Krise in Griechenland: Gläubiger drängen Athen zu schneller Entscheidung
Alexis Tsipras bekommt Unterstützung von der Opposition, Yanis Varoufakis tritt zurück und die Niederlande stellen ein Ultimatum. Die Entwicklungen des Tages im Rückblick.
Griechenland hat beim Referendum über die europäischen Sparvorgaben am Sonntag klar mit Nein gestimmt. Das Land steht vor einer ungewissen Zukunft. Im Lauf des Montag wird es zahlreiche Gespräche, Treffen und Reaktionen der Märkte geben. Die zentrale Frage: Wie lange reicht das Geld noch in Griechenland? Alle Entwicklungen zum Nachlesen im Liveticker.
21:43 Uhr: Rutte: Athen muss sich noch in dieser Nacht entscheiden: Griechenland muss nach den Worten des niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte noch heute Nacht entscheiden, ob es in der Euro-Zone bleiben wolle. Das Land müsse große Reformen akzeptieren, wenn es ein neues Hilfspaket wolle.
20:29 Uhr: Merkel und Hollande drängen Tsipras auf konkreten Vorschlag: Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französischen Präsident François Hollande haben die griechische Regierung aufgefordert, möglichst schnell einen Vorschlag für die Lösung der griechischen Schuldenkrise vorzulegen. "Hierbei drängt die Zeit, und wir werden darauf Wert legen, dass in dieser Woche solche Vorschläge auf den Tisch kommen müssen", sagte Merkel nach einem Treffen mit Hollande am Montag in Paris. Die Tür für Gespräche sei offen, betonten beide Politiker. Man respektiere den Ausgang des griechischen Referendums.
"Aber wir sagen gleichzeitig, dass die Voraussetzungen für den Eintritt in Verhandlungen zu einem konkreten ESM-Programm zurzeit nicht gegeben sind", fügte Merkel hinzu. Auf dem Sondergipfel der Euro-Zone am Dienstag sei es deshalb wichtig, dass der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras den Partner mitteile, was er zu tun gedenke, um die Finanzierung Griechenlands mittelfristig zu sichern. Auch Hollande betonte, dass eine dauerhafte Lösung für Griechenland gefunden werden müsse. Solidarität und Verantwortung gehörten immer zusammen, mahnten beide Politiker. Das Angebot an Griechenland sei großzügig gewesen, sagte Merkel. "Auf der anderen Seite kann aber Europa nur zusammenhalten und zusammenstehen ..., wenn jedes Land auch seine eigene Verantwortung wahrnimmt." Daher würden die 18 anderen Euro-Staaten ihren Standpunkt klarmachen. "Das ist auch Demokratie", sagte die Kanzlerin. Es gebe in der Euro-Zone eine geteilte Souveränität, weil man eine gemeinsame Währung habe.
20:22 Uhr: Was die EZB beschlossen hat: Die Europäische Zentralbank (EZB) hält die Notfallhilfe für griechische Banken weiterhin unverändert aufrecht. Dies entschied der EZB-Rat laut einer Erklärung am Montagabend in Frankfurt am Main. Damit bleibt das Programm nun weiter bei knapp 90 Milliarden Euro gedeckelt. Dieser Finanzrahmen soll allerdings fast ausgeschöpft sein. Laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur ANA bleiben die griechischen Banken noch bis mindestens Mittwoch geschlossen.
Mit den Notfallkrediten, dem sogenannten ELA-Programm, sorgt die EZB seit geraumer Zeit dafür, dass die griechischen Banken noch zahlungsfähig bleiben. In den vergangenen Wochen hatte die EZB immer wieder die Nothilfe für die griechischen Banken erhöht, um einen Engpass zu vermeiden. Seit Ende Juni aber ist die Nothilfe gedeckelt.
19: 59 Uhr: Offiziell: EZB hält Notkredite für Athen unverändert aufrecht: Die EZB behält die Notkredite für die grichischen Banken auf dem aktuellen Stand von knapp 9ß Milliarden Euro. Das teilte die EZB gerade mit.
19:36 Uhr: EZB-Kreise: Bis Mittwoch keine zusätzlichen Notkredite nötig: Die Europäische Zentralbank (EZB) hält laut Informationen aus Kreisen eine größere finanzielle Unterstützung des griechischen Bankensystems vorerst für unnötig. Die Banken könnten bis Mittwoch ohne zusätzliche Notfallkredite (ELA) überleben, meldete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag unter Berufung auf mit dem Vorgang vertraute Personen.
Laut der Regierung in Athen sollen die Banken bis Mittwoch geschlossen bleiben. Wegen des schweren Liquiditätsproblems gelten seit vergangener Woche so genannte Kapitalverkehrskontrollen im Land.
Der EZB-Rat wird laut Bloomberg voraussichtlich die bestehenden Notfallhilfen von knapp 90 Milliarden Euro beibehalten. Voraussetzung sei, dass - nach Einschätzung des Rates - eine Annäherung zwischen Griechenland und seinen Gläubigern über die Finanzierung der Schulden des Landes möglich ist. Seit 18 Uhr halte der EZB-Rat eine Telefonkonferenz ab.
