Mali: Lieder wider die Scharia
Malische Musiker singen gegen Islamisten an. Mehr als 40 malische Sänger haben gemeinsam einen Song für den Frieden und die Einheit produziert.
Mali-ko. Frieden. Das ist der Titel eines Liedes, das mehr als 40 malische Musikerinnen und Musiker Ende vergangener Woche in der Hauptstadt Bamako vorgestellt haben. Die 30-jährige Fatoumata Diawara hat dafür mehr als 40 bekannte Musiker aus dem gesamten Land zusammengetrommelt. Unter dem Namen "Voices United for Mali" (Vereinigte Stimmen für Mali) haben sie ihre verschiedenen Stile zu einem Werk zusammengefügt. Dabei herausgekommen ist ein Sieben-Minuten-Lied, das einen guten Einblick in die malische Musikszene bietet. Mit traditionellen Instrumenten untermalt gibt es Folk und Rap in der größten Landessprache Bambara, aber auch ein Tuareg-Musiker aus dem Norden Malis ist dabei, Ag Keidi.
Fatoumata Diawara hat erst im vergangenen Jahr ihr Debutalbum in Frankreich veröffentlicht. Es sind selbst komponierte Lieder über Mädchen-Hochzeiten und die Beschneidung von Frauen. Dennoch sieht sich Diawara nicht in erster Linie als politische Sängerin.
Mali-ko ist allerdings sehr politisch gemeint. Mit der jungen Sängerin standen auch die international bekannten Amadou und Mariam im Studio, Oumou Sangaré, die schon auf eine Jahrzehnte lange Karriere zurückblicken kann und der Kora-Spieler Toumani Diabaté. Die Kora ist ein traditionelles Zupfinstrument. „Die Zeit ist für uns gekommen, um über die Krise in Mali zu sprechen“, heißt es im Refrain des Liedes. Fast alle Sänger beschwören die malische Einheit, sie singen für den Frieden und gegen den Krieg. Aber gleichzeitig heißt es mehrfach in dem Lied auch, es sei an der Zeit „aufzustehen“ gegen die Islamisten im Norden, die „uns die Scharia aufzwingen wollen“. Sie singen gegen die Behandlung der Frauen an, die wie ein Ware gehandelt und vergewaltigt würden. Einer der Rapper ruft die Malier dazu auf, sich bereit zu machen, für die Einheit des Vaterlands einzustehen.
Fatoumata Diawara sagte bei der Pressekonferenz in Bamako: „Die Menschen in Mali sehen zu uns hin. Sie haben ihre Hoffnung in die Politik verloren.“ Die Musik habe immer eine große Rolle in Mali gespielt, sagte sie. Im Norden Malis haben die islamistischen Gruppen, die vor gut neun Monaten die Macht übernommen haben, Musik verboten. Radiostationen dürfen sie nicht mehr spielen, dort gibt es nur noch Predigten oder neue Dekrete der Religionspolizei, die sich vor allem aus Islamisten aus den Nachbarländern rekrutiert. Die Religionspolizei zerstört auch Musikinstrumente, wenn sie bei ihren Razzien welche findet. Dabei hat Mali ein reiches musikalisches Leben und eine Reihe von internationalen Stars hervorgebracht. Neben Amadou und Mariam ist das beispielsweise Rokia Traoré, die wie die meisten erfolgreichen malischen Musiker in Paris lebt.
Fatoumata Diawara wollte am 8. Februar im Berliner Postbahnhof auftreten. Das Konzert ist allerdings abgesagt worden.
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