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Auf Tuchfühlung nur mit Maske: Israels Präsident Reuben Rivlin bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
© dpa

Israels Präsident Rivlin bei Steinmeier: Die leisen Zwischentöne einer Freundschaft

Die Staatsoberhäupter mögen sich erkennbar. Das überstrahlt ihre unterschiedlichen Ansichten zu Joe Bidens Nahostpolitik, der Zwei-Staaten-Lösung und dem Iran.

Sie mögen sich, auf eine Weise, die Meinungsverschiedenheiten überstrahlt: beim Blick auf die USA, Palästina und den Iran.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und sein israelischer Kollege Reuben Rivlin haben 2020 beim vielfachen Gedenken an den Holocaust und die Befreiung des KZ’s Auschwitz vor 75 Jahren eine Freundschaft aufgebaut. Mehrfach trafen sie sich und sprachen über die Lehren der Geschichte: in der Gedenkstäte Yad Vashem in Israel, in Auschwitz und bei Rivlins Rede im Bundestag.

Steinmeier sollte als erster Bundespräsident bei Israels Nationalfeiertag sprechen. Corona hat das verhindert. Sie haben regelmäßig telefoniert - und auf eine neue Gelegenheit zur persönlichen Begegnung gewartet.

Rivlin ist geimpft und darf reisen, Steinmeier nicht

Nun war es soweit. Rivlin ist geimpft - wie fast alle in Israel - und darf reisen. Steinmeier wartet, bis er nach der deutschen Impfordnung dran ist. So kam Rivlin nun nach Berlin - als erstes Staatsoberhaupt in diesem Jahr.

Beide begrüßen die neuen Friedensabkommen Israels mit arabischen Staaten, die US-Präsident Donald Trump vorangetrieben hat. Rivlin nennt sie "ein Hoffnungsfenster für den Frieden in der Region".

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Beide warnen vor dem Iran, seinem Atomprogramm und seinem Vorgehen in der Region. Rivlin sagt, der Iran stehe an der Spitze der extremen Kräfte, die Frieden zu verhindern versuchten. „Wir verlassen uns auf unsere Freunde in Europa.“

Rivlin dankt Deutschland für die Hilfe bei der Rückführung gefangener und gefallener Bürger Israels.

Bewunderung für Israels Impf-Pragmatismus. Und eine Bitte

Nur ganz leise ist herauszuhören, dass es auch Themen gibt, über die sie unterschiedlich denken.

Steinmeier bewundert Israel für seine Erfolge und seinen Pragmatismus beim Impfen. "Davon können wir lernen." Und ergänzt die Bitte: Nachhaltigen Schutz vor Ansteckung werde es erst geben, wenn alle Menschen in allen Staaten Zugang zu Impfstoffen haben. Deshalb sei er froh über die Lieferungen an drei afrikanische Staaten durch die Covax-Initiative. Und ebenso, dass Israel nun die Kooperation mit den palästinensischen Nachbarn vorantreibe.

Der Bundespräsident lässt anklingen, dass er die „Neujustierung“ der Nahostpolitik unter US-Präsident Joe Biden wohl positiver bewertet als sein Gast. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sah in Trump einen Verbündeten, sein Verhältnis zu Biden ist kühler.

Und: Deutschland hält an der Zwei-Staaten-Lösung fest. Sie sei eine "wichtige Voraussetzung für friedliches Zusammenleben". Auch das sehen viele in Israel inzwischen anders. "Auf Wiedersehen in Jerusalem, vor Ende meiner Amtszeit im kommenden Sommer“, bekräftigte Rivlin seine Gegeneinladung.

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