19:24 Uhr: US-Regierung drängt Eurogruppe und Athen erneut zu Kompromiss - Beilegung der Schuldenkrise "Verantwortung der Europäer": Die US-Regierung hat die Eurogruppe und Athen erneut zu einem Kompromiss gedrängt. "Das ist die Verantwortung der Europäer", sagte der Sprecher von Präsident Barack Obama, Josh Earnest, am Montag in Washington. Nötig sei ein "Bündel aus Finanzhilfen und Reformen", das Griechenland auf den "Pfad von Wirtschaftswachstum und Schuldentragfähigkeit" bringe. Eine Lösung der Griechenland-Krise sei "im Interesse der USA und im globalen Interesse."
18:53 Uhr: Banken bleiben bis mindestens Mittwoch geschlossen: Die griechischen Banken bleiben laut einem Bericht der amtlichen griechischen Nachrichtenagentur ANA noch bis Mittwoch geschlossen. Auch sollten die starken Beschränkungen bei Barabhebungen an Automaten vorerst weiter in Kraft bleiben, berichtete die Agentur am Montag unter Berufung auf Regierungskreise. Das weitere Vorgehen hänge davon ab, ob die Europäische Zentralbank die griechischen Banken weiter unterstütze. Eine vorläufige Entscheidung der EZB wird am Abend erwartet.
18:19 Uhr: Merkel und Hollande beraten zur Stunde in Paris: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Staatschef François Hollande beraten zur Stunde in Paris über die Schuldenkrise. Hollande empfing Merkel im Elysée-Palast zu einem Gespräch und einem anschließenden Arbeitsessen. Beide wollen im Verlauf des Abends vor die Presse treten.
Die Bundesregierung hatte im Vorfeld angekündigt, bei dem Gespräch solle es um eine "gemeinsame Bewertung der Situation" nach dem Nein der Griechen beim Referendum über die Spar- und Reformauflagen der Gläubiger gehen. Am Dienstagabend beraten die Staats- und Regierungschefs der Euroländer bei einem Sondergipfel in Brüssel über das weitere Vorgehen.
18:11 Uhr: Griechenland-Buchungen stark eingebrochen: Die Krise in Griechenland und der drohende „Grexit“ lassen die deutschen Urlauber nicht mehr kalt: Die Buchungen aus Deutschland brachen sind in der vergangenen Woche (29. Juni bis 5. Juli) um 39 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eingebrochen. Und im Vergleich zur vorangegangenen Woche dieses Jahres (22. bis 28. Juni) lag das Minus bei 25 Prozent. Das zeigen Zahlen des IT-Unternehmens Traveltainment, dessen Software von der Mehrzahl der stationären und Online-Reisebüros in Deutschland genutzt wird. Am 29. Juni waren die Banken in Griechenland vorübergehend geschlossen worden. Das beliebte Urlaubsland ist pleite, seine finanzielle Zukunft ungewiss.
Die Daten von Traveltainment beziehen alle Buchungen in den genannten Zeiträumen unabhängig vom Reisedatum ein - also sowohl spontane Last-Minute-Urlaube als auch Pauschalreisen, die erst in einigen Monaten stattfinden. Zuletzt hatte die deutsche Reisebranche noch von einer anhaltend hohen Nachfrage nach Griechenland berichtet.
Der Deutsche Reiseverband (DRV) erklärte am Dienstag, also einen Tag nach dem griechischen Referendum gegen die Sparpolitik, dass deutsche Reisende ihren Urlaub in Griechenland zumindest nicht stornierten. Der Verband verweist weiterhin darauf, dass die Leistungen der Veranstalter abgesichert seien und Pauschalurlauber deshalb nicht mit Einschränkungen rechnen müssten.
17:39 Uhr: Offiziell: Euklid Tsakalotos wird neuer Finanzminister Griechenlands: Jetzt ist es offiziell: Euklid Tsakalotos wird neuer Finanzminister Griechenlands.
17:30 Uhr: Insider: Euklid Tsakalotos wird neuer Finanzminister Griechenlands: Euklid Tsakalotos soll noch am Montag als neuer griechischer Finanzminister vereidigt werden, wie ein Vertreter des griechischen Präsidialamtes sagt. Das berichtet Reuters. Er war zuletzt Koordinator der Gespräche mit den Gläubigern und wird Nachfolger von Yanis Varoufakis.
16.57 Uhr: IWF bereit zu weiteren Griechenland-Hilfen: Nach dem Nein der Griechen im Referendum über die Spar- und Reformauflagen hat der Internationale Währungsfonds seine grundsätzliche Bereitschaft zu Hilfen für Athen erklärt. IWF-Chefin Christine Lagarde teilte am Montag mit, der Währungsfonds habe den Ausgang der Volksabstimmung "zur Kenntnis" genommen. "Wir beobachten die Situation genau und stehen bereit, Griechenland zu unterstützen, wenn darum gebeten wird." In der vergangenen Woche war Griechenland als erster Industriestaat beim IWF in Zahlungsverzug geraten. Athen ließ die Frist für eine fällige Rate von 1,5 Milliarden Euro verstreichen. Zuvor hatten Griechenlands Euro-Partner ihr Hilfsprogramm für Athen auslaufen lassen, nachdem Verhandlungen über eine Verlängerung geplatzt waren.
16.46 Uhr: Draghi und Dijsselbloem nehmen an Euro-Sondergipfel teil: Am Sondergipfel der Euro-Zone zum Thema Griechenland sollen am Dienstag auch EZB-Präsident Mario Draghi und Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem teilnehmen. Der Gipfel beginnt nach Angaben von EU-Ratspräsident Donald Tusk um 18.00 Uhr (MESZ). Zuvor tagen um 13.00 Uhr die Euro-Finanzminister.
