rund 800 Asylbewerber werden derzeit bundesweit in dem Modellprojekt betreut. Gut ein Drittel der 800 Teilnehmer stammt aus Syrien (35 Prozent), gefolgt von Eritrea (11 Prozent), Afghanistan (10 Prozent), Iran (9 Prozent), Pakistan (7 Prozent) und Ägypten (5 Prozent). Aufgrund der Situation in ihren Heimatländern haben sie gute Chancen, in Deutschland zu bleiben. Laut Selbstauskunft bringen fast alle einen Schulabschluss mit. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) haben Abitur, 42 Prozent ein Studium oder eine Berufsausbildung abgeschlossen. Viele Teilnehmer seien gut qualifiziert, sagt Christian Sprenger, der bei der BA das Projekt leitet. „Da sind Ärzte und Ingenieure dabei, aber auch viele Handwerker.“ Es gebe auch unter Flüchtlingen „ein Potenzial, um unseren Fachkräftebedarf zu decken“.

Bis Abschlüsse anerkannt werden, dauert es oft lange

Doch oft dauert es lange, bis die Abschlüsse aus dem Ausland anerkannt sind. „Das ist eines der Nadelöhre für die Vermittlung in einen Job“, sagt IAB-Forscher Dietz. Ein weiteres Problem sei, dass das Angebot an Deutschkursen im Moment bei Weitem nicht ausreiche. Doch für den Erfolg bei der Arbeitssuche sind Deutschkenntnisse entscheidend. Manchmal sind darüber hinaus noch ergänzende Qualifikationen notwendig, berichtet Dietz. „Ein Architekt aus Afghanistan kennt nicht das deutsche Baurecht und ein Arzt aus Syrien nicht das deutsche Krankenhaussystem.“

Viele wollen schnell eine Arbeit finden

Eines eint die Teilnehmer: Sie sind hoch motiviert. In ihren Heimatländern seien sie Leistungsträger gewesen, in Deutschland wollten sie nicht staatlich alimentiert leben, heißt es in einem IAB-Forschungsbericht. Mit der Folge, dass viele von ihnen möglichst schnell einen Job annehmen wollen, um finanziell unabhängig zu sein. Weil auch die Vermittlungsfachkräfte an der Zahl der erfolgreichen Integrationen gemessen würden, bestehe das „Risiko“, dass es zu schnellen Vermittlungen in Stellen komme, für die die Bewerber überqualifiziert seien.

Die Arbeitsagenturen vermitteln nicht nur in Helferjobs, sondern auch in qualifizierte Stellen

Doch die ersten Erfahrungen zeigen, dass das nicht immer so sein muss. Bisher wurden 46 Asylbewerber in Arbeit vermittelt, 13 in eine Ausbildung. „Wir haben nicht nur in Helferjobs vermittelt, sondern auch in Stellen mit höherem Qualifikationsniveau“, sagt Projektleiter Sprenger. Die BA biete außerdem eine Nachbetreuung an, wenn jemand einen Job angenommen habe, der formal unter seinem Qualifikationsniveau liege. „Ein späterer Aufstieg ist nicht ausgeschlossen“, sagt er. Einige Teilnehmer hätten auch Praktikumsstellen angenommen. „Da gibt es gute Klebeeffekte.“

Ende 2015 endet „Early Intervention“. Doch die Erfahrungen aus dem Modellprojekt, die in den letzten Monaten gesammelt wurden, fließen schon jetzt in die Arbeit anderer Arbeitsagenturen ein. In Niedersachsen hat die Arbeitsagentur eigene Büros in der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge eingerichtet. Und in Berlin stehen seit Anfang August BA-Mitarbeiter bei der Außenstelle des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Spandau zur Verfügung, um Asylbewerber dort gleich nach ihrer ersten Anhörung zu beraten. BA-Projektleiter Sprenger ist sich sicher: „Je früher wir mit der Arbeitsmarktintegration ansetzen können, desto besser.“

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