Berlin Investment Forum: Geldentzug für ein besseres Klima
Auf einer Konferenz des Tagesspiegels benennen Investoren Risiken im Geschäft mit fossilen Energien - und die Chancen, mit Erneuerbaren Geld zu verdienen.
Das Klimadrama hat im britischen Lancashire begonnen – mit dem Beginn der Industrialisierung. Seither steigt der Treibhausgasausstoß. So datierte der Direktor des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Hans Joachim Schellnhuber, am Montag den Ausgangspunkt für das Problem, das zunehmend auch für Investoren zum Thema wird. Beim „Berlin Investment Forum“ im Haus des Tagesspiegel-Verlages stand Schellnhubers Vortrag am Anfang der Debatte.
Derweil warb am Montag in London der Chefökonom der Internationalen Energieagentur (IEA), Fatih Birol, dafür, das Jahr 2020 zum Ausgangspunkt der Lösung zu machen. Im neuen IEA-Klimareport beschreibt er, dass es ohne ökonomische Verluste möglich sei, den Höhepunkt der globalen Treibhausgasemissionen 2020 zu erreichen, um sie dann deutlich zu senken. Schellnhubers PIK hat vor wenigen Tagen eine Studie veröffentlicht, die zeigt, dass der Höhepunkt des Kohlendioxid-Ausstoßes in China 2025 liegen könnte. Peking selbst hat sich im vergangenen Herbst in einem Vertrag mit den USA darauf eingelassen, den Höhepunkt der CO2-Emissionen vor 2030 zu erreichen. Die IEA hält 2020 als Zielmarke für den globalen Höhepunkt der Emissionen für möglich, wenn die Energieeffizienz schnell erhöht werde, die ältesten Kohlenmeiler schnell vom Netz gehen, die Investitionen in erneuerbare Energien deutlich steigen. Zudem sollten bis dahin die Subventionen für fossile Energien wie Öl, Gas und Kohle auslaufen.
Kapital in eine klimafreundliche Richtung lenken
Bei der Tagesspiegel-Konferenz ging es vor allem darum, das Kapital der Investoren in eine klimafreundliche Richtung zu lenken. Valerie Rockefeller Wayne und Stephen Heintz vom Rockefeller Brothers Fund berichteten via Videoschaltung aus New York, welche Schwierigkeiten sich beim Versuch auftun, Geld aus fossilen Geschäften abzuziehen und in klimaverträgliche Unternehmen oder Fonds zu investieren. Der Gründungsdirektor des Potsdamer Nachhaltigkeitsinstituts IASS, Klaus Töpfer, entwarf dafür den globalen politischen Rahmen. Schon beim Finanzierungsgipfel in Addis Abeba im Juli werde es nicht nur darum gehen, wie viel Steuermittel aus Industriestaaten für eine grüne Entwicklung in armen Ländern zur Verfügung gestellt werden. Es gehe auch darum, wie sich Investoren an dieser Klimafinanzierung beteiligen werden.
Rainer Baake, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, wies darauf hin, dass in den kommenden 35 Jahren „ein kompletter Austausch des Kapitalstocks“ stattfinden werde. In Deutschland soll bis dahin die Stromversorgung weitgehend ohne CO2 auskommen. Derzeit sind erneuerbare Energien mit 28 Prozent daran beteiligt, bis 2050 sollen sie auch die restlichen 72 Prozent ersetzen. Wo es sich zu investieren lohnt, ist für Baake so klar wie für die IEA: in erneuerbare Energien. Im deutschen Streit um eine Klimaabgabe auf Kohlekraftwerke kündigte Baake vor der Sommerpause eine Entscheidung an.
Beschlüsse von Elmau als Signal
Nick Robins, der für das UN-Umweltprogramm das Unep Inquiry leitet, das die Klimatauglichkeit der Finanzmärkte untersuchen soll, berichtete, dass vor allem Schwellenländer bereits reagieren. In Brasilien verlange die Zentralbank von Banken eine Bewertung der Umwelt- und sozialen Risiken ihrer Investitionen, weil das die Bedingung für finanzielle Stabilität sei. In China sollen die Banken einem Stresstest unterzogen werden. Selbst an einem der kohlenstoffhaltigsten Finanzmärkte der Welt, der Londoner City, werde das Risiko von Fehlinvestitionen in das fossile Energiesystem wahrgenommen, sagte Robins. Vor allem Versicherungen und Pensionsfonds würden darauf achten, berichtete Robins.
Bei der Berliner Konferenz herrschte Einigkeit, dass der Geldentzug für fossile Geschäfte ein „starkes Signal“ (Heintz) sei. Die Beschlüsse von Elmau sind nach Klaus Töpfers Einschätzung „ein starkes Signal an die Investoren“.
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