16.41 Uhr: "Nein" belastet die Wall Street nur wenig: Das klare Nein der Griechen in ihrem Referendum zu den Sparvorgaben der Gläubiger hat am Montag auch die Wall Street nur wenig belastet. Der Dow Jones Industrial fiel in den ersten Handelsminuten mit 17 564 Punkten zwar auf den tiefsten Stand seit Anfang Februar zurück. Rund eine halbe Stunde nach dem Start lag der US-Leitindex aber nur noch mit 0,55 Prozent im Minus bei 17 633 Punkten. Der marktbreite S&P-500-Index sank zum Wochenauftakt um 0,55 Prozent auf 2065 Punkte und der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 verlor 0,45 Prozent auf 4413 Punkte.
16.29 Uhr: Griechische Opposition stellt sich hinter Tsipras: Griechische Oppositionsparteien haben Ministerpräsident Alexis Tsipras für die anstehenden Verhandlungen mit den Geldgebern den Rücken gestärkt. Wie Verteidigungsminister Panos Kammenos mitteilte, verständigten sich die Vorsitzenden fast aller Oppositionsparteien auf eine gemeinsame Haltung mit der Regierung. „Wir haben dem Ministerpräsidenten den Auftrag erteilt, (am Dienstag) nach Brüssel zu reisen und im Namen des gesamten griechischen Volkes zu verhandeln“, hieß es in Athen. Die Kommunisten schlossen sich der gemeinsamen Haltung nicht an. Die rechtsradikale Goldene Morgenröte war zu dem Treffen nicht eingeladen worden.
16.19 Uhr: Francois Hollande hat offeneres Ohr für Alexis Tsipras: Anders als in Deutschland wünscht sich eine Mehrheit der Franzosen, dass Griechenland im Euro bleibt. An dieser Haltung hat auch der für viele Außenstehende kaum nachvollziehbare Kurs des griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras nichts geändert. Unmittelbar vor dem Referendum veröffentlichte das Meinungsforschungsinstitut CSA eine Umfrage, der zufolge nur 38 Prozent der Franzosen für den "Grexit" sind. Eine Mehrheit von 54 Prozent wünscht sich hingegen, dass Griechenland nicht zur Drachme zurückkehren muss. Präsident Hollande weiß um die Stimmung im Lande und will deshalb Griechenland unbedingt in der Eurozone behalten. Wie er das versucht, erläutert Albrecht Meier hier.
16.05 Uhr: In Athen wachsen die Zukunftssorgen. Im als besonders links geltenden Athener Viertel Kesariani ist am Tag danach bei vielen Menschen eine gewisse Sorge zu spüren, was die Zukunft wohl bringen wird. Viele sind erstaunt, dass ihr Finanzminister Varoufakis zurückgetreten ist, obwohl es ein so klares Nein gegeben hat. Beim Bäcker, beim Fleischer, im Supermarkt sind die Regale voll, die Läden sind offen - und überall reden sie über das Referendum vom Vortag. Keiner weiß hier zu sagen, wie es jetzt wohl weitergehen wird. Die meisten rechnen damit, dass es erstmal noch schwieriger werden wird. Aber Schock, Panik, Katerstimmung? Nein. Mancher ärgert sich eher, dass es im Fernsehen so weitergeht, wie die Tage zuvor: Schon in der Früh saßen Politiker aller Parteien in Talkrunden. "Dass auch die Kommunisten mit ihren paar Prozent da sitzen, ist doch unglaublich", schimpft Rentner Georgis. Und fragt, ob die Politiker - und er meint die im Rest Europas wie im eigenen Land - nicht endlich gemerkt hätten, dass es nicht weiter nur um den Euro und um ihre Personen gehen kann. "Sie müssen sich endlich um die Realität kümmern. Es geht so vielen Griechen schlecht. Das muss das Thema sein." Das hätte das einheitliche Nein im sonst so gern zerstrittenen Land doch überdeutlich gezeigt.
15.55 Uhr: Das war deutlich: Alexis Tsipras habe die "letzten Brücken eingerissen, über die Europa und Griechenland sich auf einen Kompromiss zubewegen konnten", sagte Sigmar Gabriel dem Tagesspiegel am Sonntagabend. Jetzt bekommt der SPD-Chef Gegenwind aus der eigenen Partei. SPD-Fraktionsvize Axel Schäfer sagte "Zeit Online": "Die aktuelle Krise überstehen wir nur durch Reden und die Solidarität der Tat, nicht durch verbales Aufrüsten." Alle müssten nun zurück an den Verhandlungstisch. Die Vorsitzende der Jungsozialisten (Jusos), Johanna Uekermann, warf Gabriel ihrerseits vor, er reiße mit seinen Worten "Brücken nach Griechenland" ein. Der "Welt" vom Dienstag sagte sie: "Die SPD muss Brückenbauer in Europa sein, nicht Sprengmeister." Der Vorsitzende des SPD-Arbeitnehmerflügels, Klaus Barthel, nannte Gabriels Äußerungen "nicht nachvollziehbar". Er forderte in der "Welt": "Jetzt sollten alle tief durchatmen und sich aufeinander zu bewegen."
