Musik-Doku "Mali Blues": Weltbühne Bamako
In besetzten Mali werden Musiker von Islamisten bedroht. Der Dokumentationsfilm "Mali Blues" zeigt, wie die Musiker in dem westafrikanischen Land ihnen mit ihren Liedern widerstehen.
Mali ohne Musik? Undenkbar, sagen Fatoumata Diawara, Bassekou Koujaté, Master Soumy und Ahmed Ag Kaedi. „Ohne Musik werden wir krank“, sagt Fatoumata Diawara am Anfang des dokumentarischen Films „Mali Blues“. Der Regisseur Lutz Gregor hat die vier Musiker 2015 in Mali beobachtet und interviewt. Wobei vor allem Fatoumata Diawara den Film zusammenhält, denn ihre Heimkehr nach Mali aus Frankreich bildet den Rahmen und Hauptstrang der Erzählung. Als 33-jähriger Weltmusikstar gibt sie 2015 ihr erstes Konzert überhaupt in der Heimat. Lutz Gregor folgt ihr auf ihren Stationen bis zum großen Auftritt beim Festival sur Niger in Ségou. Die Stadt liegt am Niger zwischen der Hauptstadt Bamako im Süden und Mopti, dem Tor zum Norden des Landes.
Die Musikerin, die 2011mit ihrem ersten Album den musikalischen Durchbruch schaffte, war als Zwölfjährige mit einer Tante von der Elfenbeinküste nach Mali gezogen. Mit 19 Jahren flüchtete sie vor einer Zwangsehe und wohl auch der drohenden Beschneidung. Beide Themen finden sich in ihren Liedern, die sie im Film Frauen ihres Heimatdorfes vorspielt. Die Frage, warum die malischen Frauen stur an der Tradition festhalten, Frauen zu verstümmeln und sie ihrer Sexualität zu berauben, antworten die Frauen im Sonntagsstaat, dass es darum gehe die Reputation der Zweitfrauen zu schützen. Warum das Thema für Fatoumata Diawara eine so wichtige Rolle spielt, erklärt der Film allerdings leider nicht. Das kann nur nachvollziehen, wer ihre Karriere verfolgt hat.
"Erklär' mir Deinen Islam"
Der Film erklärt überhaupt nicht allzu viel. Wer der mutige junge Rapper ist, der mit dem Lied „Erklär’ mir Deinen Islam“ von den Islamisten Rechenschaft fordert, die 2012 einen Großteil Nordmalis besetzt hatten, erfährt der Betrachter erst kurz vor Schluss. Master Soumy legt sich mit allen Mächtigen an. Lutz Gregor zeigt ihn bei einem reichlich improvisiert wirkenden Konzert in Bamako auf einem staubigen Platz. Außer einer Bühne ist nicht viel zu sehen. Bis zum Abend werden noch ein paar Stühle aufgestellt. Der Rest ist einfach nur Musik.
In Mali sind nach der Besetzung des Nordens durch Islamisten viele Musiker bedroht worden. Ob und welchen Bedrohungen Master Soumy durch die Islamisten ausgesetzt ist, lässt der Film offen.
Der Tuareg-Musiker Ahmed Ag Kaedi dagegen musste aus seiner Heimatstadt Kidal flüchten. Die Islamisten hatten einen Großteil seiner Instrumente zerstört und drohten ihm mit Verstümmelung, falls er die Musik nicht aufgibt. In Bamako trauert er der verlorenen Heimat nach – und der Wüste. Mit ihm hatte Diawara schon 2013 zusammengearbeitet, damals hatte sie 40 Musiker zusammengetrommelt, um ein Lied für den Frieden aufzunehmen. Der Film zeigt die beiden auf einem Dach bei einer nächtlichen Jam-Session.
Als Soundtrack ist der Film schwer zu übertreffen
Mali verfügt über ein reiches Musikleben, das weit in die Vergangenheit reicht, wovon auch die Lieder von Bassekou Koujaté zeugen. Er stammt aus einer berühmten Griot-Familie. Griots waren die Preissänger, die die Taten großer Männer besangen. Sie sind auch das historische Gedächtnis Malis und unverzichtbar, „um zu heiraten oder bei Begräbnissen“, sagt Koujaté, der als Hochzeitssänger angefangen hat. Er steht mit seiner Familie auf der Bühne und konfrontiert die moderne Fatoumata Diawara mit der Tradition.
Als Soundtrack ist „Mali Blues“ schwer zu übertreffen. Wer den Film gesehen hat, will mehr Musik aus Mali hören. Aber dem unbefangenen Betrachter erschließt er Mali kaum. Es fehlen die Hintergrundinformationen – und manchmal auch ganz einfach nur die Namen der Musiker, die gerade zu sehen sind, und eine Ortsangabe.
An diesem Dienstag, 20. September, 19.30 Uhr, findet im Kant-Kino zur Premiere des Films in Anwesenheit des Regisseurs Lutz Gregor ein kurzes Konzert mit Fatoumata Diawara, Ahmed Ag Kaedi und Master Soumy statt. Der eigentliche Filmstart folgt am 29. September.
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