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Investitionen in Kohle und andere fossile Energien können zum Risiko für Pensionsfonds werden.
© Patrick Pleul/dpa

Klimapolitik: Der Klimawandel bedroht unsere Altersvorsorge

Warum der WWF-Finanzexperte Matthias Kopp die Finanzmärkte auf Abwegen sieht, und Unternehmen dringend rät, Klimarisiken Ernst zu nehmen. Ein Gastkommentar.

Manchmal reicht die Wissenschaft nicht, um Menschen zu überzeugen oder zum Handeln zu bewegen. Bisweilen wirkt sie zu abstrakt, zu fern vom alltäglichen Leben. Der Klimawandel muss schon seit seiner Entdeckung mit diesem Missverhältnis kämpfen. Die meisten Menschen erkennen zwar an, dass es ihn gibt. Aber auf diese Erkenntnis folgen nicht zwangsläufig die richtigen Taten. Andere Probleme, die gefühlt näher vor der eigenen Haustür liegen, ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. So lange, bis klar wird, wie weit die Kreise sind, die der Klimawandel und die Antworten auf ihn ziehen. Bis klar wird, dass er nicht nur vor der eigenen Haustür liegt, sondern längst Einzug in die eigenen vier Wände gehalten hat.

Denn Politik und Wirtschaft reagieren bereits auf den Klimawandel. Der klimapolitische Paukenschlag erfolgte 2015 in Paris, als die internationale Staatengemeinschaft sich einigte, die Temperaturerhöhung auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. Seitdem schauen Politik und Wirtschaft, wie sich dieser Beschluss umsetzen lässt. Und einige Schlussfolgerungen liegen auf der Hand. Zum Beispiel, dass eine Unter-zwei-Grad-kompatible Energieversorgung nicht auf Kohle basieren kann. Oder dass ein Unter-zwei-Grad-kompatibler Verkehr nicht mit Verbrennungsmotoren läuft.

Die Pfade für den Umbau der Weltwirtschaft nehmen so Gestalt an. Das geschieht längst nicht schnell und ambitioniert genug, auch noch nicht überall, keine Frage. Aber es geschieht. Dennoch ignorieren einige, wohin der Weg führen wird – und nehmen in Kauf, in eine Sackgasse zu geraten.

Der Finanzmarkt hinkt hinterher

Der Finanzmarkt ist für viele Analytiker derzeit eines der Sorgenkinder, das vom Weg abkommt. Denn dort spiegelt sich noch nicht wider, worauf sich die Politik international geeinigt hat, was auch nationale Regierungen bereits in ihren Zielen festgeschrieben haben, zum Beispiel den Ausbau erneuerbarer Energien und der Elektromobilität. Wenn aber die Finanzwelt ignoriert, dass sich die Rahmenbedingungen ändern und sich dadurch auch Werte verschieben, drohen immense Verluste, vielleicht sogar die nächste Finanzblase. Und wenn diese platzt, reicht keine Spritze aus Steuergeldern mehr, um den Schaden zu beheben.

Über Pensionskassen und –fonds wären Millionen Menschen betroffen. Denn legen die Kassen das Geld ihrer Kunden weiterhin zum Beispiel in fossile Energien an, von denen die Welt aber abkehrt, sind hohe Wertverluste vorprogrammiert. Und die Altersvorsorge in Gefahr. So ziehen der Klimawandel und die Reaktion auf ihn schließlich  ein in das alltägliche Leben der Menschen. Dann sollten auch die letzten verstehen, dass es nicht hilft, die Augen vor dem Wandel zu verschließen. Im Gegenteil: Es braucht mehr Transparenz und Aufmerksamkeit.

Berichterstattung über Klimarisiken

Gerade die G20-Staaten mit ihrer ungeheuren Finanzkraft sind gefragt, für eben diese zu sorgen. Und sie sind bereits einen Schritt in die richtige Richtung gegangen: Vor zwei Jahren haben sie die sogenannte Task-Force for Climate-related Financial Disclosure (TCFD) geschaffen. Die Arbeitsgruppe hat Empfehlungen aus Sicht der Wirtschaft erarbeitet, wie Unternehmen Klimarisiken besser berücksichtigen und offenlegen können und wie auch die Finanzindustrie damit umgehen sollte. Nun müssen diese Empfehlungen aber auch Gehör finden und zur Umsetzungsleitlinie werden.

Matthias Kopp
Matthias Kopp
© David Biene/WWF

Leider stehen die Zeichen im G20-Kreis dafür nicht gut. Bei dem Treffen der G20-Finanzminister in Baden-Baden im März ist das Bekenntnis zum Klimaschutz schon aus der Abschlusserklärung verschwunden. Den eigenen Handlungsauftrag der G20 zu ignorieren, nämlich das Adressieren von Risiken in Finanzmärkten, ist fahrlässig. Die wirtschaftsstärksten Staaten der Welt handeln so auch auf Kosten der eigenen Bürger. Dabei stehen sie in der Verantwortung, damit Klimaschutz und die Transparenz von Umweltrisiken auf die Agenda der Unternehmen rücken – und zwar nach oben.

Das gilt auch da, wo einige Länder sich gegen diese Entwicklung sperren. Solch eine kurzsichtige Haltung zu übernehmen oder sie dominieren zu lassen, ist leichtsinnig. Fehlt die klare politische Ansage, tun die Unternehmen gut daran, auch ohne diese aktiv zu werden und voranzugehen. Sie sollten erkennen: Zukunftsfähig sind sie nur, wenn sie künftig auch Umwelt- und Klimarisiken ausreichend Aufmerksamkeit schenken.

Matthias Kopp arbeitet seit 12 Jahren für den WWF Deutschland und kümmert sich dort um den Bereich nachhaltige Finanzen.

Matthias Kopp

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