15.50 Uhr - Der Euro ist demontiert - um später zu leuchten. In Frankfurt wird zurzeit die blau-gelbe Euro-Skulptur des Künstlers Ottmar Hörl grundlegend saniert. Sechs Arbeiter demontierten am Montag das Kunstwerk vor dem ehemaligen Hauptsitz der Europäischen Zentralbank im Bankenviertel. Die Beleuchtung wird auf LED umgestellt, außerdem sollen die gelben und blauen Acrylglasblenden ausgetauscht werden. Leider lässt sich nicht jedes Europroblem so einfach lösen.
15.35 Uhr - Tsipras telefoniert mit Merkel. Nach dem Nein der Griechen im Referendum über die Spar- und Reformauflagen der internationalen Geldgeber will Ministerpräsident Alexis Tsipras der Eurozone am Dienstag neue Vorschläge unterbreiten. In einem Telefonat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) seien sich beide Politiker am Montag einig gewesen, dass Tsipras diese beim Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der Eurozone vorlegen werde, hieß es am Montag aus Regierungskreisen in Athen. Das Spitzentreffen soll am Dienstagabend in Brüssel stattfinden, zuvor sollen bereits die Finanzminister tagen. Tsipras hatte am Montag auch mit dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, sowie mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefoniert.
15.25 Uhr - Griechische Banken bleiben geschlossen. Die griechischen Banken werden Insidern zufolge noch mindestens "einige weitere Tage" geschlossen bleiben. Ein entsprechender Beschluss solle noch im Tagesverlauf veröffentlicht werden, sagten mehrere Banker der Nachrichtenagentur Reuters.
15:10 Uhr - Nach dem Nein aus Griechenland muss ein Schutthaufen von Vorurteilen abgebaut werden. Der Rücktritt von Finanzminister Yanis Varoufakis ist nur ein erster Schritt dazu. Ein Kommentar von Gerd Appenzeller.
14:58 Uhr - Gabriel sieht zu viel Aufmerksamkeit für Griechenland: Der SPD-Chef warnt vor einer Gegenbewegung in Europa und nennt die Gefahr, dass Großbritannien austritt, den Einzug vieler eurokritischer Parteien in Parlamente und die Flüchtlingspolitik. "Die Flüchtlingsproblematik ist das viel größere Problem, denn dort droht Europa nicht Geld zu verlieren, sondern seine Würde." Man müsse sich über Europa sorgen machen, aber das liege nur zum Teil an Griechenland.
14:45 Uhr - Sigmar Gabriel fordert humanitäre Hilfen: Nachdem SPD-Chef Sigmar Gabriel am Sonntagabend davon gesprochen hatte, dass durch Tsipras alle Brücken abgerissen worden seien, fordert er nun humanitäre Hilfen für Griechenland und erklärt bisherige Politik für gescheitert. Ein Neuanfang sei notwendig. "Ohne massive Investitionen zum Beispiel in Bildung und Infrastruktur wird es in Griechenland nicht gehen. Eine reines Sparprogramm bietet vielen Menschen keine Perspektive", sagt Gabriel. Um so unverständlicher sei es für ihn gewesen, dass die griechische Regierung die Verhandlungen ausgerechnet an dem Punkt abgebrochen hat als sich die Politik geändert habe und zwar weg von einer reinen Sparpolitik. Gabriel betont, dass nun die griechische Regierung am Zug sei, "substanzielle Vorschläge zu machen".
Der SPD-Chef wies darauf hin, dass auch die anderen Euro-Staaten Demokratien seien, deren Interessen zu berücksichtigen seien. Es könne nicht sein, dass Griechenland seine nationalen Interessen gegen den Willen der anderen durchsetze.
14.41 Uhr: Auch der Comedien Dieter Nuhr hat sich zur Griechenland-Krise zu Wort gemeldet - mit einem Tweet, den viele als geschmacklos empfinden.
13.48 Uhr: Alexis Tsipras und Wladimir Putin tauschen sich aus: Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras und Russlands Präsident Wladimir Putin haben am Telefon über das Referendum gesprochen, wie das russische Präsidialamt mitteilt. Potenzielle Finanzhilfen Russlands für das von der Staatspleite bedroht Griechenland werden in der Erklärung des Kremls allerdings nicht erwähnt.
13.41 Uhr: Pharmafirmen versprechen weitere Versorgung: Pharmakonzerne wollen Griechenland weiter mit Medikamenten versorgen, erklärt der europäische Branchenverband Efpia. Griechische Krankenhäuser und der staatliche Krankenversicherer schulden den Unternehmen mehr als 1,1 Milliarden Euro, da seit Dezember Lieferungen nicht mehr bezahlt wurden.
13.40 Uhr: Standard & Poor's: Grexit immer wahrscheinlicher: Ein Ausstieg Griechenlands aus der Euro-Zone (Grexit) ist jetzt wahrscheinlicher als ein Verbleiben, erklärt die Ratingagentur Standard & Poor's. Bisher sei aber zu erwarten, dass die Griechenland-Krise keine direkten Auswirkungen auf die Ratings südosteuropäischer Länder wie Bulgarien, Albanien oder Mazedonien habe.
13.27 Uhr: EZB berät über Notkredite: Die Europäische Zentralbank wird nach Informationen von mehreren Insidern am Nachmittag über die Notfallhilfen für griechische Geldhäuser beraten. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Die Telefonkonferenz werde später am Nachmittag stattfinden. Griechenlands Banken sind inzwischen stark auf die sogenannten ELA-Notkredite angewiesen, die die Athener Notenbank gegen Sicherheiten vergibt. Würde die EZB diese Hilfen kappen, dürften die Banken innerhalb kurzer Zeit kollabieren.
