Atomkonflikt: Saudi-Arabiens nukleare Ambitionen
Die Golfmonarchie hat ihren ersten Reaktor fast fertiggestellt und droht mit der Entwicklung von Atomwaffen. Und was sagt Donald Trump dazu?
Ein mächtiges Land im Nahen Osten droht mit der Entwicklung von Atomwaffen und hat seinen ersten Atomreaktor fast fertiggestellt, verweigert bisher aber Kontrollbesuche der internationalen Atomenergiebehörde. Die USA drohen nicht etwa mit Sanktionen, sondern bieten dem undemokratischen Regime die Lieferung nuklearer Technologie an. Das Land, um das es geht, ist Saudi-Arabien.
Offiziell hat das Atomprogramm der Regierung in Riad das Ziel, den wachsenden Energiebedarf des Landes zu decken. Doch westliche Politiker und Beobachter sind besorgt, dass die Pläne ein atomares Wettrüsten in der Region auslösen könnte. Der Iran will jedenfalls nicht tatenlos zuschauen.
Teherans Atomprogramm steht im Zentrum des Interesses. Das Abkommen von 2015 sollte den Bau einer iranischen Atomwaffe verhindern, steht wegen des Austritts der USA aber vor dem Aus. Eine iranische Bombe ist nicht nur für Israel, die bisher einzige Atommacht im Nahen Osten, ein Albtraum.
Riad will in den nächsten 25 Jahren 16 Atomkraftwerke bauen
Der Westen toleriert Israels Atomwaffenprogramm, ist jedoch gegen eine Weiterverbreitung der Waffen in der Region. Der Iran gilt als besonders gefährlich, weil das Mullah-Regime mit der Vernichtung des jüdischen Staates droht und Nuklearwaffen an regionale Partner wie die Hisbollah im Libanon weitergeben könnte.
Der saudische Thronfolger Mohammed bin Salman sagte im vergangenen Jahr, auch sein Land werde sich Nuklearwaffen beschaffen, wenn der Iran dasselbe tue. Nicht nur derartige Äußerungen machen manche Beobachter misstrauisch. Saudi-Arabien plant vor allem den Bau von mindestens 16 Atomkraftwerken in den kommenden 25 Jahren.
Amerikanische Unternehmen gehören zu den Firmen, die sich für dieses 80-Milliarden-Dollar-Projekt interessieren. Bei Gesprächen über die mögliche Lieferung von Atomtechnologie machte die saudische Seite Medienberichten zufolge klar, dass sie auch die Anreicherung von Uran anstrebt und keine entsprechende Verzichtserklärung unterzeichnen will.
Kontrollen? Nicht erwünscht.
Außerdem lassen sich die Saudis bei ihrem Atomprogramm nicht gern von internationalen Kontrolleuren in die Karten schauen. Vor wenigen Wochen tauchten Satellitenbilder auf, die einen fast fertiggestellten Reaktor in einer Forschungseinrichtung bei Riad zeigten.
Der von einem argentinischen Unternehmen gebaute Meiler ist zwar nur ein relativ kleiner Versuchsreaktor, der offenbar vor allem der Ausbildung von Personal dienen soll. Doch bisher hat Saudi-Arabien keine Besuche der Atomenergiebehörde genehmigt.
Kritiker der saudischen Politik verweisen noch auf einen anderen Aspekt. Mohammed bin Salman, genannt MBS, führt Krieg im Jemen und geht brutal gegen Andersdenkende vor. Medienberichten zufolge arbeitet das Königshaus auch an der Herstellung ballistischer Raketen, möglicherweise mithilfe Chinas.
Der Mord an dem Regimekritiker Jamal Khashoggi im vergangenen Jahr werfe die Frage auf, ob man der saudischen Regierung mit atomarer Technologie trauen könne, sagte der US-Senator Marco Rubio der Internetseite „Daily Beast“.
In der aktuellen Krise am Persischen Golf steht die saudische Regierung auf der Seite der USA. Mit neuen Angriffen im Jemen reagierte Riad auf Drohnenattacken der Huthi-Rebellen, die vom Iran unterstützt werden. Kronprinz bin Salman wirft Irans Revolutionsführer Ali Chamenei vor, er sei schlimmer als Hitler.
Der Iran nennt den Rivalen einen "Kriegstreiber"
Iranische Regierungspolitiker wiederum haben die saudische Führung im Verdacht, zusammen mit Hardlinern in der US-Regierung einen Regimewechsel in Teheran erzwingen zu wollen. Außenminister Dschawad Sarif nennt MBS einen Kriegstreiber, der zusammen mit Israel, den Vereinigten Arabischen Emiraten und US-Sicherheitsberater John Bolton einen Konflikt mit dem Iran anzetteln wolle.
Ein mögliches saudisches Atomwaffenprojekt will der Iran nicht hinnehmen. Ali Schamkhani, Sekretär des iranischen Sicherheitsrates, rügte jüngst „verdächtige Atomprojekte“ in der Region, die nicht unbeantwortet bleiben würden.