Saudi-Arabien und Israel: Neues Power-Duo für Nahost
Israel und Saudi-Arabien rücken enger zusammen, sehr zur Freude der USA. Sie eint die Feindschaft zum Iran. Doch die Annäherung hat auch Grenzen.
Im eskalierenden Konflikt mit dem Iran erhält Israel öffentlichen Beistand von ungewohnter Seite: Per Twitter betonte der Außenminister des Golfstaates Bahrain, Scheich Khalid al Khalifa, nach dem israelisch-iranischen Schlagabtausch der vergangenen Tage, der jüdische Staat habe das Recht auf Selbstverteidigung. Israel dürfe die „Quelle der Gefahr“ bekämpfen, unterstrich der Minister.
Da das kleine Bahrain häufig als Sprachrohr des großen Nachbarn Saudi-Arabien fungiert, ist die Unterstützungsbekundung für Israel mehr als nur die Einzelmeinung eines Ministers. Israel und Saudi-Arabien rücken enger zusammen, sehr zur Freude der USA. Doch die Annäherung hat auch ihre Grenzen.
Der neue Hauptfeind heißt Teheran
In den Augen der saudischen Führung hat der Iran längst Israel in der Rolle des Hauptfeindes und Bösewichts in der Region abgelöst, auch wenn die Araber offiziell nach wie vor den jüdischen Staat ablehnen. Der saudische Thronfolger Mohammed bin Salman, genannt MBS, hat Israels Existenzrecht anerkannt und soll dem jüdischen Staat einen Geheimbesuch abgestattet haben.
Bei einem Treffen mit Vertretern amerikanischer Juden soll sich MBS zudem sehr abfällig über die Palästinenser geäußert haben, deren Schicksal in der offiziellen Rhetorik der Araber stets beklagt wird. Die Palästinenser sollten die – äußerst proisraelischen – Vorschläge der USA für eine Einigung mit Israel akzeptieren oder „den Mund halten“, sagte der Kronprinz laut Medienberichten.
Vorsichtig und in kleiner Dosierung wird die Annäherung auch konkret umgesetzt. So erteilte Saudi-Arabien im Frühjahr der indischen Fluggesellschaft Air India die Erlaubnis, bei Flügen von und nach Israel den saudischen Luftraum zu durchqueren, was bis dahin streng verboten war.
Die Geheimdienste tauschen Informationen aus
Der israelische Armeechef Gadi Eisenkot deutete Ende vergangenen Jahres eine geheimdienstliche Zusammenarbeit seines Landes mit Saudi-Arabien an. Man habe nach dieser Nachricht im ganzen Nahen Osten die Kinnladen herunterfallen hören, kommentierte die „Jerusalem Post“ damals.
Bisher hat Israel nur mit zwei arabischen Nachbarn offiziell Frieden geschlossen: Jordanien und Ägypten. Die israelisch-saudische Allianz, die sich nun andeutet, wird von der US-Regierung unter Präsident Donald Trump vorangetrieben. Trumps Schwiegersohn und Nahost-Beauftragter Jared Kushner, ein frommer Jude, ist ein enger persönlicher Freund von Mohammed bin Salman.
Blockbildung in Nahost
Die Trump-Regierung unterstützt Saudi-Arabien auch im Streit mit dem Golf-Emirat Katar, dem von seinen arabischen Nachbarn unter anderem eine zu freundschaftliche Beziehung zum Iran vorgeworfen wird. Die Blockbildung im Nahen Osten schreitet auch anderswo voran.
Nach Trumps Beschluss zur Wiedereinführung amerikanischer Sanktionen gegen Teheran versprach die Türkei dem iranischen Nachbarn ihre Unterstützung. Zudem hat sich Ankara im internen Streit der Golf-Araber auf die Seite Katars gestellt.
Die neue antiiranische Front zeigte sich auch darin, dass Trump nach seiner Entscheidung zur Aufkündigung des Iran-Abkommens am Dienstag den lautesten Applaus aus Israel, Saudi-Arabien und Bahrain erhalten hat. Den Arabern ist es nur recht, dass die militärische Vorhut der Iraner in Syrien in den vergangenen Tagen von der israelischen Armee, der schlagkräftigsten Streitmacht des Nahen Ostens, in die Schranken gewiesen wurde.
Ob sich Israel und Saudi-Arabien künftig noch weiter zu einem neuen Power-Duo in der Region entwickeln können, ist aber offen. Unterschiedliche Interessen, die saudische Innenpolitik und die harte israelische Haltung im Umgang mit den Palästinensern bremsen die Partnerschaft. So würde Saudi-Arabien gerne die proiranische Hisbollah im Libanon ins Visier nehmen, doch Israel konzentriert sich lieber auf die Gefahr, die von den iranischen Truppen in Syrien ausgeht.
Parteinahme kann Probleme bringen
Der saudische Thronfolger Mohammed bin Salman hat zudem einige Probleme zu Hause. Nachdem das saudische Königshaus den Widerstand gegen Israel jahrzehntelang zum Grundsatz erhoben hat, ist eine offene Parteinahme für den jüdischen Staat für MBS höchst gefährlich. Die saudische Bevölkerung sei für einen jähen Schwenk zugunsten des jüdischen Staates nicht zu haben, sagt Bilal Saab vom Middle East Institute in Washington. „Und die saudische Führung weiß das genau.“
Die iranische Regierung tut ihr Bestes, um diese saudische Achillesferse für sich zu nutzen. Revolutionsführer Ali Khamanei nennt Saudi-Arabien, die Hüterin der heiligsten Stätten des Islam, wegen des prowestlichen Kurses in Riad einen „Sklaven“ Amerikas.
Liebend gerne würde MBS deshalb Kompromisse Israels in der Siedlungsfrage oder bei anderen Streitthemen sehen, um eine Vertiefung des Bündnisses mit Israel innenpolitisch rechtfertigen zu können. Bisher zeigt die Regierung von Benjamin Netanjahu aber keinerlei Neigung dazu.