13.12 Uhr: Gysi drängt Merkel zu Kompromiss mit Griechenland: Nach dem Nein der Griechen zum Reform- und Sparprogramm der Kreditgeber fordert Linksfraktionschef Gregor Gysi Kanzlerin Angela Merkel zu einer Lösung der Schuldenkrise Athens auf. „Jetzt steht die Bundeskanzlerin in der Verantwortung, so schnell wie möglich einen Kompromiss zu finden. Einen Grexit können wir uns nicht leisten“, sagte Gysi. Die Strategie der Bundesregierung, die linke Regierung in Griechenland zu stürzen, sei nicht aufgegangen. Ein Kompromiss könnte Gysis Ansicht nach eine Zinssenkung für Kredite und eine befristete Stundung von Schulden sein. Er verwies auf Erleichterungen für Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg. Deutschland habe seine Schulden erst nach 92 Jahren - reduziert durch Schuldenschnitte - zurückgezahlt. Gysi forderte außerdem eine internationale Schuldenkonferenz, damit auch Länder wie Irland, Spanien und Portugal stärker berücksichtigt würden.
12.20 Uhr: EU-Kommisson sieht Stabilität des Euro nicht in Gefahr. Valdis Dombrovskis, Vizepräsident der Europäischen Kommission, sah bei einer Pressekonferenz in Brüssel die Stabilität der Eurozone nicht in Gefahr. "Die Stabilität des Euro-Währungsfonds steht nicht zur Debatte", sagte Dombrovskis, "Wir haben alle Instrumente, um für finanzielle Stabilität im Euroraum zu sorgen. Wir werden auch alle Instrumente einsetzen, um dafür zu sorgen, dass sich die Instabilitäten nicht ausweiten. Die Märkte haben ja auch relativ zurückhaltend reagiert." Allerdings mache das Nein aus Griechenland weitere Verhandlungen schwieriger, "die Kluft ist größer geworden". Die EU-Kommission benötige für die Aufnahme weiterer Gespräche mit Griechenland ein Mandat der Eurozone. "Das müssen wir erstmal abwarten", sagte der Vizepräsidnet der Europäischen Kommission. Allerdings betonte er auch: "Der Platz Griechenlands ist und bleibt in Europa."
12.00 Uhr - NZZ rät zum Grexit: Interessanter Kommentar aus dem Bankenland Schweiz - nicht von irgendwem, sondern vom Chef des Wirtschaftsressorts der renommierten Neuen Zürcher Zeitung. Unter der Überschrift "Griechenland sagt Nein. Jetzt aber konsequent" schreibt Peter A. Fischer, dass die Griechen aus der Eurozone ausscheren und sich mit Hilfe der Drachme gesundwirtschaften sollten. "Die Syriza-Truppe soll ohne den «reichen Onkel» aus Brüssel ihre Wege suchen müssen, um Einnahmen und Ausgaben in Einklang zu bringen", schreibt Fischer. "Auch die Griechen dürften dabei früher oder später erkennen, dass nichts daran vorbeiführt, wirtschaftlich wettbewerbsfähiger zu werden. Mit einem Grexit wird dies eher zu bewerkstelligen sein."
11.40 Uhr - Berlin: Derzeit keine Grundlage für Verhandlungen. Die Bundesregierung sieht nach dem "Nein" der Griechen in dem Referendum vom Sonntag derzeit keine Grundlage für Verhandlungen über ein neues Hilfsprogramm. "Zur Zeit" seien die Voraussetzungen dafür nicht gegeben, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Die Bundesregierung bleibe aber gesprächsbereit, fügte er hinzu.
Das Referendum habe eine Klärung der Haltung der Griechen herbeigeführt. Die Bevölkerung habe sich mehrheitlich hinter die ablehnende Haltung der griechischen Regierung gestellt und das müssen man akzeptieren. "Es ist nun an der griechischen Regierung etwas daraus zu machen. Wir warten ab, mit welchen Vorschlägen die griechische Regierung auf ihre Partner zukommt", sagt Seibert.
Der Sprecher des Finanzministeriums, Martin Jäger, fügt hinzu: "Wir halten die wirtschaftlichen Risiken für beherrschbar, weshalb wir keinen Anlass sehen von unserer Finanzplanung abzugehen."
11.10 Uhr - Nach dem griechischen Nein erleiden die Aktien deutscher Banken Kursverluste. Das klare Nein der Griechen zu den Sparvorgaben der Gläubiger hat deutschen Aktien zum Wochenauftakt Verluste eingebrockt. Das Minus fiel aber geringer aus als zunächst befürchtet. Der Rücktritt des griechischen Finanzministers Gianis Varoufakis wurde von Börsianern als Stütze für den Markt gesehen. Der Dax sackte im frühen Handel am Montag um 1,24 Prozent auf 10 921,78 Punkte ab. Auch die anderen europäischen Leitbörsen kamen weniger als erwartet in die Bredouille: Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 fiel um 1,84 Prozent. Der Kurs des Euro grenzte die Abschläge nach dem Varoufakis-Rücktritt ebenfalls ein. Zuletzt stand die Gemeinschaftswährung bei 1,1085 US-Dollar und damit nur rund einen viertel Cent niedriger als am Freitag. Aus Branchensicht standen Bankwerte nach dem Griechen-Referendum europaweit am stärksten unter Druck. Entsprechend gehörten die Anteilsscheine der Deutschen Bank, der Commerzbank und der Aareal Bank mit Abschlägen zwischen 2 und 3 Prozent zu den Schlusslichtern innerhalb ihrer jeweiligen Indizes. „Finanztitel sind an der Börse immer besonders betroffen von erhöhter Unsicherheit um Griechenland, auch wenn das Geschäft bereits stark reduziert wurde und nur noch geringe direkte Abhängigkeiten bestehen“, sagte ein Händler. Die Unsicherheit wegen einer Beteiligung in Griechenland hat die Aktien der Deutschen Telekom um 1,82 Prozent ins Minus befördert. Die Telekom hält 40 Prozent am griechischen Branchenkollegen OTE.
