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Saudische Kampfjets bombardierten Sanaa, das von den aufständischen Huthis kontrolliert wird. Zuvor hatten die Rebellenmilizen Ölanlagen der Golfmonarchie attackiert.
© Mohamed al Sayaghi/Reuters

Konfrontation im Persischen Golf: Iran und Saudi-Arabien auf Kollisionskurs

Sie sind schon lange Rivalen - jetzt verschärft sich der Konflikt zwischen den Herrschern in Teheran und Riad. Wie gefährlich ist das für die Region?

Für Irans Revolutionsführer Ajatollah Ali Chamenei ist die Sache klar. Mit den USA werde es keine Gespräche geben, weder über das Atomabkommen noch über das ballistische Raketenprogramm oder das Agieren Teherans in der Region. Jetzt hat Außenminister Dschawad Sarif nachgelegt und dem Dialog mit dem Erzfeind nochmals eine Absage erteilt.

Und der Zeitpunkt muss wohl als klare Botschaft Richtung Washington und Donald Trump gewertet werden. Der bietet seit Tagen an, mit den Mullahs zu verhandeln.

„Ich bin sicher, dass der Iran bald reden will“, schrieb der US-Präsident erst am Mittwoch auf Twitter. Doch davon will das iranische Regime offenkundig nichts wissen. Und direkte Gesprächskanäle existieren nicht mehr.

Teheran lobt eigene "maximale Zurückhaltung"

Mehr noch: Teheran teilt kräftig gegen Amerika aus, macht die Supermacht für die heikle Lage im Persischen Golf verantwortlich. Außenminister Mohammed Dschawad Sarif rühmte die „maximale Zurückhaltung“ seines Landes. Das sei angesichts der andauernden Provokationen durch die USA keine Selbstverständlichkeit.

Irans Chefdiplomat verwies darauf, dass Trump vor einem Jahr entschieden habe, aus dem Nukleardeal auszusteigen und wieder Sanktionen zu verhängen. Iran dagegen halte sich an das Abkommen und fühle sich ihm verpflichtet.

Irans Revolutionsführer Ali Chamenei will von Gesprächen mit den USA nichts wissen.
Irans Revolutionsführer Ali Chamenei will von Gesprächen mit den USA nichts wissen.
© AFP

Allerdings hat die Führung in Teheran am 8. Mai erklärt, sich an einige Bestimmungen der Übereinkunft nicht weiter halten zu wollen. Und droht damit, die Urananreicherung wieder hochzufahren, sollten die verbliebenen Vertragspartner keine Lösung für Irans Handelsprobleme finden. Das gilt aber als wenig aussichtsreich.

Von Tag zu Tag verschärfen sich auch die Spannungen im Persischen Golf. Das gilt zum einen für den Konflikt zwischen Washington und Teheran. Die USA haben nicht nur einen Flugzeugträger und eine Bomberstaffel in die Krisenregion entsandt, sondern auch wegen „unmittelbarer Bedrohungen“ durch schiitische Milizen ihre Soldaten im Irak in Alarmbereitschaft versetzt und einen Großteil der Diplomaten abgezogen.

Was ist dran an den Warnungen vor Anschlägen?

Allerdings ist umstritten, wie ernst die Bedrohungslage sich darstellt. Offizielle Vertreter der Trump-Administration verweisen auf Geheimdiensterkenntnisse und entsprechende Warnungen, die man sehr ernst nehme. Anderenfalls wäre wohl kaum Botschaftspersonal nach Hause beordert worden. US-Medien berichten jedoch, westliche Bündnispartner seien nicht so recht von den Warnungen überzeugt.

Zum anderen mischt sich der aktuelle Konflikt mit einem, der sich seit Jahren hochschaukelt: die Dauer-Rivalität zwischen dem Iran und Saudi-Arabien.

In den vergangenen Tagen hatte es nach Angaben der Golfmonarchie und der Vereinigten Arabischen Emiraten „Sabotageakte“ gegen vier Öltanker gegeben. Zudem sollen mehrere saudische Ölanlagen von Drohnen attackiert worden sein. Dafür übernahm die jemenitische Huthi-Miliz die Verantwortung.

"Ein Instrument des iranischen Regimes"

Am Donnerstag beschuldigte Riad mit scharfen Worten den Erzfeind Iran, hinter den Vorfällen zu stecken. Der von Teheran angeordnete „Terrorangriff“ zeige, dass die Miliz „ein Instrument des iranischen Regimes“ sei, um seine Interessen in der Region durchzusetzen, erklärte der saudische Vize-Verteidigungsminister Prinz Chaled bin Salman.

Die Huthis seien „ein untrennbarer Teil“ der iranischen Revolutionsgarden und unterstünden ihrem Kommando. Den Worten ließ das Königreich Raketen folgen. Kampfjets bombardierten Jemens Hauptstadt Sanaa, die von den Aufständischen kontrolliert wird.

Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman ist ein erklärter Gegner des Iran.
Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman ist ein erklärter Gegner des Iran.
© Ludovic Marin/AFP

Für die Herrscher im Golfstaat steht seit Langem fest, dass die Huthis ein verlängerter Arm des Iran im Jemen sind. Seit mehr als vier Jahren bekämpft eine Militärallianz unter Riads Führung die Rebellen, ohne sichtlichen Erfolg.

Experten sind sich zwar sicher, dass die Huthis von Teheran mit Waffen und Geld unterstützt werden. Doch zugleich wird darauf verwiesen, dass die Aufständischen unabhängig agieren und sich nicht von Teheran steuern lassen – anders als zum Beispiel die libanesische Hisbollah.

Was die Huthis aber mit der Führung in Teheran verbindet, ist die Feindschaft gegenüber den USA, Israel und Saudi-Arabien. Das saudische Königshaus wiederum fühlt sich vom Iran bedroht. Vor allem Kronprinz Mohammed bin Salman gilt als erklärter Feind der Mullahs. Und er ist überzeugt davon, dass Teheran die Huthis benutzt, um der Golfmonarchie zu schaden.

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