10.55 Uhr - EU-Verhandlungen über ein drittes Rettungsprogramm? Nach dem „Nein“ der griechischen Wähler zu Sparvorgaben der internationalen Gläubiger haben EU-Spitzenvertreter in einer Telefonkonferenz über das weitere Vorgehen beraten. EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker sprach mit EU-Gipfelchef Donald Tusk, Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem und dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, hieß es am Montag in EU-Kreisen. In der EU geht es nach dem Referendum vor allem darum, ob nach dem „Nein“ über ein drittes Rettungsprogramm für Griechenland gesprochen werden kann.
10.45 Uhr - Griechische Kampfansage in Berlin: Freunde des Oxi-Votums der Griechen haben gestern Abend an der griechischen Botschaft an der Jägerstraße ihre Freude ausgedrückt. "Der Anfang vom Ende des Kapitalism!", stand auf einem Transparent, das jemand am Durchgang zum Restaurant Vau aufgehängt hatte - entdeckt von unserer Kollegin Melanie Berger.
10:30 Uhr - Noch mal schnell Geld holen. Bereits um Mitternacht bildeten sich in Athen lange Schlangen vor den Geldautomaten. Ein Bild, das auch am Montagvormittag in der Hauptstadt zu beobachten war. Die Athener holten sich ihre tägliche Euro-Höchstsumme ab. Womöglich aber stellten sie sich auch an, weil keiner wissen konnte, wie sich die finanzielle Lage im Land nach dem Nein weiterentwickeln wird.
10:23 Uhr - So reagiert die internationale Presse: Die Welt" schlägt einen großen Bogen und stellt den Euro in Zusammenhang mit der europäischen Friedensordnung: "Der Frieden in Europa kann ohne den Euro nur schwer gewahrt werden. Die vergangenen Jahrzehnte bieten genug Beispiele dafür, was die Existenz der gemeinsamen Währung an Konflikten verhindert hat. Das Ziel muss sein, Euro-Europa so stabil zu machen, dass es für die Stabilität der Währung gleichgültig ist, ob Syriza Kopfstand macht."
Die Pariser "Libération" sieht die EU nach dem Referendum in Griechenland vor schweren Entscheidungen: "Griechenland wird sich in eine einsame Odyssee stürzen, die eines Odysseus würdig ist ..." Mehr nationale und internationale Pressestimmen finden Sie in einer Zusammenstellung hier.
10:00 Uhr - Nachfolger für Varoufakis? Nach griechischen Medienberichten soll der Ökonom Euklid Tsakalotos neuer griechischer Finanzminister werden. Er gehört dem Parteivorstand von Syriza an und war zuvor stellvertretender griechischer Außenminister. Seine altes Aufgabengebiet passt zu seinem offenbar neuen Job: Er war zuständig für internationale Wirtschaftsbeziehungen - und offenbar auch schon an Verhandlungen mit der Eurozone beteiligt. Die griechische Zeitung "Kathimerini" nennt ihn einen "Top-Verhandler". Allerdings könnte auch Wirtschaftsminister Georgios Stathakis noch im Rennen um die Varoufakis-Nachfolge sein.
9:44 Uhr - Das Nein der Griechen hat deutschen Aktien zum Wochenauftakt leichte Verluste eingebrockt. Das Minus fiel aber geringer aus als zunächst erwartet. Der Rücktritt des griechischen Finanzministers Gianis Varoufakis wurde von Börsianern als Stütze für den Markt gesehen. Der Dax sackte in den ersten Handelsminuten am Montag um 1,64 Prozent auf 10 877,47 Punkte ab. Vorbörslich war er zeitweise noch mehr als 3 Prozent unter dem Freitagsschluss taxiert worden. In der Vorwoche hatte der deutsche Leitindex bereits 3,78 Prozent an Wert eingebüßt. Der MDax der mittelgroßen Werte fiel am Montag um 1,15 Prozent auf 19 646,63 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax sank um 1,00 Prozent auf 1640,40 Punkte. Das griechische „Ochi“ (Nein) brachte auch wichtige Auslandsbörsen nur wenig in die Bredouille: Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 fiel zuletzt um 2,04 Prozent. In Japan schloss der Nikkei-Index mehr als 2 Prozent tiefer. Auch der Kurs des Euro gab nach, grenzte die Abschläge nach dem Varoufakis-Rücktritt aber ein. Zuletzt stand die Gemeinschaftswährung bei 1,1056 US-Dollar und damit nur rund einen halben Cent niedriger als am Freitag.
9:20 Uhr - Frankreichs Finanzminister Michel Sapin spricht sich für weitere EZB-Nothilfen aus. Frankreichs Finanzminister hat der EZB nahegelegt, ihre Nothilfen für griechische Banken nicht zu kappen. "Derzeit gibt es ein Niveau an Liquidität, das nicht verringert werden kann", sagte der Minister am Montag dem Rundfunksender Europe 1. Allerdings entscheide die Europäische Zentralbank (EZB) in völliger Unabhängigkeit, fügte er hinzu. Es wurde erwartet, dass die Notkredite am Montag erneut Thema einer Telefonkonferenz des EZB-Rats am Montag sein dürften. Insidern zufolge liegt der Rahmen für die Liquiditätshilfen derzeit bei rund 89 Milliarden Euro. Ohne die ELA-Kredite droht den Instituten das Geld auszugehen, da viele Unternehmen und Privatleute wegen der Unsicherheit über den Verbleib des Landes im Euro Konten geräumt haben. Nach dem "Nein" der Griechen zu den jüngsten Rettungsvorschlägen sei es nun an der Regierung in Athen, neue Vorschläge zu machen, sagte Sapin. Ein Ausscheiden des von der Pleite bedrohten Mittelmeerlandes aus der Euro-Zone sei keineswegs ein Automatismus. Es gebe weiterhin eine Basis für den Dialog.
9:07 Uhr - Dax reagiert mit Kursverlusten auf Griechenlands Nein. Die Ablehnung der Reformvorschläge der Gläubiger durch die Griechen hat dem Dax Kursverluste eingebrockt. Wieder aufgeflammte Spekulationen auf den "Grexit" - das Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone - drückten den deutschen Leitindex am Montag bei Börsenbeginn 2,1 Prozent ins Minus auf 10.827 Punkte. Der EuroStoxx50 verlor 2,4 Prozent.
9:04 Uhr - Varoufakis-Nachfolger soll noch am Montag nach einem Treffen der griechischen Führung benannt werden. Das Treffen beginnt einem Regierungssprecher zufolge um 9.00 Uhr (MESZ). Mögliche Nachfolger sind Wirtschaftsminister Georgios Stathakis und der Koordinator der Gespräche mit den Gläubigern, Euklid Tsakalotos.
8:50 Uhr - Wolfgang Bosbach hofft nach dem Varoufakis-Rücktritt auf einfachere Euro-Verhandlungen. „Das würde vermutlich die Verhandlungen aufgrund seines bisherigen Auftretens erleichtern“, sagte der CDU-Politiker am Montag im ZDF-„Morgenmagazin“, bevor der Rücktritt bestätigt wurde. Das löse jedoch nicht die Probleme. „Entscheidend sind weniger die Personen als die politischen Inhalte.“ Neue milliardenschwere Hilfspakete seien auch nicht die Lösung, sagte Bosbach: „Es fehlt an Wirtschaftskraft, an Wettbewerbsfähigkeit, an einer wirklich effizienten Verwaltung.“
8:40 Uhr - Wagenknecht zu Varoufakis-Rücktritt: Die Linkspartei feierte das "Nein" der Griechen im Referendum über die Sparpolitik. Am Morgen danach äußert sich Sahra Wagenknecht, Erste Stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, beim Radiosender WDR 5. Sie hält den Rücktritt des griechischen Finanzministers Yanis Varoufakis, der offenbar auch auf Druck der Gläubiger aus der Eurozone zustande kam, für "respektabel". Varoufakis wolle, so Wagenknecht weiter, "dass für sein Land das Beste rauskommt".
8:30 Uhr - Kommentar von Elisa Simantke zu Varoufakis-Rücktritt: Unsere Griechenland-Expertin Elisa Simantke kommentiert: Es die erste Neuigkeit an diesem Morgen, der für Griechenland am Beginn einer neuen Zeitrechnung steht: Am Tag eins nach dem Sieg der "Nein"-Sager ist Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis zurückgetreten. Ein Rückzug aus dem Ministerium der auf den ersten Blick überrascht. Schließlich hatte Varoufakis seine Zukunft im Amt mit dem Ausgang des Referendums verknüpft - und gewonnen. Die Griechen haben sich mehrheitlich gegen die Vorschläge der Gläubiger gestellt.
Es scheint auch so, als geschehe dies alles nicht ganz freiwillig. Varoufakis schreibt, Tsipras halte dieses Vorgehen für "hilfreich", um eine Einigung mit den Gläubigern zu erzielen - die ihn, Varoufakis, loswerden wollten. Deshalb ziehe er sich freiwillig zurück. Tatsächlich hatten sich viele EU-Politiker in den vergangenen Tagen besonders an Varoufakis Aussagen aufgerieben, der den Druck aus Brüssel vor dem Referendum als "Terrorismus" bezeichnete. Tsipras dagegen ist nach der gewonnenen Volksabstimmung nun an einer möglichst schnellen Einigung gelegen, das hat er in einer Fernsehansprache am Sonntagabend betont. Er wolle keinen Bruch mit Europa sondern einen guten Deal mit Schuldenerleichterungen. Dafür opfert er nun seinen streitbarsten Minister. In Athen wollen sie nun reden. Und in Europa?
8:10 Uhr - Varoufakis "stolz auf die Abneigung der Gläubiger": In einem pathosgeladenen Statement in seinem Blog erläutert der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis seinen Rücktritt: "Das Referendum vom 5. Juli macht Geschichte als einzigartiger Moment, in dem ein kleines europäisches Land sich gegen Schuldenfesseln erhob.
Wie alle Kämpfe für demokratische Rechte hat auch diese historische Ablehnung des Ultimatums der Eurogruppe vom 25. Juni ihren hohen Preis. Es ist deshalb wichtig, dass der große Vorschuss, den unsere Regierung durch das großartige NEIN-Votum bekam, sofort in ein JA zu einer tragfähigen Lösung investiert wird - in eine Vereinbarung, die eine Umschuldung, weniger Sparpolitik, Umverteilung zugunsten der Bedürftigen und tatsächliche Reformen beinhaltet.
Gleich nach der Bekanntgabe der Abstimmungsergebnisse wurde mir klargemacht, dass einige Mitglieder der Eurogruppe und bestimmte "Partner" meine ... "Abwesenheit" bei ihren Treffen bevorzugen würden; eine Idee, die der Premierminister für potenziell hilfreich befand, um ein Abkommen zu erreichen. Aus diesem Grund verlasse ich das Finanzministerium heute.
Ich sehe es als meine Pflicht an, Alexis Tsipras dabei zu helfen, wenn er es für notwendig hält, den Vorschuss, den uns das griechische Volk beim gestrigen Referendum gab, zu nutzen.
Und ich bin stolz auf die Abneigung der Gläubiger.
Wir Linken wissen, wie man im Kollektiv arbeitet ohne Rücksicht auf Amtsprivilegien. Ich werde Premierminister Tsipras, den neuen Finanzminister und unsere Regierung voll unterstützen.
Die übermenschliche Aufgabe, das tapfere griechische Volk und sein schon berühmtes OXI (NO), das es Demokraten in aller Welt bescherte, zu würdigen, hat gerade erst begonnen."
7:42 Uhr - Varoufakis kündigt Rücktritt an: Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis hat in seinem Blog und per Twitter seinen Rücktritt von seinem Amt in der griechischen Regierung angekündigt. Varoufakistypisch spektakuläre Überschrift: "Minister No More!"
7:33 Uhr - Gläubiger verabreden Telefonkonferenz: Nach dem klaren Nein der Griechen zu den Forderungen der internationalen Gläubiger will EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker am Montag mit dem Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, und Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem über das weitere Vorgehen beraten. Sie seien für Montagmorgen zu einer Telefonkonferenz verabredet, teilte die Kommission in der Nacht zum Montag in Brüssel mit. Noch in der Nacht sowie am Montag werde Juncker die Staats- und Regierungschefs "der anderen 18 Eurozonen-Mitglieder sowie die Spitzen der EU-Institutionen konsultieren".
7:24 Uhr - "Bedauerlich für die Zukunft Griechenlands": Der Chef der Eurogruppe, Jeroen Dijsselbloem, hat auf das deutliche Nein der Griechen im Referendum über die Forderungen der internationalen Gläubiger besorgt reagiert. "Dieses Ergebnis ist sehr bedauerlich für die Zukunft Griechenlands", erklärte der niederländische Finanzminister am Sonntagabend. Für eine Erholung der griechischen Wirtschaft seien "schwierige Maßnahmen und Reformen unvermeidbar". "Wir werden nicht die Initiativen der griechischen Behörden abwarten", fügte Dijsselbloem hinzu.
6:43 Uhr - Sondergipfel der Euro-Zone für Dienstag geplant: Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Francois Hollande haben einen Sondergipfel der Euro-Zone am Dienstag vorgeschlagen. Ein Regierungssprecher in Berlin teilte am Abend mit, dass sich die beiden in einem Telefonat am Sonntag darauf verständigt hätten. "Beide sind sich darin einig, dass das Votum der griechischen Bürger zu respektieren ist", sagte er weiter, ohne Details zu nennen. Bereits vor dem Telefonat hatte ein Sprecher mitgeteilt, dass Merkel am Montagnachmittag nach Paris reisen wolle, um sich mit Hollande über weitere Schritte nach dem Referendum auszusprechen. Am Montagabend soll ein Abendessen folgen.
6:25 Uhr - Das amtliche Endergebnis ist da: Bei dem Referendum über die Forderungen der internationalen Gläubiger haben laut offiziellem Endergebnis 61,31 Prozent der Griechen mit Nein gestimmt. Die Griechen unterstützten damit klar das Vorgehen der Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras im Schuldenstreit mit der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF). Die Regierung in Athen hatte für ein Nein geworben und argumentiert, damit würde sie gestärkt in neue Verhandlungen mit den Geldgebern gehen.
Das Ergebnis des Referendums ist ein Schlag für eine Reihe von EU-Spitzenpolitikern, die bis zuletzt für eine Annahme der Gläubigervorschläge geworben und das Referendum zu einer Abstimmung über einen Verbleib Griechenlands in der Eurozone erklärt hatten. Nach dem Referendum wurde für Dienstag ein Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs der Euro-Staaten einberufen.
6:00 Uhr - Der Tag danach: Was kommt nach dem großen Jubel in Athen Katerstimmung oder wirklich Aufbruch? Noch ist unklar, wie die Gläubiger auf den Ausgang des Referendums reagieren werden. Die ersten Stellungnahmen am Sonntag brachten vor allem Enttäuschung und Pessimismus zum Ausdruck. Am deutlichsten wurde Vizekanzler und SPD-Chef Sigmar Gabriel, der davon sprach, dass Tsipras die letzten Brücken habe einstürzen lassen. Bundeskanzlerin Angela Merkel wird sich vor allem mit dem französischen Staatschef Francois Hollande eng abstimmen. Für den Abend ist ein Treffen der beiden in Athen geplant. (mit dpa, AFP, Reuters, Mitarbeit: Julian Graeber, Markus Hesselmann, Benedigt Voigt)